Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / H. Gerstmayr Der erste Siegelstock, nach einer Ideenskizze von Blümelhuber ausgeführt, war für den Generaldirektor der Wittkowitzer Eisenwerke Dr. Friedrich Schuster bestimmt. Aufder Siegelfläche ist das Porträt Dr. Schusters negativ eingeschnitten (Bild 59/60). Eine solche Arbeit ist besonders mühevoll. „Die Rosenpetschaft (Siegelstock Dr. Schusters) war Gerstmayrs erste vollplastische Stahlschnittarbeit. In den ornamentalen Formen ganz zeitgebunden,zeigt das Werk vor allem das hohe technische Können des Meisters schon in seiner ersten Steyrer Zeit (1910)*." Zur Erinnerung an das Zustandekommen, die Q, 1 Erbauung und Eröffnung des staatlich subventionierten Meister-Ateliers für Stahlschnitt in Steyr schnitt Gerstmayr 1910 einen Prägestempel in Stahl. Aber auch die Plakette wurde in Stahl geprägt(Bild 68/69). Aufder Aversseite sehen wir das Meisteratelier, aufder Reversseite Michael Blümelhuber.Eben falls aus demJahre 1910 stammt die Schubert-Plakette der Steyrer Liedertafel. Der Prägestempel wurde in Stahl geschnitten (Bild 63). IndieserZeitwaresaucheinmalGerstmayrsAufgabe,dieEisenschnittverzierun gen eines Pistolenpaares aus dem 17. Jahrhundert zu ergänzen. Dies geschah auf besonderen Wunsch des Eigentümers, Ministerpräsident a. D. Bienerth (Bild 8). Aus dem Jahre 1914 stammt ein Anhänger mit dem Porträt des damaligen Direktors der Steyrer Waffenfabrik Schönauer (Bild 61). „Die große ornamentale Begabung Gerstmayrs half wohl einem größeren Einfluß des bösen Jugendstils der Sezession standzuhalten, wobei die durch die Stahl schnitt-Tradition einmal gegebene Abhängigkeit von Renaissancevorbildern sich diesmal vorteilhaft als Hemmung vor einem Aufgehen in der Tagesmode bewähren mochte. Der langwierige, durch die schwierige Technik oft mit Unterbrechung sich Jahre hindurch erstreckende Arbeitsgang des Stahl schnittes scheint anderseits auch vor allzu modischen Bindungen zu schützen." „Gerstmayrs künstlerisches Verdienst ist es aber, die selbstverständliche zeit gebundene Abhängigkeit jener Tage vom Ideal der Renaissancevorbilder (siehe bei Blümelhuber) in einer glücklichen Form bald überwunden zu haben"(A.S.)*. Q. 1 Bei Ausbruch des Weltkrieges (1914) mußte Gerstmayr das Meisteratelier verlassen und Kriegsdienst leisten. Ein glücklicher Zufall brachte ihn in das stille Zisterzienserkloster Mehrerau in Vorarlberg. Dort war er 1%Jahre bis zum Kriegsende als militärischer Leiter einer Abteilung des dort unterge brachten Reservespitals tätig. Der Abt Dr.Kassian Haid beriefGerstmayr bei Kriegsende als Zeichenlehrer an das dortige Stiftsgymnasium. In der Freizeit entstanden Brustkreuze in Silber. Für den Zisterzienserorden konnte er auch später noch eine ganze Reihe schöner Arbeitenschaffen.Esentstanden mehrere Äbtesiegel. Im Jahre 1922 wurde das Kloster Himmerode bei Trier wieder 55

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2