Stahlschnittkunst / H. Gerstmayr eine Standuhr mit Stahlschnittverzierung. Der Ausbau desMeisterateliers bot ihmreichlich Gelegenheit,sein vielseitiges Können zu verwerten. Steinplastiken und Reliefs an der Hausfront, Putti in Keramik,eine Madonna mit Kind,ein Brunnen aus Sandstein mit zwei Mädchen (Relief) unter der Widmung des Hauses usw. zeugen von den Leistungen desjungen Künstlers.Im Jahre 1908 arbeitete er auch am Jubiläumsbrunnen in Melk mit dem in Kupfer getrie benen Porträt Kaiser FranzJosefs I. Gerstmayr war aufdem Gebiet des Stahl schnittes kein sklavischer Nachahmer Blümelhubers,sondern baute in eigener Art diesen Kunstzweig aus." Von den bekannten Stahlschnitten aus dieser Zeit sei hier ein Jagdmesser aus einem Stück d jour geschnitten erwähnt (Bilder 52—54). Es trägt das Wappen des Bestellers Ritter von Walzel und zeigt die Jagdgöttin Diana mit dem Bogen und einen Edelhirsch mit Blumen. Die sezessionistischen Anklänge weisen aufdie frühe Entstehungszeit hin. Die Arbeitszeit war ungefähr ein Jahr. Stahlschnittschmuck: Seine ureigenste Schöpfung ist die Herstellung von Originalschmuck aus Stahl. Unzählige Originalschmuckstücke sind von ihm schon in die Welt gegangen. Im Gegensatz zu den Serienarbeiten der Industrie. Der erste je in Stahl geschnittene Anhänger stammt aus dem Jahre 1911 (Bild 55). Ein Stahlanhänger(1912) war ein Hochzeitsgeschenk für Frau Grete Spängier in Salzburg (Bild 56). „Bei diesem Anhänger schließen die symbolischen Bilder die tiefe Bitte des Künstlers an den Herrn um Segen für die Ehe ein. Der Anhänger zeigt einen gratulierenden Putto, der zwei Blumensträuße trägt, darunter zwei Täubchen, die ein Nest bauen. So recht eine Mahnung an die Braut und zugleich der Wunsch,ja ihr Heim zu hüten und stets schön zuhalten. In einem von fraulichen Händen gepflegten Heim liegt der Grund zur Familie. In vornehmer Linie ranken sich dann Blätter um Putto und Täubchen, Weintrauben in praller Rundung, in zarter Andeutung FruchtQ.90 barkeit aufdie Braut herabwünschend*." Neben den Anhängern entstand eine Reihe von Armbändern,Broschen und Ringen.Im Auftrage Blümelhubers schnitt Gerstmayr gemeinsam mit Anders ein Armband als Hochzeitsgeschenk für Kaiserin Zita (Bild 57). Das Arm band zieren acht allerliebste Putti mit Blumenkränzen. Das Armband für einen Jäger (Ing. Karl Reithofer) ist sowohl im Entwurf als auch in der Aus führung Gerstmayrs alleinige Arbeit (1912). Das Band zeigt in der Mitte die Jagdgöttin und beiderseitsje drei Glieder mit Edelwild (Bild 58). Die Glieder eines aus dem Jahre 1912 stammenden Armbandes weisen Rosenund Weinranken auf. Dazwischen sehen wir Singvögel. Aus dem gleichen Jahr stammt eine Brosche mit ähnlichem Motiv (Bild 62). 54
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