Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / Meister Blüntelhuber Das Stahlkreuz von Kalksburg Die katholische Kirche führt die Gläubigen hin zu den Leidensstätten der Geißelung und Dornenkrönung des Erlösers. Sie heißt sie dem kreuztragenden Heiland folgen und stellt die gläubigen Menschen unter das Erlöserkreuz. Es ist daher kein Wunder, daß dieses größte aller Weltgeschehen in der christlichen Kunst in so wunderbarer Weise den Menschen entgegenstrahlt. Ist doch die Kunst im christlichen Sinne nichts anderes als „Nachbildung göttlicher Ideen, das Zeugnis der Sehnsucht nach Läuterung und Erlösung" (Keinen). Als beim Katholikentag 1923 in Wien Pater Dr.Kronseder S.J.über die Welt aufgabe der katholischen Kirche sprach,feierte er das Kalksburger Stahlkreuz als ein wahres Sinnbild dafür*. Q37 „Ein edles Herz hat aufgehörtzu schlagen im Reiche der Dornen." Mit diesen Worten teilte Meister Blümelhuber das Ableben seines besten Freundes, des hochw.H.Prof. P. LadislausVelice S.J.in Kalksburg,1923demDirektor Franz Lugmayer mit. — P. Ladislaus Velice ist die Anregung zur Schaflfung des berühmten Stahlkreuzeszu verdanken*. „Meister, machen Sie mir für meine 0,88 Wandervorträgeein Stahlkreuz,etwa 15x9Zentimeter groß; an der Kreuzung der Balken will ich das heiligste Herz Jesu in Hocharbeit (Relief) sehen. Die Dornenkrone um das Herz wünsche ich in durchbrochener Stahlarbeit!" So lautete der Auftrag am 20. August 1906 anläßlich eines Besuches Pater Velice in der Meisterwerkstatt in Steyr. Doch wie ganz anders erstand das Werk. Ein inniger Gedankenaustausch begleitete seinen Werdegang. — Am 16. Jänner 1907 schrieb der Meister:„DesAbendslege ich in kleinen Werks skizzen zurecht, wie ich das Kreuz ausführen und das heiligste Herz nicht nur in Relief, sondern ganz frei in den Dornen schwebend an der Kreuzung der Balken aus einem Stück herausschneiden werde." Am 16. November schrieb er: „Ich hänge mit Begeisterung an der Arbeit des Passionskreuzes, denn ich habe vieles durchgemacht, seit es begonnen ist. Es ist mancher Dorn zuge wachsen. Euer Hochwürden können sich vorstellen, mit welchen Gefühlen ich an dem heiligsten Herzen arbeite, das alle Dornen des Lebens zu fühlen bekam." — In flammender Begeisterung schrieb er ein Monat später: „Ich will, daß das Herz-Jesu-Kreuz für alle Zukunft meine bedeutendste Arbeit sein soll. Meine schönsten Stunden sind die, die ic h am Kreuz arbeiten kann. Es ist eine Arbeit, bei der mir keiner meiner Schüler helfen kann. Es wird eben ein Meisterwerk.Ich binjetzt unendlich glücklich." Und wieder kündete des Künstlers Seele:„Die Arbeit am Herz-Jesu-Kreuz gehtjetzt besonders um Ostern gut vorwärts. Heute,am Schmerzhaften Freitag,arbeite ich sinnend an meinen Dornen." Am Vortage des Mariä-Empfängnis-Festes machteder Mei4* 51

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