Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / Meister Blümelhuber Gottessohnes zu Herzen führen. Das Erlösungsopfer ist nicht vergebens dar gebracht, wenn im Herzen der Menschheit wahre Liebe wohnt, die jeden Erdensohn befähigt, aus dem Dunkel des kaum bewußten Lebens vorzu dringen. Als Gleichnis dieses Sehnsuchtsdranges rankt sich, neben der Kreuzi gungsgruppe Wurzel schlagend, die Blume der Liebe, die Rose, mit Dornen verschlungen in wirkungsvoll kontrastierender Zartheit am durchbrochenen Schlüsselschafte empor, denn nur in leidvollem Ringen erblüht aus der Liebe geistig gesteigertes Leben.Zum Ausdruck dieses Gedankens folgt den Worten der Geheimen Offenbarung des heiligen Johannes, ,aperit et nemo claudit, claudit et nemo aperit', ,Er öffnet und niemand schließt, er schließt und niemand öffnet'. Am Ende des Schlüsselschaftes, gleichsam am Ende des Weges, den Liebe in Leid und Entsagung gehen muß, wächst eine kraftvoll und lebendig geschnittene Krappenblume wie eine Hüterin der Schwelle in ein geistiges Reich, das in dem frei und schön geschwungenen Vierpaß er schlossen wird. An der Pforte der Erkenntnis erblüht in zart geschlungenem und freiem Blattwerk als edelstes Symbol der Reinheit und Unschuld, der Unschuld an allem Erdenleid, ein Strauß von Lilien in der heiligen Sieben zahl und mit sechs Knospen von höchster Grazie des Schnittes, für sich ein staunenswertes Meisterwerk der Durchbruchsarbeit. Um die Knospen und Blüten mit den fast unsichtbaren Staubgefäßen und Blütenstempeln zittert ein Lichtschein,der Abglanz geistiger Macht.Denn darüber im obersten Vier paßrund schwebt die Taubengestalt des Heiligen Geistes, mit ausgebreiteten Schwingen gleichsam frei schwebend dargestellt: um die Flügelspitzen glitzert eine lichtsprühende Gloriole. Fast unsichtbar ist der Übergang in die Licht strahlen der Gloriole, die Verwandlung des zähesten Stahles in geistvolles Licht; denn frei ist der Geist von aller Erdenschwere. Dieses Überschatten mit ausgebreiteten Flügeln, dieses Überfluten der Lilien mit lebendig glänzenden Lichtstrahlen ist das Gleichnis einer wundervollen Offenbarung, der unbe fleckten Empfängnis.... Zwei wahrhaft himmlische, andächtig gestaltete, zart geflügelte Engel mit wallendem Lockenhaar,in faltenreichem Gewände, sind vor den Lilien in die KniegesunkenzumZeugnis,daß dieses Wunder nicht dem Zeitbegriffe der Vergangenheitangehört,sondern ewig in der Erscheinung bleibt. Der außen mit Sternen geschmückte Vierpaß, der diese Wunder strahlender Sphären schützend umwölbt, erscheint auch selbst nicht mehr wie starrer Stoff, sondern wie ein sanftes Wogen voll Leben und Vergeistigung. Das religiöse Geheimnis der unbefleckten Empfängnis umschließt in dieser poetisch feierlichen Darstellung des Künstlers ein Mysterium, das aus der Menschheit erster Kindertage fortwirkt und aus reichen Quellen eines Sehn suchtstraumes stets erneut in unseren Seelen strömt." 50

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