Stahlschnittkunst / Meister Blümelhuber Österreichs Gelegenheit gegeben, dem Bundesminister für Heereswesen Carl Vaugoin, zur Feier seines zehnjährigen Wirkens, diesen Lorbeerzweig als Ehrengabe zu überreichen. Der Linzer Domschlüssel Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbe fleckten Empfängnis Mariens, d. h., er erklärte feierlich als oberster Lehrer der Kirche, daß Maria vom ersten Augenblicke ihres Daseins an durch ein einzig dastehendes Gnadenprivileg Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des ganzen Menschengeschlechtes, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist. Schon im Frühjahr 1855 regte Bischof Rudigier als Denkmal der Verkündigung dieses Glaubenssatzes den Bau des Immakulatadomes an, der nun im Bistum Linz das immerwährende Loblied aus Stein auf die Immakulata ist. — Prof. Michael Blümelhuber wollte mit seiner Kunst auch einen Beitrag für dieses Denkmal setzen. Er sagte: „Ich will für den Mariendom einen Schlüssel schaffen, der seinesgleichen in der Welt nicht haben soll!" Das war sein Anerbieten, das er Bischof Hittmair machte und das dieser freudig entgegennahm. In jahrelanger hingebungs voller Arbeit reifte ein Kunstwerk heran, gleich hervorragend durch die vollendete handwerkliche Beherrschung des Materials, des Stahls. Zur Dom weihe im Jahre 1924 vollendete er sein Meisterwerk, mit dem er uns den Himmel der Mystik erschlossen hat. Mit einem Schmiedestück von mehr als zwei Kilogramm Gewicht hatte er sein Werk begonnen.Nun stand ein 29cm hoher Prachtschlüssel da, ein wunderbar zartes Gebilde mit durchbrochenem Schaft,kaum ein halbes Kilogramm schwer — mehr als 1%Kilogramm waren spanweise entfernt worden — und dabei doch keine Spielerei, sondern ein durchaus gebrauchsfähiger Schlüssel (Bild 43). Der Schlüsselschaft selbst ist bis zum Vierpaßrund 18,5 Zentimeter lang und 9,5 Zentimeter breit. Der Lilienstrauß, gemessen vom Halsring, hat eine Höhe von nicht mehr als 45 Millimeter. Uber den geistigen Gehalt des Kunstwerkes liegen zwei Dar stellungen vor. VS-Direktor Franz Lugmayer legte die Gedanken in Gedicht form nieder. Hier folgen wir einem Ausschnitt der Beschreibung von Dr. Hans Sochor*; Q_ 67 „Der Aufbau dieses Werkes wächst sozusagen aus den schmerzerfüllten Niederungen der Menschheit in den Himmel empor,vom sinnlich Greifbaren der Mutter Erde in übersinnliche Welten des Geistes. Am Schlüsselbart sind die für die Schloßsicherheit gewählten Durchbrüche in Hauptumrissen nach der Kreuzigungsgruppe geformt. Die in so eindrucksvoller Dürftigkeit dar gestellte Kreuzigungsgruppe soll unsdas Erlösungswerk des menschgewordenen 4 49
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2