Stahlscbnittkunst / Meister Blümelhuber „Die goldene Blume" und „Der Baum der Erkenntnis" Ein durchsichtig geschnittenes Kleinod aus rostsicherem Stahl und aus Gold. — Der Kampf um das Gold, dieses ewig scheinende Menschheitsproblem, findet in diesem Kleinod seine Deutung. — Oben glänzt ein Sternchen,reines Sternengold, für keinen Mißbrauch erreichbar. An dem Bäumchen empor rankt sich eine Blume aus Münzgold,dem die Menschheit nachjagt. An einer Zeitenwende dachte sich der Meister das Bäumchen wachsen, an einer Zeitenwende der Einsicht und Erleuchtung. — Der Dämon der Raffgier krallt nach der unschuldigen Blume,der Genius der Erleuchtung der Zukunft einer liebevolleren Zeit wehrt mit edlen Händen die Krallen der Habgier ab. Den damit verbundenen Kampfsehen wir aufder anderen Seite versinnbildet. Einige charakteristische Köpfe stellen ihn dar. Unten herrscht der gemein same Kampf. Jedes Einsehen und Erkennen fehlt. Sie horchen nur auf das Gezisch der in Talminflecken schillernden Schlange, die Lüge und Betrug, Haß und Neid ausspeit.Die folgende Gruppe ersehnt Erkenntnis. Die nächsten Köpfe, die in Vorderansicht dargestellt sind, versinnbildlichen die, welche den Kampfin höherer Erkenntnis der edlen Aufgabe bereits aufgegeben haben. Ganz oben, in der Nähe des Sternengoldes, küssen sich unschuldvoll zwei herzige Kinderköpfchen. Dieses Werk blieb unvollendet. Wir sehen aber an ihm ganz deutlich den Werdegang eines Stahlschnittes. Die Durchbruchs arbeit ist bereits geleistet. Die aufgeätzte Zeichnung wartet auf den Ober flächenschnitt*. Q,44 „Himmelsbotschaft" Das in Edelstahl gemeißelte Werk der „Himmelsbotschaft" ist eine der transzental mächtigsten Entwurfideen Blümelhubers. Auf einer Wolke nieder schwebend ist die geheimnisvolle Allgegenwart und Unsichtbarkeit der gött lichen Idee, über welcherjeder Menschenstreit aufhört, als Strahlenquell dar gestellt. So rettet ein wahrer Künstler die eigene Seele und alle, die ihm inner lichst näherkommen, aus einer so streitvollen Zeit wie heute. Das herrliche Kunstwerk wurde zum Katholikentag in Wien 1933 geschaffen. Das Werk befindet sich jetzt im Dommuseum zu St. Stephan, Wien,Rotenturmstraße 2. Dort ist es dauernd und allgemein zugänglich zu sehen. Vor einigen Jahren war es als Leihgabe bei einer Ausstellung in Rom (Bild 49). An diesem Werk arbeitete auch Hans Kröll. Die Kralle des Widersachers (Teufels), bzw. Erde wohin rollst du? Über einen Abhang rollt die Erde dem Golde nach, das Streben des nackten, kalten Weltsinnes. Winzige Goldteilchen sind in den Stahl eingelassen. Eine drohende Gewitterwolke, Unheil kündend, verfolgt die rollende Erde. — 47
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