Stahlschnittkunst / Meister Blümelhuber Werk sich aufder Technologie der vorigen aufbaut,was die freie künstlerische Komposition nicht beengen darf. Nur keine Kopien! All dies interessante Be ginnen, dies vergnügte Ausharren und Vollenden müßte eigentlich mitange sehen,statt gelesen werden. — Am besten läßtsich mit Stahlfachleuten darübereden, die wissen, daß in unvergleichlich einfacheren Arbeitsweisen von hun dert angefangenen Arbeitsstücken durchschnittlich, wenn es gut geht, nur fünfundneunzig bis zum tadellosen Fertigwerden zu bringen sind. Denn diese können am besten abschätzen, was es heißt, durch nahezu drei Jahrzehnte solche Arbeiten ohne ein Fehlstück herzustellen, ohne Unreinheiten im Ma terial, ohne Riß, Bruch, Härteriß oder Härterißbruch usw. Da diese Werke ja ein Ganzes bilden, mußte jedes Manko nicht fünf Prozent, sondern die ganzen hundert Prozent,d. h.das ganze Werk vernichten,deren bedeutendere ein Jahr Arbeit erfordern. Daraus spricht wohl mit eindringlichster Deutlich keit der Wert der technologischen Materialbeherrschung für jede Art von Qualitätsproduktion und deren künstlerische Steigerung im besonderen." „Edle Stähle" — sagt der Künstler — „vermögen durch das kraftvolle Gefüge ihres Materials noch in den zartesten Details ganz anderen Werkzeugmög lichkeiten standhalten als Gold und büßen nicht in wenigenJahren an Zartheit der Form ein. Gegen Rost sind sie weit mehr immun als gewöhnliches weiches Eisen. Außerdem wird nach dem letzten Schnitt das Werk im Schmiedefeuer geglüht und in einem Ölbad abgekühlt, so daß eine schützende Oxydschicht entsteht, welche dann an den erhabenen Stellen nach besonderen Methoden abgerieben wird, worauf erst die Reinigung und Fertigstellung erfolgt. Mit einiger Liebe gehütet,vor direkter Nässe bewahrt und hie und da mit trockener Leinwand kräftig abgerieben, bleibt ein solches Werk,vermöge der Material kraft, die auch nicht durch Fugen und Lötstellen geschwächt ist,fürJahrhun derte geschaffen und kann nur Wertsteigerung erfahren." Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der Stahl, den Blümelhuber verwen dete, der weltbekannte Böhler-Stahl von Kapfenberg (Steiermark) war. Die Böhler-Stahlwerke lieferten dem Meisteratelier in Steyr ihre ausgesuchten Stahlsorten unentgeltlich als Rohmaterial.Der Stahl bestand aus reinem Eisen mit etwa 2% Kohlenstoff-und 0,7—8% Mangangehalt. Dieser Stahl war so hart, daß er nur mit Diamantstaub oder Korundpulver geschliffen werden Q,60 konnte.* Über das Wesen der Stahlschneidekunst gab Blümelhuber folgende prägnante Erläuterung; „Stahlschnitt ist, kurz gesagt, die Einführung von Stahl, des Werkstoffes für alles, als Werkstoffin die bildende Kunst,dessen Bezwingung Werkfeinheiten erzielen läßt,die anderen Stoffen unerreichbar sind. Die neuerste Errungenschaft nichtrostender Stähle bedeutet für den Stahlschnitt eine weitere hohe Wertsteigerung." 42
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