Stahlschnittkunst / Meister Blümelhuber verkauft. Bomben fielen und zerstörten die schönen Glasarbeiten an den Fen stern des Hauses.Das gab dem EigentümereinenAnlaß,verschiedene bauliche Änderungen im Inneren des Hauses vorzunehmen. In der Gewerbeschule aber hausten nach Kriegsende wilde, räuberische Hände, erbrachen die Schränke und raubten und plünderten alles, was als Erbe und Andenken an die Jahrzehnte des Bestandes der Meisterschule gesammelt worden war. Die Schriften, Briefe, Entwürfe,Tagebücher Blümelhubers lagen in einem Kohlen keller des Meisterateliers, ein Haufen Altpapier, zum Verheizen bestimmt und nur zufällig nicht verheizt. Vieles ist verlorengegangen. Von vielen Schülerarbeiten sind nicht einmal mehr Bilder vorhanden*. Q 43 Der Besucher der Stadt Steyr findet das „Meisteratelier" wie ein Märchen schlößchen, von Kletterrosen und Efeu umsponnen, an das grüne Gelände angelehnt und wie herausgewachsen aus der Landschaft,in der Blümelhuberstraße, nächst der Bundesgewerbeschule. Der Verlauf und der Geist der Arbeit Den Verlauf und zugleich den Geist seiner Arbeit schildert Blümelhuber selbst in folgender Weise*: Q6 „Der technologische Rohstoff ist eine derbe quadratische Stahlstange, die ver heißungsvoll anklingt, wenn sie den Amboß trifft. Dazu knallt und knistert das Holzkohlenfeuer, und bald geht es unter zwei flinken Hämmern an die allererste Formgebung, unter sorgfältiger Beobachtung der Glühhitze, die ja beim weiteren Gelingen so mitbestimmend ist. Nur nicht zu hellrot! — Mit Feile und Drehstahl wird dann die genaue Umrißform erzielt, und nun gilt es am runden Gegenstande den eigentlichen Entwurfzu komponieren. Denn so bewegte Flächen lassen sich nicht mit der ebenen Papierfläche allein als Netz oder Schema feststellen. Da ich mit dem Konzept stets geradewegs ins harte Material gehe, male ich mir die Details mit Pinsel und Atzlack unmittelbar auf das Arbeitsstück. Das Abätzen ist hier nur Hilfstechnik, um eine unver wischbare,fixe Zeichnung aufder Oberfläche zu gewinnen,die gar vieles aus halten muß. Dann geht es mit Gewalt tief in das Innere des Griffes hinein, aber auch mit Bohrern und Meißeln, die oft so dünn zulaufen wie die Spitze einer Nähnadel. Außen muß zunächst das Material unverletzt stehenbleiben, wie es die Zeichnung fixiert. Das Innere aber muß spanweise heraus. Es muß eben,so tapfer,aberganz vergeblich es sich auch oft dagegen wehrt. Erst wenn der Schnitt ins Innere bis zum vollen Hindurchsehen gelungen ist, beginnt der Schnitt der plastischen Details nach außen hin. Alles mit Werkzeugen, die natürlich beim Entwürfe schon miterdacht sind,soweit nichtjedes weitere 41
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