Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / Meister Blümelhuber Operationen gelang die Heilung. Neues Leben war in ihm erwacht. Seine Werke sah man nun bei großen Ausstellungen: 1900 Weltausstellung in Paris, 1901 im Österreichischen Museum in Wien, 1902 in London. Verlockende Auslandsangebote lehnte er ab. Österreich dankteihm diese Haltung.Im Jahre 1901 verlieh Kaiser FranzJoseph I. Blümelhuber das Goldene Verdienstkreuz*. Q,59 Weitsichtige Männer erkannten nun die Bedeutung der Stahlschnittkunst. Staat,Land und Stadt Steyr erbauten nun das Meisteratelier für Stahlschnitt, die Landeskunstschule, die Geburtsstätte von Werken mit Ewigkeitswert. Das Atelier wurde das Ziel von Besuchern von Indien bis Amerika. Die genaue Geschichte des Meisterateliers wird später noch ausführlich behandelt. Einen tiefen Eindruck machte aufBlümelhuber der erste Weltkrieg. Er wurde zum Dichter. Schon 1914 lagen zu seinem Epos „Weltenwende" die ersten Handschriftskizzen vor. In vier Gesichten legte er darin in großer öffenheit das ganzeWeh der Menschheitdar,die densatanischenTrieben ergeben ist,und weist die wahren Wegesittlichen Aufbaues.Während des Weltkrieges weilte er eineZeitals GasteinesHeerführersanderFront.Die Eindrücke aufdie Seele des Künstlers, in der sich eben ein Wandel vollzog, prägten sich in seinen Werken aus.Blümelhuber überstand auch die Notzeit nach dem ersten Weltkrieg.Neue große Werke entstanden: Unika-Plakette „Evangelium",„DeutscheZukunft— Menschheitszukunft", „Linzer Domschlüssel". Er wurde mit dem Titel Pro fessor ausgezeichnet. Am 23. September 1935 konnte er, viel gefeiert, seinen 70. Geburtstag begehen. Sein Schüler Kröll schuf eine mächtige Stahlbüste des Meisters (Bild Tafel II). Er wird Ehrenmitglied des AlbrechtDürer-Bundes in Wien. Am 20. Jänner 1936 legte der Meister für immer Meißel, Stichel und Hammer weg*. Am 23. Jänner 1936 konnte man in der „Steyrer Zeitung" Q,44 lesen*: „Vom Giebelder Öberösterreichischen Landeskunstschule für Stahl- q 72 schnittin der Blümelhuberstraße 3wehtseit Montag mittag eine Trauerfahne; sie will verkünden weit ins Land hinaus: Der Meister ist tot, der Künstler Professor Michael Blümelhuber ist von uns gegangen.Die Aufbahrung erfolgte in der Dieleim ersten Stockwerk der Villa.Im düsteren Schein der elektrischen Kerzen erkennt man deutlich den Charakterkopf des Meisters. Als ob er bloß schlafen wollte! Aber ein prachtvoller Kranzzu Füßen des Sarges mitschwar zen Schleifen und dem Aufdruck ,Dem geehrten Meister — die BlümelhuberGemeinde' bringt dem Besucher zum Bewußtsein, daß hier die sterblichen Überreste eines großen Sohnes unserer Stadt ruhen. Zur linken Hand der Diele geht man ins Schreibzimmer des nunmehr Verewigten und durch eine weitere Türe ins Arbeitszimmer. Hier liegen noch seine Werkzeuge; dort begonnene halbfertige Arbeiten. Sie werden es bleiben, denn der Meister ist tot." 3 33

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2