Eisen- und Stahlschnitt

Eisenschnittkunst / 16. und 17. Jahrhundert schlege, eines Musters. Das Kreutz und Knopf ist von schöner kunstreicher arbeytt, und altenn Historienn ausgehauen..' (E. Haenel, Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer, Leipzig 1923, S. 90, Taf. 45.) Etwa gleichzeitige Arbeiten des gleichen Werkkreises sind die Rapiergarni turen E 78,79,83,86,87(Kat.Hist. Mus.Dresden, 1899,S.66). Die Findung eines eigenen materialtechnisch begründeten Stiles war angebahnt, die Vor bildlichkeit des Goldschmiedes allerdings noch nicht abgestreift. Vielleicht weist diese Gruppe sächsischer Eisenschneider nach Süddeutschland zurück. In den Münchner Hofzahlamtsrechnungen findet sich 1561 der Eintrag:,Tho mas Mair Messerschmiedgeselle Knopf und Kreuz an ein Rappier für den Herzog von Eisen getrieben und Gold darein geschlagen...'( Hans Stöcklein, Meisterwerke des Eisenschnittes. Beitrag zur Kunst- und Waffengesch. im 16. und 17. Jh., Eßlingen 1922, S. 5.) Die Möglichkeit einer Identität dieses Thomas mit dem Dresdner ist gegeben, die Rapiergarnitur des Kurfürsten August (Dresden, Inv. Nr. E 685), laut Inventar der Rüstkammer eine Ver ehrung von der Herzogin von Bayern,deckt auch eine nach Münchenführende Beziehung auf. Fraglich bleibt allerdings, ob diese Garnitur (Haenel a. a. O. S. 86, Taf. 43) als Münchner Arbeit angesehen werden darf; die Dresdner Rapiergarnituren E 680(Meister Thomas) und E 684(Meister Franz) sind so stilverwandt, daß auch Entstehung in Sachsen selbst möglich erscheint. Für München ist also der von den Messerschmieden geübte Eisenschnitt für rund 1560 bezeugt. Zu reifer Entfaltung gelangte er durch den Messerschmied Otmar Wetter(G.Petzsch,Othmar Wetter,z. h.W.K.I, 1897—1899,87ff. — J.F.Hayward,Studies on Othmar Wetter, Livrustkammaren 5, 1940, 1—26), der 1583 Bürgerrecht gewannund 1589 nach Dresden übersiedelte (wie gleich zeitig der Messerschmied Anton Schuh). Seine Arbeiten (Beispiele; die bez. Rapiergarnitur Dresden Inv. Nr. E 578 und das 1594 datierte Rapier Kopen hagen, Zeughaus-Museum) sind vollendet materialgerecht. Das Eisen spricht als solches,in seiner eigenen Farbe,dieVergoldung zieht sich in die Tiefen des ornamentalen Reliefs zurück, dessen scharfkantig abgegrenzte Zeichnung Q,61 eisenblau (gebläut) auf der Goldfolie steht*. Kunz Lochner verfertigte in Nürnberg äußerst feine Eisenschnitte, viele für den Erzherzog Maximilian. Die Brüder Hopfer in Augsburg verzierten die in Mailand gefertigten Rüstun gen in üppigem Renaissancestil. Eisenschnitte aus dem 16. Jahrhundert finden sich in den meisten Waffensammlungen Europas. In der Wiener Waffensammlung (Neue Hofburg) können wir einen in Eisen geschnittenen Streitkolben des Erzherzogs Ferdinand von Tirol sehen (Bild 3; Inv. Nr. A 1153b). Diese Bestimmung beruht auf authentischen Bilddarstellungen von ca. 1560. Bisher war aufGrund von verfälschten Inventaren des 19.Jahrhun derts als Besitzer Alessandro Farnese, Herzog von Parma, angegeben. Die 18

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