Eisen- und Stahlschnitt

Eisenschnittkunst / 16. und 17. Jahrhundert Aldegrever, Mielisch und Beham mit Entwürfen stark beeinflußt. Kaiser Maximilian, Karl V., Ferdinand I., die Medici, die Herzöge von Urbino und Este nahmen den Kunstzweig unter ihren besonderen Schutz*. Der Eisen- Q,6 schnitt ging allmählich ins Volle, in die Tiefe. Von den italienischen Meistern seien hier Benvenuto Gellini und Leon Leoni u. Guiseppe de Vicis erwähnt. Letzterer wagte sich bereits an Plastiken, wie z. B. das Standbild Karls V. Die bedeutendsten Meister waren Serabaglia, L. Piccinio und G. Ghisi. Der italienische Eisenschnitt erstrebte aber Wirkungen des Modelleurs und Bild gießers. Diese Techniken suchen aber das Material zu verleugnen*. Auch der Q.61 Augsburger Meister Thomas Rücker schufbereits vollplastische Bildnisfiguren. Sein wichtigstes Werk,ein Unikum,ist ein Lehnstuhl aus Eisen. Die in Hoch relief-Medaillons geschnittenen historischen Darstellungen enthalten viele tausende Figuren. Dieser Stuhl war ein Geschenk der Stadt Augsburg (1574) an Kaiser RudolfII.Im 30jährigen Krieg wurde der Stuhl von den Schweden aus Prag entführt*. Heute befindet sich der Stuhlim Longford Castle, Earl of Q,6 Radnor,in England. Nach Alexander von Reitzenstein*darfThomas Rücker Q 16 vielleicht auch der ausgezeichnet, kräftig reliefierte Griff eines Schwertes im Bayerischen Nationalmuseum (Inv. Nr. W 579) zugeschrieben werden. Am materialgerechtesten war und ist heute noch die Verwendung des Eisen schnittes bei Messern und Blankwaffen. So wurden die Messerschmiede bis zu Blümelhuber die Hauptträger der Eisen- und Stahlschnittkunst. Beachtliche Ansätze des Eisenschnittes finden sich etwa an den von Hans Sumersperger in Hall(Tirol) gearbeiteten Prachtschwertern Kaiser Maximilians I. Ein schönes Beispiel hiefür ist ein Schwert des Kopenhagner Nationalmuseums. Die spiralig gedrehte Parierstange zeigt einen schönen Eisenschnitt* (Bild 5). Q,61 Die Griffe und Dolche von Schwertern wurden in der Regel in Teilen getrennt ajour geschnitten und dann durch Nietung und Lötung miteinander verbun den*. Über die weiteren Fortschritteim Eisenschnittim 16.Jahrhundert halten Q,6 wir uns hier an die günstigste Zusammenstellung von A. v. Reitzenstein im Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte. Es heißt dort;„Um die Mitte des 16. Jahrhunderts läßt sich erstmals ein reicherer,ja schon reich entwickelter Eisenschnittin Sachsen feststellen(Waldemar v. Seidlitz,Die Kunstin Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Dresden 1921, S. 263). Ein frühes Beispiel ist das Reitschwert des Kurfürsten Johann Friedrich (fl554) im Dresdner Historischen Museum (Inv. Nr.E 573); der Schnitt ist noch unausgeglichen, grob, die schwierige Technik noch nicht voll beherrscht. Genannt werden die Namen zweier Torgauer Messerschmiede, Franz Paul,und eines Dresdner Schwertfegers Thomas. Eine Rapiergarnitur des Thomas war im Dresdner Museum (Inv. Nr. E 680); das Inventar der Rüstkammer, 1567, beschreibt sie:,Ein ausgehawenn eisenfarb Rappir, tolch und gürtell, sambt dem be2 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2