Der Künstler und sein Werk Beispiel für die Darstellung eines Ordnungsgefüges, eines Sinnbildes. In aller Regel sind bei symbolischen Darstellungen Erklärungen notwendig. Die Er gebnisse der Wissenschaft machen die Wirklichkeit immer unanschaulicher. So konnte Univ.-Prof. Dr. Leo Gabriel in einem Vortrag sagen; „Die Ent deckung der Grundwirklichkeit ist der Hintergrund der abstrakten, ungegen ständlichen Kunst.Das Unaussprechliche aussagen ist die Aufgabe des moder nen Künstlers." So scheint es, daß es an der Zeit ist, auch die Kunst an eine wirkliche Seinslehre anzuschließen, nicht an irgend welchen Traditionalismus. Wir können heute folgende Wirklichkeiten feststellen*: „1. Die Wirklichkeit Q.47 der Erscheinungswelt. Wir nennen sie auch Natur, Weltall, Kosmos, Univer sum. 2. Die Wirklichkeit der Person: Jede Person ist eine Wirklichkeit. Wir nennen sie auch Ich, Geist, Geistwesen. 3. Die Wirklichkeit des höchsten We sens. Wir nennen es in der deutschen Sprache gewöhnlich Gott." In der Schriftenreihe „Tribüne der Kunst und Zeit" erschien bereits 1920 Paul Klees erste theoretische Veröffentlichung „Schöpferische Konfession". Die Grundformel seiner ästhetischen Auffassung lautet: „Kunst gibt nicht Sichtbares wieder, sondern macht sichtbar." Später kommt Klee aufdie ver änderte Sehweise des Künstlers unserer Zeit zu sprechen: „Früher schilderte man Dinge, die auf der Erde zu sehen waren, die man gern sah oder gern gesehen hätte.Jetzt wird die Realität der sichtbaren Dinge offenbar gemacht und dabei das Sichtbare im Verhältnis zum Weltganzen nur isoliertes Bei spiel ist und daß andere Wahrheiten latent in der Überzahl sind"*. Q,40 In der Stahlschnittkunst der letzten 50 Jahre finden wir eine Reihe von reli giösen Werken. Sie sind sinnbildliche Ordnungsgefüge für die höchste Wirk lichkeit: Gott. Über die Aufgabe der religiösen Kunst schrieb Otto Mauer in der Zeitschrift „Das Münster"*: „Im Rahmen des Christentums erhebt sich Q.51 das Problem, ob sakrale Kunst überhaupt möglich sei, ob nicht die Religion des Kreuzes jeden Versuch der Symbiose zwischen dem Sinnfälligen und Dämonischen der Kunst mit der Religion des unsichtbaren und allheiligen Gottes ablehnen müsse; ob Christentum nicht so sehr dem kommenden Reich Gottes, um das täglich in der Messe gebetet wird,zugewendet sei, als daß es sich mit der Welt der Zeichen und Bilder beschäftigen könne, die doch höchstens nur Schatten der Künftigen sein können und die Gefahr eines Anthropomorphismus in sich schließen. Gewiß,das Problem bestehtzu Recht. Aber es gibt eine Welt der Bilder und Gleichnisse,die davon ausgeht, daß der göttliche Sohn selbstIKONE des Vaters ist und dieses geistigste, weil gott gleiche Wort ,Fleisch' geworden ist, so daß es den Satz prägen konnte:,Wer mich sieht, sieht den Vater.' Bild, weil niemals naturalistische Nachbildung, sondern Sinnbild und Parabel, ist hier imstande, transzendierend Unsicht bares,Übernatürlicheszu bedeuten.Der Logos hat Menschengesichtangenom11
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