Eisen- und Stahlschnitt

DER KÜNSTLER UND SEIN WERK Wirkennen Kunst in Stein gehauen, aus Holz geschnitzt,in Bronze gegossen, mit Farbe und Pinsel auf die Leinwand geworfen, in leuchtende Fenster ge bannt, aus edlen Metallen getrieben und mit Edelsteinen geziert. Ungewöhn lich erscheint es uns, daß Kunst in harten Stahl geschnitten sein kann. Und doch ist es so, wenn auch nur einige ungewöhnliche Werke Zeugnis davon geben. So soll uns die seltene Kunst des Stahlschnittes ein Anlaß zur Besinnung über die Ästhetik sein. Einige grundlegende Hinweise darüber finden wir in dem Buch „Philosophie der Person"*.Es heißt dort: „Das Wort(Ästhetik) bedeutet Q,47 eigentlich Sinneswahrnehmung und hat besonders seit Schiller den Sinn er halten: Die Lehre vom Schönen. Bekanntist die kurzeBegriffsbestimmungvon Thomas: pulchra sunt quae visa placent: Schön ist, was im Schauen gefällt. An einer anderen Stelle sieht Thomas das Wesen der Schönheit im splendor formae,im Leuchten der Form. Wir beziehen den Ausdruck,schön'vorallem aufVorstellungen aus dem Gesichtssinn und dem Gehörsinn. Wir bezeichnen demnach als schön die mannigfaltige Färbung des herbstlichen Waldes, ein Gemälde, eine Stadtanlage, ein Tonstück." „Es ist nicht leicht, den Begriff ,schön'alseinenErkenntnisbegriffvon einem rein seelischen Begriffabzuheben. Wenn wir die erstangeführte BegriffsbestimmungvonThomasdaraufhin unter suchen, würden wir sagen: Sie ist rein psychologisch, denn der Ausdruck ,gefallen' bezeichnet zunächst nichts weiter alseine Lustempfindung, ein Ge fühl.Es gehörte dann die Lehre vom Schönen eher in die Psychologie als in die Erkenntnislehre. Allerdings sprechen wir auch von der Lösung einer mathe matischen Aufgabe als schön,und wir meinen dann nicht etwa,daß die Lösung beim Lösenden Lustgefühle erweckt, sondern wir meinen, daß die Lösung ein besonderes Ordnungsgefüge aufweist. In diesem Fall treten also Sinnesempfindungen durchaus zurück, und in den Vordergrund tritt das, was wir Ordnung, eine Einheit in der Vielheit, bezeichnen. Ein ge wisser Gefühlsbestand ist aber immer noch gegeben. Denn wenn wir die Lösung einer mathematischen Aufgabe als schön bezeichnen,so verbindet sich damit das Gefallen, also ein Lustgefühl." Wir können also sagen: „Wir verwenden den Begriff,schön'bald mehr in Hinsicht auf Reize der Umwelt, die in uns Lustgefühle auslösen, bald mehr in Hinsicht auf die Erfassung einer Ordnung." Was ist nun die Aufgabe des Künstlers: „Erstens die Herausarbeitung einer Einheit in der Vielheit, also

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