Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

7 geschmolzen und ausgegossen, dann in zweckmäßigen Formen, Platten, Stangen unter den Hammer gebracht, sodann die erste Vorarbeit oder die Gestalt gegeben, ob das Stück-Arbeit eine Bräupfanne, ein Färberkessel, oder große Kupferschüsseln, Wasserbehältnisse, Bleche zum Eindecken und derglei- chen werden soll. Die gänzliche Verarbeitung, Vermüttung, und Behämmerung geschieht erst in der Werkstatt des Kupferschmiedmeisters mit dem Schlägel in der Hand. Man trifft in Kupferhämmern wegen der starken Arbeit immer die tüchtigsten und körperlich star- ken Gesellen an. Gewöhnlich wird gegen Abend zu das Kupfer geschmolzen, aus der gewissen Farbe des Feuers und mittels des Versuches durch einen eisernen Umstierer im Flusskessel des Kupfers (der eine starke Unterfeuerung braucht) wie sich das geschmolzene Kupfer an die Eisenstange anlegt, und Häm- mern lässt, erkennen die Arbeitsleute ob es schon gehörig geschmolzen sei oder nicht, ist dies der Fall, so wird die Flussmasse mittels eines eisernen, an einer Kette hangenden Löffels ausgeschöpft, und in Flöße gegossen. Die Farbe und Beleuchtung des Feuers gleicht dem des griechischen Feuers. Wenn die Arbeit gut vonstattengeht, darf man annehmen, dass der Kupferhammer jährlich über 500 Zentner ro- hes und altes Kupfer verarbeitet und ausschlägt. Es wird in diesem Hammer öfters auch Silber zum Schmelzen und Ausscheiden gebracht. Die Ab- rechnung mit den Parteien geschieht nach Gewicht. Bey der Anlegung eines Kupferhammers ist die Fundamentierung u. Fundamentversicherung der Hammerstöcke, zwischen welchen der Hammer spielt, des Wichtigste und Merkwürdigste. Wie viele Fremde treten in einen solchen Kupferhammer, finden wohl alles passend und gut eingerichtet, aber außer dem Techniker denkt niemand auf welchem äußerst massiven unterirdischen, mit den stärksten Bruchsteinen herausgemauerten und mit eisernen Zwickeln zusammengekeulten Fundamenten er steht, welches die Hammerstöcke umfängt, beinahe in einer Weite des Umfanges von 6 bis 8 Schuh, und dieses muss wegen der überaus großem Gewalt, der Schwere bei dem Fallen der Hämmer, ihrer dadurch bis in die Tiefe der Erde durchdringenden Erschütterung, der Aufstellung über der Erde voraus- gehen. Ohne dieser Fundamentversicherung kann der erwünschte bestmögliche Effekt eines Hammers nicht erhalten, und dieses muss mit dem größten Fleiß unternommen werden. Bey der Erweiterung des Herrn Jocherschen Kupferhammer im Jahre 1832 war ich bei solcher Arbeit der tägliche Besucher in dieser interessanten Werkstätte. Das Kupfer wird auf Achse von Wien bezogen. Die Papier-Fabrik des Herrn Carl Jocher. Dem Kupferhammergewerk gerade gegenüber liegt die vormals Deuterische, nunmehr dem Herrn Carl Jocher eigentümliche große und vortrefflich gut eingerichtete Papierfabrik Nr. 23 wo zwi- schen beiden Realitäten der Kanal mit seinen links und rechts anliegenden Gefludern durchläuft. Der überhaupt um Wissenschaft, Bau, Technik, Verbesserung und Schaffung neuer Werke wirk- lich verdienstvolle Eigentümer, (noch zum Glück ein rüstiger Mann) kam auf den herrlichen Einfall, da der Umweg vom Kupferhammergewerk über den Gefluder-Steg zur Papiermühle etwas ungelegen war, hoch über die Gefluder vom Kupferhammer-Gewerks-Wohnhaus des 2 ten Stockes rückwärts in horizon- taler Richtung bis zur Papiermühle einen auf Stützen ruhenden Brückensteg machen zu lassen, um über- selben in einer Minute aus den Wohnhaus ohne Umweg gleich in der Papierfabrik zu jeder Stunde des Tages u. Nacht nötigenfalls sein zu können. Die Papierfabrik ist derzeit in bestem Betrieb, hat geschickte Arbeiter und einen eigenen Vormeister, auch wird der Papierhandel in großen Versendungen vielen Teils nach Ungarn derzeit stark betrieben. Die Erzeugnisse erstecken sich auf alle Gattungen Schreib-, Kanzlei-, Holländer- und Regal-Schreibpapier in groß und kleinen Formaten und es lässt sichmit Gewissheit hoffen, dass H. Carl Jocher auch darinnen durch seinen ausharrenden Fleiß u. Eifer so glücklich sein wird, auf die Verbesserung des inländischen Zeichenpapiers zu trachten, wo es bisher nicht an Sachkenntnis, doch an hierzu nötigenMaterialien, Nebenerfordernissen und geschickten Arbeitern gemangelt hat, umden ausländischen ZeichenpapierWage zu halten, was aber immer eine schwere Aufgabe bleibt. Man darf annehmen, dass täglich 72 Riße Papier erzeugt worden. (NB. Siehe nach diesemZeichen auf dem letzten Blatt) Die innere Einrichtung der Papierfabrik besteht in der Benutzung von 2 Gefluder mit 3 Wasser-Rädern und einem Hadernschneider, ferner aus 50 Stampfen, 2 Holländer, 2 vorzüglich guteWasserpressenmit eisernen Zylinderschrauben, 4 Bütten, einer neuerrichteten Dampf- oder Dunstmaschine zum Wassererwärmen in den Bütten, 4 große Böden zum Papiertrocknen, Magazine für

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