Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

3 Technische Beschreibung der Michael Heindlischen Mühlen-Realitäten an der Stadt-Seite des Steyr-Flusses. Nach dem Situations-Plan geordnet. I tens Unter den bedeutendsten dieser technischen Gewerbe-Anlagen zeichnet sich die Realität des H. Michael Heindl des Vaters, zugleichMüller- u. Sägemeister besonders aus. Dieselbe Besitzung liegt am linken Ufer der Stadtseite an dem Steyrfluss, da wo sich gleich unterhalb weiter die Enns mit dem Steyrfluss verei- nigt, Stadt Nr. 3 im Situationsplan bezeichnet zu sehen. Von dieser Realität weg quer über den Steyrfluss leitet ein eigener großer Damm das Wasser auf dieMühlengerinne, wovon 8 Gefluder bloß für die Hausmahl- mühle, 4 für die zwei Sägemühlen mit doppelten Fürsatz, die übrigen Gefluder gehören die Schleif-, Polier-, Bohrmühlen und eigene Gerinne für die dabei angebaute städtische Wasserleitung und Feuerlöschungs-Ap- parate. Merkwürdig ist vorbenannte Wasserleitung nach den Stadtvierteln. Dieselbe befindet sich noch der- zeit in dem sogenannten Wasserturm, hart an der Mühle angebaut. Früherer Zeit befand sich vor den Brand von Stadt Steyr 1824 ein hydraulisches Druckwerk im Turm. Da dieses auch mit zu Grund ging, so wurde auf die Gemeinde Kosten durch den unlängst gestorbenen H. Glockengießer zu Stadt Steyr, namens Staffelmayr eine neue Erfindung von Druckwerk angebracht, wobei der Trieb des Wassers nicht wie gewöhnlich zur be- stimmten Höhe steigen muss, sondern das Wasser wird durch das Druckwerk in einen bey 4 Schuh weiten geschlossenen Kessel zur Hälfte mit Luft angefüllt getrieben, und dieser Druck der Luft macht das Wasser statt senkrecht, beinahe in horizontaler Richtung sich in den Leitröhren kraftvoll ergießen. Zur Zeit der Feu- ersgefahr kann man in verschiedener Richtung auch Schläuche anstecken, welches für die Umgebung von großer Wichtigkeit ist. Diese weitschichtige Realität wurde von mir in den Jahre 1833 mit Grundrissen und Profilen aufgenom- men, und ist auch im Situationsplan an Ort und Stelle eingezeichnet unter den Buchstaben A. II tens Ist bereits mit höchster Genehmigung in den Jahren 1832 und 1833 über den Steyrfluss eine neue auf zwei steinernen Pfeilern ruhende, hölzerne, gesprengte, Fahr- u. Communications-Brücke 6 zwi- schen der Stadt und Vorstadt Steyrdorf sehr solide hergestellt worden, über welchen Bau der Unterzeich- nete aus freiem Willen von der fundamental-politischen Entscheidung angefangen, bei seinen Besuchen auf dem Bau-Objekt ein eigenes technisches Tagebuch für sich führte, und das Merkwürdigste davon auf- zeichnete. Dieser solide Bau wurde auf städtische Kosten unternommen, und ist dem geschickten Garstner Zimmermeister Pühringer anvertraut worden, welcher Anno 1833 auch die neue hölzerne Brücke über den Ennsfluss erbaute. Der vorbenannten Müller-Heindl-Realität gegenüber der Steyrdorf-Seite befindet sich die älteste Mühle und Haus zu Stadt Steyr mit einem Pochwerk im Situationsplan mit c bezeichnet, derzeit dem H. Joseph Reder gehörig. Haus Nr. 1. Inzwischen liegt auf mäßiger Anhöhe die imponierende St. Michaels-Pfarrkirche d mit den ehemali- gen P. Jesuiten-Kollegium e, wo sich noch die k. k. Kreishauptschule befindet. Wasserwerke in der Vorstadt Steyrdorf am Steyrfluss. Zwei Straßen führen nun von da weg in die volkreiche Gewerks-Vorstadt Steyrdorf genannt, eine rechts nach den höher liegenden Gassen und Häusern, in welchen sich die meisten Professionisten und Tech- niker, als Feilhauer, Messerschmiede, Ringschmiede, Ahl-, Schwert- und Zeugschmiede mit ihren Werken befinden, die andere Straße links in die Niederung vom Steyrdorf am Steyrfluss hinab, an diesem Fluss, wel- cher in mehrere Arme geteilt ist, besonders an dem sogenannten Wehrgraben-Kanal liegen alle die vielen Gewerbs-Maschinen, Mühlen, Sägen, Schleifen u. Hämmer etc. Eine Abteilung Wasser kommt auf der soge- nannten Reichen Steyr, von Unterhimmel bei Christkindl, wo die k. k. Ärarial-Hämmer sich befinden, herein, ein Teil nimmt das Gewässer für den Kommunitäts-Wehrgraben-Kanal auf, dessen Gefälle für die Gewerke, die alle unterschlächtig gehen, durch viele Schleusen und Wehren erweckt wird. Mehrere Wege, Brücken u. Stege sind vorteilhaft zur Verbindung mit der Stadt und des Ganzen zusammen angelegt, deren Herstellung und Reparation der Stadt (besonders wenn die Steyr aus ihren Ufergrenzen tritt) jährlich viele Unkosten ver- ursacht. Auf dem Fluss langen auch aus den oberen Gegenden der Steyr eine Menge kleine Flöße an (Laden- khandeln genannt) worauf sich vieles Ladenzeug befindet, und auch vieles davon nach Wien und gar nach Ungarn abgeliefert wird. Das schwere Flötzholz wird ebenfalls darauf her geschwemmt, ein großer Teil davon auf den Sägemühlen und zu verschiedenem Ladenzeug und dergleichen in Steyr selbst verbraucht wird.

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