Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

2 Einleitung. zur statistisch-technischen Beschreibung der k. k. Kreis- und Commerz-Stadt Steyr. Es ist schon lange bekannt, dass unter vielen Städten und Orten der österreichischen Monarchie die k. k. Kreis und Commerz-Stadt Steyr sich größtenteils wegen ihrer sehr günstigen, kommerziellen als technischen Lage an dem Zusammenfluss zweier Flüsse der Enns und Steyr und der benachbarten Ober-Steiermark hinsichtlich ihrer vielen Gewerke von Mühlen, Hämmern, Sägen, Poch-, Bohr- und Schleif- dann Papiermühlen, Drahtzüge und viele andere mehre Hantierungen besonders in Fabrizie- rung der Eisen- und Stahlwaren sich ganz vorzüglich auszeichnet. Die Wahrheit gesteht gerne jeder Fremde, fachkundige Reisende, wenn er die Stadt Steyr be- sucht. Man sagt daher gar nicht unrecht, dass in Steyr die lebendige Gewerbe-Mechanik zu Hause ist. Tausende von Hände beschäftigt, und ernährt die größere Klasse Einwohner äußerst regsamer Betrieb, und auch viele tausend Gulden, werden von In- und vorzugsweise von dem entferntesten Ausland jährlich, für Absatz der von ihnen unter so mannigfaltigen Formen fabrizierten Eisen- u. Stahlwaren bezogen, und in Umlauf gebracht, wodurch das Land überhaupt gewinnt. Es wird auch nebstbei Jahr um Jahr aus zum Behufe dieser Gewerkschaften häufig in Wasserbaulichkeiten als Dämme, Schleusen, Brücken, Wehren gearbeitet, und auch neue aufgeführt, weil diese Gewässer durch ihren öfteren Aus- tritt vielen Schaden anrichten. Von ganz besonderer Wichtigkeit für Stadt Steyrs Broterwerbskammer ist der sogenannte Wehrgraben-Kanal am Steyrfluss welcher seine Entstehung schon vor 500 Jahren sich zuschreibt, dessen Erhaltung der Wehrgraben-Kommunität jährlich mitunter (wie wir an zugehö- rigen Orten vernehmen werden) mehrere tausend Gulden kostet. Schon vor mehr als 600 Jahren, liest man in den Analen von Stadt Steyr, dass in diesem Ort der Anfang Stahl und Eisen zu arbeiten gemacht wurde, und ausschließlich mit diesen Waren der Handel nach Venedig getrieben werden durfte. Dass sich seit so langen Jahren her, bei einer dermaligen einheimischen Population von über 9000 Seelen und 873 Nummern von Häusern, Steyr bedeutend vergrößerte, dadurch auch Fabrikation und Com- merz immer mehr zunahm, ist leicht zu glauben. Unter dieser Anzahl betragen nach dem neuesten Verzeichnis über die in Steyr in Betrieb stehenden Gewerbsgattungen der Feuerarbeiter die größte Anzahl. Weil nun die Lage der Stadt Steyr im Mittelpunkt des Zusammenflusses der Enns und Steyr für Industrie und Commerz so äußerst günstig ist, daher kam es ganz natürlich, dass die früheren Ansiedler und Bewohner mit ihren Mühlen, Wasserwerken, Häusern an den in der Niederung liegenden Flüssen sich niederließen; in dieser wurde sonach der Grund zu Stadt Steyr gelegt, als aber auch der Raum dazu zu klein wurde, zogen sich die Einwohner immer mehr und mehr auf die Anhöhe, rechten Seite des Steyrflusses, so entstand die volkreiche Vorstadt Steyrdorf, Wieserfeld und Aichet, in welchen wie schon erwähnt, die größte Anzahl Feuererbeiter domizilieren.

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