Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832
17 Technische Beschreibung von solchen Fabriken, welche nicht durch das Wasser betrieben werden, sondern in den verschiedenen Werkst ä tten der Profe s sionisten gr ö ßtenteils in dem Bezirk von Steyrdorf, als darunter vorzüglich die Metallarbeiter der Feuerarbeiter gehören. 1. Von den Feilhauern. Die Feile ist in der Hand so vieler u. vieler Professionisten-Arbeiter aus verschiedenen Klassen von Medien ein unentbehrliches wichtiges Instrument. Was der Hammer vo- rausschmiedet, muss durch dieses Werkzeug zugefeilt und nach Erfordernis auch geschliffen werden. Aber Form und Gattungen der Feilen sind sehr verschieden, von der großen Raspelfeile bis zur kleins- ten Feile der Uhrmacher und Goldarbeiter ist eine große Stufenreihe von Nummern oder Sorten da- zwischen. Die Bestandteile des Metalls bei den Feilen ist reiner Stahl, welcher von der k. k. Gewerk- schaft in Steyr bezogen wird. Zu dem Meißel, womit der Arbeiter die Schneide einhaut, wird aber der beste Scharsachstahl genommen. Die technische Bearbeitung des Metalls ist folgende: Fürs Erste wird der Stahl im Aichet unter den Hammer gebracht und geschmiedet. 2 tens Sodann wird erst die Form welche die Feile bekommen soll, ausgeschmiedet, von da weg die Feile in die Schleife gebracht, wo selbe den gehörigen Schliff erhält. 3 tens Nach diesem wird die Feile ins Feuer gesetzt und es wird näm- lich eine Masse geschliffener Feilen in eine starke Glut auf einem Herd eingesetzt und müssen selbe 24 Stunden lang in selber liegen, dass sie die Weiche zum Hauen erhalten. 4 tens Wird der Unterhau gemacht und dann abgezogen. 5 tens Jetzt erst wird der Oberhau gemacht und hierauf 6 tens wird die Feile gehärtet. Das gehörige Härten ist eben ein so wesentlicher Hauptpunkt, als der gute Stahl, welcher zur Feile genommen werden muss. Härten heißt so viel als die Feile für die Arbeit und Dauer hart machen und geschieht auf folgende Weise: Mehrere Feilen werden in ein ergiebiges Feuer eingesetzt, nach einer kleinen Viertelstunde, nachdem sie genügend erhitzt worden, wieder heraus genommen und mit einem feinem zerstoßenen Staub, bestehend aus Ochsenklauen und Salz, stark, dass es Flammen gibt, eingestreut, ist dies geschehen, so wird der Buschen Feilen glühend in einen Grander mit sehr reinem Brunnenwasser langsam senkrecht hineingestoßen, sodass es braust und zischt, dann ist die Feile ge- härtet. Eine jede Feile muss aber zweimal auf diese Art gehärtet werden. Kleine Buben müssen dann die Feilen auswaschen und ausputzen. Das Wasser worin die Feilen eingestoßen und gehärtet werden, soll nach Bekräftigung der Aussage der Feilhauer von vorzüglicher Güte für Aussätzige sein, wenn sie ihre Gliedmaßen damit waschen. Auch soll der Rauch von den Ochsenklauen ein bewiesenes Gegen- mittel in Pest- und Cholera-Zeiten sein. In und um solche Werkstätten daher derlei Krankheiten selten vorkommen. 7 tens kommen sie nun auf die Ölbank; endlich, wenn alle diese Tempi vorüber sind, werden die Feilen sortiert und zur Versendung ordentlich in Stroh auf Feilhauerart eingebunden. Ein Hammer wiegt 13 Pfd. und es muss, mit solcher Schwere, der Geselle diesen am Tag 12 bis 15.000 Streiche fallen lassen, und öfters wohl noch mehr darüber. Von den verschiedenen Nummern und Gattungen dar Feilen. Als: kleine Schlosser Rahmfellen von Nr. 1 bis 15. Studelfeilen von Nr. 1 bis Nr. 20, zum Gabeln ausfeilen. Sagfeilen von Nr. 1 - Nr. 3. Ordinäre Schlosserfeilen von Nr. 1 - Nr. 4. Große Armfeilen im Gewicht 6 - 15 Pfd. Hufraspelfeilen für Hufschmiede. Schusterraspeln von mehreren Nummern. Mes- serfeilen von mehreren Nummern. Zahnraspeln für Pferde. Kneipraspeln. Schlichtfeilen von Nr. 1 - 2. Ordinäre Bauernraspeln. Tischlerraspeln. Mülllerfeilen. Drahtfederfeilen. Zinngießerraspeln auf einer Seite rückwärts geraspelt, auf der anderen Seite einmal gehaut. Englische Feilen. Diese werden einmal vorwärts, das zweite Mal rückwärts von der Spitze gehaut. Endlich noch Bootfeilen, gehören unter die schwierigeren Gattungen Feilen, werden ammeisten nach den Seehäfen versendet und zum Schiffbau gebraucht. Das Verpacken der Feilen geschieht bundweise, es können aber nach dem Gewicht und der Größe derselben auch nur ein Stück allein auf einen Bund gehen. (z. B. große Feilen) oder 2, 3 bis 6 u. 12 Stück. Dennoch ist der Preis pro Bund durchaus gleich und es kostet in Steyr derzeit der Bund Feilen bei 34 kr. Konventionsmünze in den Werkstätten der Feilhauer-Meister. Es ist ferner nicht uninteres- sant zu wissen, dass in einer Werkstatt die Arbeit mit 10 - 12 Gesellen (deren einige bloß dieselben schmieden, andere hauen, schleifen, andere härten) gut von statten geht, in einer Woche 500 Bund Feilen verfertigt werden können. Also das Jahr zu 52 Wochen gerechnet und mit 500 multipliziert, fiel
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