Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

16 Die Gewerke in Unterhimmel. Als erstes kommt man zu der großen Realität des Joseph Teufelmayr des Jüngeren, dazu eine gut eingerichtete Mahl- u. Sägemühle, Schleifen und eine Kohlstatt gehört, nebst vielen umherliegen- den Bau- u. Wiesengründen. Die nächste Nachbarschaft ist die Papiermühle des Herrn Würz. Beide Werke, die Papier- u. die Sägemühle liegen am linken Arm der Steyr gegen einander. Bald darauf fan- gen die k. k. Ärarial Gewerke an, welche in geringen Abständen am Steyr-Arm voneinander entfernt sind, bestehend aus 4 Hammergewerken, darunter nur 2 Rohrhämmer mit den Rohrmaschinen, in wel- chen die Gewehrläufe der Musketen gebohrt und geschmiedet werden, dann aus einem Bajonett- Hammer und einen Zerrenhammer, mehrere Kohl- u. andere Magazinstadel, zwei Armatur-Arbeits- häuser und eine besondere k. k. Fabrik, welche bloß allein mit Verfertigung und Ausmachung der Ge- wehrläufe und Bajonette sich beschäftigt. Eine sehr künstliche und verständige von den k. k. Herrn Artillerie-Obersten in Wien ausgedachte u. in einem eigenen Haus befindliche Maschine macht das Ende der k. k. Ärarial-Gebäude in Unterhimmel. Diese künstliche Maschine heißt Abdrehmaschine der Gewehrläufe. Man muss tiefe Kenntnis in der höheren Mechanik besitzen, um auf das Geheimnis des innerlichen Mechanismus dieser scharfsin- nig ausgedachten Maschine zu kommen. Früher geschah die Abdrehung der Gewehrläufe durch Men- schenhände. Der Mechanismus der Bohrung der Gewehrläufe ist übrigens sehr einfach, das über einen Dorn oder einer eisernen Stange zusammengeschweißte Flintenrohr wird zu mehrerer Akkuratesse mittels der Bohrmühlen in horizontaler Richtung ausgebohrt, wo zu es ungefähr eine Stunde Zeit braucht. Dann kommen sämtliche verfertigte Röhren in das Probierhaus, um selbe anzuschießen. Dies geschieht nur an eigenen hierzu bestimmten Tagen und geschieht auf folgende Art. Die Röhren werden anfänglich in Einschnitte gelegt, welche der Reihe nach in einen horizontalen Balken gemacht sind, bekommen dann eine starke Ladung und die in gleicher Linie gerichteten Zündlöcher werden mit Pul- ver bestreut; wenn alles gehörig vorgerichtet ist, so verlassen die damit beschäftigten Personen das Haus, um vermittelst einer Rinne, die aus demselben hervorragt, das Pulver auf den Zündlöchern an- zuzünden und sämtliche Röhren mit einem Mahle abzubrennen. Vor demselben steht ein gemauerter Kugelfang, der zur Schonung in doppelter Hinsicht mit Sand überschüttet wird. In einem schnellen Lauffeuer brennen dann sämtliche Gewehre ab und die dadurch verursachte heftige Explosion wird noch verstärkt durch den Knall der zersprungenen Röhren, welche demjenigen der sie lieferte zurückgeschlagen werden. Unter 100 Stücken zerspringen doch immer 3 bis 5 Stück. Bei beträchtlichen Bestellungen werden in diesen k. k. Hammergewerken 50 Arbeiter be- schäftigt, denen 4 Meister vorgesetzt sind, und 1 Schleifermeister, davon sind 14 Gesellen bloß Schmiede bei den Hämmern, dann ein Polierermeister, welcher mit genauer Untersuchung der vorge- schriebenen Dimensionen den verfertigten Gewehrläufen die letzte Hand anlegt. Die Verfertigung der Batterieschlösser zu den Musketen geschieht großenteils dann in Wien, in einem eigenen k. k. Fabriks- gebäude in der Währingergasse. Die übrige Beschlagung mit den nochmangelnden Bestandteilen einer Muskete wird von eigenes in Steyr bedungenen bürgerlichen Armaturarbeitern besorgt, welche an ih- rem gehörigen Ort unter der Klasse der Feuerarbeiter eigens angeführt werden. Dieser k. k. Anstalt der Bohrhämmer in Unterhimmel steht in Steyr eine eigene sich daselbst befindliche Zeug-Direktion vor und bestehet seit dem Jahre 1786, wo selbe zum k. k. Ärarium kam. Überdies werden außer der k. k. Rohrfabrik in bürgerlichen Werkstätten der Stadt Steyr Armaturarbeiten auf k. k. Rechnung fabriziert und auch nach Wien abgeliefert, wovon das Mehrere speziell unter dem Titel der Armaturarbeiter vorkommt.

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