Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

14 die verschiedenen Partheyen ihr Blochholz durchflötzen, welches mit viel Behutsamkeit geschehen muss, ansonsten der Flötzende allen Schaden der Wehrgraben-Kommunität ersetzen muss. Nun sind mit der 4 ten Zeugstatt die Wasserwerke am sogenannten Wehrgraben-Kanal zu Ende. Der Wehrgrabengesellschaft aber obliegt noch eine große Strecke vom Lauf des Steyrflusses vor der 4 ten Zeugstatt nämlich bis zur großen Krugelbruckwehr-Brücke, die Herhaltung, Schutz und Reparation der nötigen Wehren, Dämme und Brücken ob, welche, wie schon früher ich bemerkte in manchen Jahren, wie z. B. im Jahre 1830, wie die Steyr den großen Damm von Christkindl gegenüber durchbrach, und ein neuer gebaut werden musste. (was der Wehrgraben-Communität mehrere tausend Gulden Unkosten verursachte:) Diese Gesellschaft hat zu diesem Ende wegen ihren vielen jährlichen Repara- tionen und auch öfters neuen Bauten ihren eigenen Zimmermeister mit seinen Gesellen, welche zu jeder Stunde bei Tag und Nacht, wenn man ihrer benötigt, an Ort und Stelle bereit stehen müssen; ihnen obliegt auch das Aufziehen der Schützen od. Ablässe bei den Wehren zu besorgen. Die Leitung und Führung der Baulichkeit bei dem Wehrgraben-Kanale ist von der Kommunität ein eigener Vorste- her, derzeit in der Person des sachverständigen Herrn Aloys Riß, Pfannen-Hammer- und Feilhauermeis- ter, anvertraut. Verlässt man nun die 4 te Zeugstätte u. will man weiters den Weg sich nicht gereuen lassen (welcher längst den Auen sehr anmutig ist) bis zum ebenbenannten Krugelbruckwehr und Brü- cke (unweit des sogenannten Bierhauses an der Sierningerstraße liegend) zurückzulegen, so kommt man an Ersten zu einer großenWehr, nahe bei der St. Anna Kapelle Nr. 64 liegend (beim Krankenspital), die St. Anna-Kapellenwehr von den Leuten genannt. Diese Wasserteilungswehr ist für den Fremden allemal ein imponierender Anblick, weil der Effekt durch die drei Verfalls-Abtheilungen, das über die Wehrböden herabstürzende Wasser äußerst lebendig ist. Diese Wehr nimmt eine Breite von 50 Klafter ein. Selbe dient größtenteils dazu den Überfluss des Wassers über diese Wehr nach dem Arm der so- genannten Reichen Steyr unterhalb des Ausflusses des Christkindl-Wasserarmes zu leiten. Bey dieser Wehr befindet sich auch eine Brücke über den Kanal nach dem Lazarett und dem in der Nähe davon liegenden Kalkofen des Herrn Maurermeisters Huber in Steyr, von daraus man wieder über eine kleine steile Anhöhe auf die Post- und Kommerzial-Straße nach Sierning und Kremsmünster gelangt. Der Fluss fließet von da an so ziemlich bis auf einige Biegungen ausgenommen in paralleler Richtung bis zur Kruglbrücke und Wehr. Von der benannten St. Anna-Kapellenwehre etwa 60 Klafter weit entfernt, fängt der vorher erwähnte zur Hälfte wieder neu hergestellte Versicherungsdamm von 60 Klafter Länge an, welcher zwischen dem Wehrgraben-Kanal und dem Christkindl-Arm liegt. In der Mitte näm- lich zwischen diesem Damm und der St. Anna-Kapellenwehr ist der Platz, wo jährlich allzeit die Abkehr des Wassers vor sich geht, um den Wehrgraben-Kanal zu reinigen und die Wasserschäden und andere Gebrechlichkeiten an den Werken, welche sich unterm Jahr ergeben ausbessern und wieder neu her- stellen zu können. Diese Abkehr ist nichts anderes, als eine Vermachung mittels kleiner Pfähle quer über den Kanal, sodass das Wehrgrabenwasser über der schon benannten Wehr seinen Lauf nehmen muss. Diese Ab- kehrung, vielmehr Ableitung des Wassers dauert gewöhnlich in Steyr 14 Tage, auch öfters 3 Wochen. Da liegen nun alle wassertreibenden Gewerke und Maschinen still und man arbeitet Hals über Kopf, Tag und Nacht öfters, die Wasserschäden an Brücken, Wehren, Dämmen, Rädern, Maschinen u. Ge- bäuden, in dieser festgesetzten Zeit zu vollenden. Der Tag der Abkehrszeit, sowie der Tag, wo selbe wieder hinweggenommen und das Wasser im Canale eingelassen wird, ist für das halbe Steyr, beson- ders für die Jugend, ein kleines Freudenfest. Maienbäume werden dann in der Flussmitte aus Freude, dass wieder alle Werke in Belebung kommen, eingesetzt und es geht das Hämmern, Pochen, Stampfen u. Schleifen wieder aufs Neue fort. Zu dem Versicherungsdamm, solcher auf gewöhnliche Art mit Pilo- tasche, Zangen und Heftstecken von Holz erbaut und mit großen Steinen ausgefüllt, größtenteils im Jahre 1830 wieder neu erbaut, führt ein bequemer Brückensteg nach den k. k. Ärarial-Hammergewer- ken bei Christkindl hinüber. Die eigentliche Bestimmung dieses Dammes ist ebenfalls wieder zur Zeit der Hochwässer und des Anschwellens des Steyrflusses, das übergehende Gewässer über diesen Damm, der zugleich rückwärts eine Überfallwehre bildet, abzuleiten. Doch soll bei der Erbauung eines solchen Dammes von Seite des Wehrgrabens allemal schlechterdings die Klausel genau beobachtet werden, dass die beiden Niveaus des Chistkindl-Dammes und jenes des Wehrgraben-Kanals um keinen Zoll höher und niedriger befunden werden dürfen, weil in entgegengesetzten Falle der eine oder der andere Flussarm zu viel oder zu wenig Wasser zum Betrieb seiner Gewerke bekommt und dadurch

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