Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

13 Gesellenhaus mit Magazin und eine Walze woran 2 Fässer stecken, in welchen der Draht gelegt wird, um das beständige Herumdrehen an der Walze noch mehr Glätte zu verschaffen. Mit in gleicher Eigen- tumsverbindung gehört zu diesem Drahtzug in Aichet noch eine zweite Drahtzugfabrik in der Ortschaft Neuzeug (das auswärtige Werk genannt), welches ganz neu erbaut, und sehr lebhaft betrieben und eben durch dieses zweckmäßige Ineinandergreifen beider Gewerke ein vorteilhafter Absatz ihrer Er- zeugnisse erzielt wird. Der Eigentümer dieser Drahtzugsfabrik ist Herr Ernst Schindler, ein sehr tätiger kenntnisvoller junger Mann noch, mit welchen noch ein Herr Eberstaller von Steyr in Geschäftsverbindung derzeit getreten ist. Dieses Werk liegt von der 4 ten Zeugstatt nur etwa eine ¾ Stunde in der Gegend der soge- nannten Lettmühle. Bevor aber ein fertiger Bund Draht ins Warenlager gebracht werden kann, muss solcher öfters durch die Hand der Arbeiter gehen. Vors Erste muss das zum Draht bestimmte Eisen ausgeführt, unter den Hammer geschmiedet, hierauf sechsmal auf der Grobzange durchgezogen, dann aber ausgeglüht, endlich noch gescheittert werden. Dieses muss noch einmal von Neuem wiederholt werden, sodann wird der Draht auf die erste Walze gebracht, und nach Erfordernis mehrmahlen durch- gezogen, je nachdem die Qualität es fordert. In diesen beiden Drahtzügen darf man annehmen, dass jährlich bei 1800 Zentner Draht erzeugt und abgesetzt wird. Die Hauptbestandteile von der Drahtzugs- maschine sind: 1 tens zwey Hammerradl, 1 Balgradel, 1 Zugradel, 2 Ziehbänke, 2 Zainhammer, 3 Grobzan- gen, 1 Untergrobzange, 6 Walzen zum Drahtziehen, 1 große Walze, 6 kleine Walzen, oder Scheiben genannt, um welche der Draht sich aufwindet, ferner 3 Peitschen oder Scheitern zum Glanzmachen des Drahtes. Vor erstbenannten Drahtzug kaum 10 Klafter entlegen, fangen die Schleifen (v) bei der 4 ten Zeug- statt an dem rechten Arm des Canals an, über welchen ein Steg nach der Vorstadt Aichet führt. Auch wird man bei starkem Abfall des Wassers über eine beiderseits zwischen den Werken angebrachte Wehr gewahr. Dergleichen trifft man bei jeder der vier Zeugstätten an, und diese dienen hauptsächlich dazu, dem Lauf des Wassers für ihre Gewerbsmaschinen mittels eines hinlänglichen Abfalles, einen größeren Nachdruck oder Geschwindigkeit zu verschaffen, weil sonst das Wasser wegen der ursprüng- lich zu niedrig geschehenen Anlage dieses Kanals zu träge fließen würde. Dieses Gefälle fand ich auf eine Kurentlänge von 600 Klafter (des Kanals) auf 4° 1' 6'', nämlich von der ersten bis zur vierten Zeug- statt. Es befinden sich daselbst noch zehn Schleifen, nämlich drei gemauerte, und 7 hölzerne. In diesen sämtlichen Schleifen werden ebenfalls gleichwie bei den unterhalb liegenden Zeugstät- ten alle mögliche Gattungen zum Schmieden, Stechen, Hauen und Zwicken erforderlichen Werkzeuge geschliffen. Es haben daselbst auch verschiedene Professionisten als Messerer, Feilhauer, Ahlschmiede etc. ihre besonderen Schleif-Gerechtsamen, und entrichten ihren jährlichen Zins dafür. Die Namen der Inhaber dieser Gerechtsamen sind, wie folgt: Vinzenz Osterberger, Scherschmied-Meister, Nr. 67, da- selbst bei dieser Schleife in Zins Adam Jägermair. Engelbert Lofenecker, Ahlschmied-Meister, Nr. 79, bei denselben in Zins Josef Nothhaft, Ahlschmied-Meister. Georg Bley, Schermesserer-Meister, Nr. 82. Martin Jägermair, Ahlschmied, Nr. 84, in Zins. Franz Menhart, Schermesserer-Meister, Nr. 85. Georg Molterer, Ahlschmied-Meister, Nr. 87. Joseph Bley, Schermesserer, Nr. 88. Sebastian Ruprecht, Scher- messerer, Nr. 93. Felix Molterer, Ahlschmied-Meister, Nr. 97, mit in Gesellschaft. Bey dieser Zeugstatt befindet sich noch die Papierfabrik des Herrn Joseph Vogel, Nr. 68, vormals die Johann Hoffmannische genannt. Hier wird nicht minder gutes Papier wie in der bei der 3 ten Zeug- statt erzeugt, und vorteilhaft nach verschiedenen Plätzen abgesetzt. Ebenso findet sich daselbst die Hausmahlmühle des Herrn Joseph Heiniger mit einemGips-Stampf vor. Ebenfalls wie die übrigenMahl- mühlen im vortrefflichen baulichen Zustand. Endlich bleibt noch (t) dieser letzten Zeugstätte der da- selbst befindliche der Feilhauer und Zirkelschmied Zunft angehörige Stahl und Eisenhammer (z) Nr. 75 zu bemerken übrig. Dieser Hammer ist bloß bestimmt, das Material für die Feilhauer und Zirkel- schmied-Meister vor- und herzurichten, bei diesen sämtlichen anliegenden Wassergewerken zählt man zusammen 17 Gefluder. Ein solches Gefluder, in welchem ein Wasserrad steht zahlt jährlich bei allen vier Zeugstätten in der Regel derzeit an die Wehrgraben-Kommunität zur Bestreitung der Baukosten des Wehrgraben- Canals 30 fl in Konventionsmünze. Nun befinden sich bei allen vier Zeugstätten zusammen 52 Gefluder, macht daher einen Betrag von 1560 fl Konventionsmünze jährlich aus. Man muss hier bemerken, dass diese 4 te u. letzte Zeugstatt am meisten an ihren Wassergebäuden leidet, weil hier mehrmals jährlich

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