Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

10 Der Name Vogelsangmag sich wohl von dem verschiedenartigen Getöse der Hammergewerke und Sägen, dem Kling Klang der Schleifen, Polieren, Schmieden u. a. m. herleiten, wo alle diese Realitäten auf einem kleinen Raum an einem eigenen Kanal (der Himmlitzergraben genannt) von der Gegend Unter- himmel herein (wo die k. k. Rohrhämmer sind) beisammen liegen. Dieser Kanal gehört aber keineswegs zur Wehrgraben-Kommunität und die nutznießenden Gewerbe zahlen untereinander gemeinschaftlich die Reparationskosten dieses Wasserarmes, woran ihre Werke liegen; als: die doppelte Sägemühle (der- zeit ein erst kürzlich an sich gebrachtes Eigentum des H. Brandstetter). Diese Doppel-Sägemühle ist eben- falls ein Meisterstück einer vorteilhaft erbauten Sägemühle; sie geht ebenfalls wie alle andern unter- schlächtig im Fürsatz und wird unausgesetzt häufig viel Bretter und Ladenholz darauf geschnitten. Der Fürsatz bei diesen Gewerbsmaschinen ist nichts anderes, als eine durch ein schweres Mittelrad ange- brachte vermehrte Geschwindigkeit zum Umschwung des zur innerlichen Bewegung angebrachten Rä- derwerkes. Sogar bei Mahlmühlen findet man solche Fürsatzräder. Die Geschwindigkeit der Säge kann man aus folgender Beobachtung (o) in Anschlag bringen, zu einem 15 Schuh langen weichen StammHolz, welcher in 6 Blätter zu Tischlerlatten der Länge des Durchmessers nach von 7/8 Zoll schon, geschnitten, und wovon nur noch der senkrechte Durchschnitt zu machen übrig blieb, war zu solchen Schnitt eine Zeit von 5 ½ Minuten erforderlich. Bei dieser Sägemühle befindet sich noch eine erst kürzlich errichtete klei- nere Sägemühle hart an die Mahlmühle angebaut, ebenfalls ein Eigentum des Herrn Brandstetters, Nr. 3, nebst einer etwa nicht mehr als 150 Schritte davor entfernten Kohlbrennerei und einem Holzvorrats- haufen, der aus den oberen Gegenden des Steyrflusses hergeflößten Blochhölzern. Man muss bemer- ken, daß alle diese Herrn Realitäten-Inhaber bei ihren Ökonomien beträchtliche Grundstücke an Äckern, Wiesen, Vieh& a. m. besitzen, daher auch in bestenWohlstand sich befinden. Es ist daselbst ein Bräuhaus auch zu treffen, dem Herrn Bräumeister Eysen Nr. 3 gehörig, mit großen Ökonomiebetrieb welcher ge- genwärtig auch eine neue Malzbrechmaschine und Kühlapparate, Dörren etc. errichtete. Ferners noch zwei Hammerschmieden, eine der Frau Salcher, Nr. 5, gehörig und die andere dem Herrn Osterer Nr. 6 angehörig. Diese letzten benannten Hämmer, waren vordem ein Eigenthum des k. k. Ärariums, dann auch noch zwei Schleifen, wovon eine dem Herrn Osterer, die andere dem Herrn Brandstetter gehört, und ein Zweckschmiedmeister Andreas Kirchdorfer Nr. 7. Auf diesemWeg kommt man auch zu dem sogenannten Teufelsbach (Fall) wie im Situationsplan angezeigt, welches kleine Bächlein sich den Himmlitzer Steyr-Arm ergießt. Bei diesem kleinen Bächlein, das wohl bei Regenzeit sehr hoch anläuft, steht der Kalkofen des Herrn Karl Huber, Maurermeister zu Stadt Steyr; die Kalksteine werden an dem Ufer der Steyr aufgefunden. Oberhalb desselben ragt sehr anmutig das Lustschlösschen des Herrn Kaufmann Mayr, Engelseck genannt, hervor. Die Ortschaft Vogelsang ist auch in geschichtlicher Beziehung auf den frühe durch einen fremden Kauf- mann aus Nürnberg herbeigeführten ersten Handel mit Eisen und Stahlwaren, ins deutsche Reich na- mens „Kunz Horn“ 1489 dadurch merkwürdig und zum bleibenden Gedächtnis, weil dieser benannte Kaufmann ein Schreiberhaus selber Zeit in Gesang erbaute und mehrere fromme Stiftungen zur Stadt- pfarrkirche aus Dankbarkeit für seine glücklichen Handelsgeschäfte mit Steyer errichtete, wodurch er selbst in guten Wohlstand versetzt wurde. Derzeit besteht dieses Schreiberhaus nicht mehr; wohl aber noch gut erhalten steht eine marmorne Denksäule der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet von 1487, wel- che nach Prevenhubers Annalen von Steyr auf dem Langseppenberg vom benennten Kaufmann zum ewigen Andenken an der Straße aus gleicher Ursache errichtet wurde. Um von dieser kleinen Ablenkung nach dem Vogelsang zur 3 ten Zeugstatt wieder zurück zu keh- ren, braucht man eben nicht zu dieser zurückgehen, man kann sogleich von Teufelsbachweg über die ehemals sogenannte Haratzmüllersche Brücke (nunmehro Brandstettnerische) auf die 4 te Zeugstatt kommen, aber wir wollen wieder zur 3 ten Zeugstatt uns den kurzen Weg gefallen lassen, und von selber aus in gerader Richtung längst des Kanales auf die 4 te Zeugstatt zugehen. Zwischen der 3 ter u. 4 ter Zeugstatt teilt sich das Wasser des Wehrgrabens in zwei Teile, ein Teil (so wie aus dem Situationsplan zu entnehmen) behält seinen Geraden Lauf nach den Gewerken bei, und wird mittels eines Rechens auf die andere Seite, über welchen der Steg vom Kupfer- und Eisenhammer zur Pa- piermühle führt, vor dem Andringen des hergeschwemmten Blochholzes auf die Werke geschützt, der an- dere Teil hat zwei Überfälle, über diese muss das Schwemmholz durchgehen welches einen kurzenWeg im Kohlanger-Seitenarm zum schwemmen hat und von dort ausgetragen und auf den schon beschriebenen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2