Der Wehrgraben - Topographisch statistisch technische Beschreibung 1832

9 In der Mitte dieser zwei Zeugstätten liegt auch der sogenannte Kohlanger, eine kleine Insel zwi- schen dem Lauf der Reichen Steyr (der breitere Arm des Steyrflusses an der Stadtseite) und dem Kanal der Wehrgraben-Kommunität, so 250 Klafter im breiteren Durchschnitt lang, und 50 Klafter breit ist. Auf diesem Flächenraum befinden sich jedoch mannigfaltige Gegenstände; als schließt dieser Platz die erst kürzlich an sich gebrachte Kohlstatt (Kohlbrennerei) des Herrn Carl Jocher ein, welche sehr gut betrieben wird, indem so viele kleinere Feuerarbeiter hier für ihren täglichen Bedarf, auch die Kohle metzenweis zu jeder Stunde zu kaufen bekommen, zu dem Ende nun benannter Herr Kupferhammer- und Papier- fabriksinhaber selbst auf der Steyr das nötige Holz her flößt, dabei befindet sich ein eigenes Kohlschrei- behaus, mit einem hübschen Garten, Stallungen und noch andere Remisen. Weiters findet man 2 tens auf dieser Insel, in der Nähe der Kohlbrennerei weiter abwärts, den großen Holz-Vorrats-Platz des Herrn Michael Heindel des Vaters, Mühl- u. Sägemeister, von dem wir gleich Anfangs seine Realität beschrie- ben haben. Hier liegen in kolossalen pyramidenförmigen Haufen wohl öfters über 4000 Stück Bloche (Stämme Holz) von 6 bis 10 Klafter Länge, und in Durchmesser von 8/9 bis 10/12 zölliger Stärke, worun- ter sich auch viele Lärchenstämme befinden. Bei diesem Platz ist auch an einem kleinen Arme der Steyr beim Auslauf der Insel, ein Holzrechen angebracht, von welchem aus nach und nach von dem Vorrats- haufen die Bloche zu der Haus-Säge-Mühle jenseits des großen Wehrdammes geflößt, geschnitten, und gleich beim Haus Absatz finden, wie aus dem Situations-Plan zu ersehen ist. Von diesem Holzvorrat wird kein Stamm zur Kohlbrennerei verwendet, sondern bloß allein Bretter daraus geschnitten, welche im- mer so nahe bei der Stadt an der Hand, wie gesagt, schnellen Absatz finden. Indessen aber, die nahe Lage des Holzvorratsplatzes wohl für den benannten Eigentümer für seine Sägemühle von großem Nut- zen ist, so ist aber auch dieser Platz von einer anderen Seite betrachtet, dem Eigentümer selbst, so wie den anliegenden Nachbarschaften zur Zeit des hohen Anschwellens des Steyrflusses, ja selbst bei Feu- ersgefahr sehr gefährlich schon öfters geworden; wie im Jahre 1827 ein trauriges Beispiel abgab, indem dem vormaligen Besitzer, der derzeitigen Heindl Realitäten Herrn Schindler, bei einem großen Wasser- guss die Gewalt der hereinbrechenden Fluten den kolossalen Holzstoß hob und wegnahm, wodurch für die unterhalb liegende Jochbrücke über die Steyr die allergrößte Gefahr drohte. Mehrere tausend Gul- den gingen durch diesen Verlust verloren. Daher kommt es denn auch, dass dieser Holzvorratsplatz im- mer für alle Antreiber ein Dorn im Auge ist, und immer Verdrießlichkeiten absetzt. Indessen ist es bisher eine schwere Aufgabe geblieben, in der bequemen Nähe einen passenderen Platz für selben aufzufin- den, da jedes Fleckchen beim Wehrgraben als ein kostbares Grundeigentum angesehen und nicht so leicht abgetreten wird. Beim oberen Auslauf des Kohlangers, wie aus dem Situations-Plan deutlich ersichtlich ist, führt ein bequemer hölzerner Verbindungssteg über die Reiche Steyr nach dem sogenannten Vogelsang, ei- ner kleinen Ortschaft. (Vorstadt von Steyr)

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