Amtliches Linzer Adressbuch 1940

1807 war der Plan der Errichtung einer Pferdeeisenbahn aufgetaucht. Sie war für den Transport von Salz und Holz von Linz bis Lambach gedacht. Aber erst 1832 konnte als erste Schienenbahn Europas die Strecke Linz— Budweis befahren werden. Später sollte sie als Dampfeisen- bahn benützt werden, die Lokomotive „Linz" kannte aber 1854 nur bis Magdalena kommen, da van dort ab die Geleise zu steil gelegt waren. 1837 landete das erste Dampf- schiff „Maria Anna" in Linz. Bahn und Schiff waren es erst, die der Stadt Linz ihre größere Zukunft garantierten. Die Freiheitsbewegung des Jahres 1848 fand in Linz einen wohl vorbereiteten Baden. Eine Nationalgarde wurde aufgestellt, die sich mit den Regierungs- und Militärbehörden verbrüderte, die Schließung des Jesuitenkallegs auf dem Freinberg wurde durchgesetzt und Vertretungen für das Frankfurter Parlament gewählt. Von Linz aus erhielt überhaupt die Freiheitsbewegung einen mächtigen Impuls durch Flugschriften, Broschüren und die politisch-satirische Zeitung „Der freie Linzer Postillon". Um diese Blätter und Flugschriften in ihrer sehr kühnen und freimütigen Haltung würdigen zu können, um ihre nationale und freisinnige, offene Stellungnahme zu erfassen, ist ein Blick in die damaligen Tage notwendig. Es ergeben sich da für die allerletzte Etappe Österreichs, die unselige Systemzeit von 1934 bis 1938 geradezu überraschende Parallelen. Der deutsche Bund war allen Menschen, die ein einiges, starkes, freies und auf sich beruhendes Deutschland wünschten, eine schmerzliche Enttäuschung, es gab kein gesamtdeutsches politisches Denken, keine Einheit des Gesamtvolkes. Ein dreifaches Deutschland stand seit 1815 in Europas Mitte. In Wien herrschte Metternichs Konservativismus. Unter seinem Einfluß verzichtete Kaiser Franz auf die deutsche Kaiserkrone zum schweren Nachteil der gesamtdeutschen Zukunft. Der österreichische Tyvus des deutschen Menschen sollte zum „österreichischen Menschen" werden. Österreich selbst folgte einem eigenen inneren Gesetz und wurde so zum Gegner des deutschen Einheitsstaates. Jede Regung dagegen in den Ländern, ihren Hauptstädten und in Wien wurde gewaltsam unterdrückt. Strengste Zensur und Bespitzelung machten eine Atmosphäre, die zur Revolution führen mußte, Gerade in Linz spiegelte sich diese Revolution im radikalen Schriftwesen einen Sommer und einen Herbst lang. Der kommende Winter aber machte allem Freiheitsdrang wieder ein Ende. Cs kam die Enttäuschung und mit ihr die Ermattung. Erst 90 Jahre später erfolgte die schon 1848 angestrebte Einigung des Volkes und Reiches und die Lösung der damals angeschnittenen Fragen auch für Österreich und d i e Befreiung erfolgte, das ist ein stolzes Gefühl, von Linz aus, wo der Führer Adolf Hitler vom Rat- hnusbalkon feine erste Proklamation an die Ostmarkdeutschen erließ. Damals aber kamen die Jesuiten wieder, die „aufständische Beweaunq" wurde unterdrückt und die Zeiten wurden so schlecht, daß ein Linzer Wirt sich veranlaßt sah, ein Notgeld heraus,ugeben, und zwar in Form von Visit- karten, wie man ihnen etwa erst im Jahre 1921 auch in Linz wieder begegnete, Obwohl es schon früher vereinzelt Arbeiterrevolutionen gegeben hatte, kann man den Beginn der Arbeiterbewegung in das Jahr 1848 verlegen. In dem Testament eines Linzer Arbeiters, der in Wien 1848 auf den Barrikaden fiel, steht der Satz: „, , , ich sehe, daß unter allen Ständen Gleichbeit sein kann, wenn Einbeit und Brüderlichkeit besteht und eine soraenlose Eristenz aller Stände gesichert ist . . . ,.heilig ist das Eigentums war unsere Losung . . ." Im Revolutionsjabre selbst gab der demokratische Landesbeamte Josef Hillischer in Linz das „Journal für Arbeiter" heraus, aber erst 1868 kam es mir Gründung eines sogenannten Arbeiterbildungsvereins. Der erste sozialdemokratische Gemeinderat begegnet dem Rück- schauenden erst 1902. Zum Durchbruch verhalf dieser Partei des Klassenkampfes, in der im Gegensatz zur Auffassung jenes nationalen Arbeiters aus dem Jahre 1848 „Eigentum Diebstahl" war, erst das unglückselige Weltkriegsende unb die Einflüsse, die von anderswo herkamen, übertragen von den internationalen Juden. Linz hatte von 1848 bis 1919 durchwegs national gesinnte Bürgermeister gehabt. In den Jahren ihrer Wirksamkeit entwickelte sich Linz erst zur werdenden großen Provinzstadt, denn in diesem Zeitraum stieg, freilich auch durch Vergrößerung des Stadtrayons, die Bevölkerung von 27.000 auf 93.000 Einwohner. Die großen Spitäler entstanden, die Bahnen wurden ausgebaut, bis das bedeutungsvolle Netz mit den wichtigen Verbindungen entstand, Schulen wurden errichtet und alle Errungenschaften der Zeit in den Kreis der Aufgaben einer wohlgeführten Stadtverwaltung einbezogen. Noch immer aber blieb Linz seitab der großen Verkehrsstraße liegen, so daß ihr stets der große Strom des motorisierten Verkehrs an der Nase vorbeilies, Erst die großen Straßen des Führers, die Autobahnen, die im Bau sind, werden Linz an den Weltverkebr unmittelbar anschließen, was ihm die Stellung einer Großstadt sichert. Die Nachkriegsjahre brachten jene politischen Wirren, die der Parteienstaat unweigerlich mit sich bringen muhte, mit seinen Aufspaltungen der verschiedenen Volksgruppen, Haß und Terror machten sich bis auf die Straße geltend. Die Kämpfe zwischen Sozialdemokraten und Heimntschutzbewe- gung kamen besonders in Linz zur Austragung, wo Star- hemberg seine Domäne hatte und mit den Resten seines eigenen Vermögens und aufgenommenem Judengeld sich Teile des arbeitslosen Volkes kaufte, um seine Mach^oläne mit ihnen zu verwirklichen. Diese Pläne liefen aber schließlich darauf hinaus, daß er mit seinen verführten Mannen der Systemregierunq aufs Pferd balf und ihr getreuer Sattelknecht wurde. Seine Haufen snalteten und seine Reihen lichteten sich. Eine Zeit des Scheinkatholizismus kam wie zu den Zeiten um 1600 als die Jesuiten und Kapuziner in die Stadt berufen wurden und das Regiment in die Hände nahmen. Daneben aber erstarkte die nationalsozialistische Bewegung. die trotz Verbot nicht tot war und sich immer mehr in den breitesten Volksschichten verwurzelte. „Ein Volk, ein Reich!" stand mahnend auf dem uralten Turm des Cinfalls- tores des Donauweqes vom Reiche her und verdichtete sich immer mehr mit der Erweiterung: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!" Die nationale Front wurde immer stärker und aus den unsichtbaren Reihen wurde endlich in den denkwürdigen Tagen des Februar 1938 der Strom unveriieg- barer nationaler Kräfte aus allen Schichten des Volkes, der die große Zukunft und die Verwirklichung der Vläne des Führers für feine Jugendstadt verbürgt. Schon ist die Nibelunaenbrllcke vor der Verwirklichung, die chermann- Görinq-Werke im Entstehen, der Donauhafen im Bau und ein neuer Stadtteil harrt mit Bahnbof und Großstadtstraßen der arbeitenden Hände, Mit aller Kraft strebt die Stadt ihrer Weltgeltung zu und ein Jahrzehnt des ungeahnten Aufstieges hat seinen vieloerheißenden Anfang genommen. III. kntwicklung des Stadtgebietes Soll eine Stadtsiedlung Bestand und Entwicklung haben, sind naturnotwendige Voraussetzungen erste Grundbedingung. Diese naturgegebene Vorausfetzung besitzt Linz in feiner Lage. Die Ursiedler auf Linzer Boden — das war in der jungsteinzeitlichen Erdperiode — fanden nicht nur Fisch und Wild in der Auwaldwildnis, sondern auch ihre Bau- und Werkstoffe und sonnige Hänge für den Anbau, ja sogar, und das ist zum Wichtigsten zu zählen. Verbindungswege nach allen Seiten. Eine natürliche Warte bot sich ihnen mit der Höhe des sväteren Schlohberges. die denn auch den Kelten und den Römern willkommen gewesen ist. Nur war den letzteren die Donau nicht Verbindungsweg, 12

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