Das sanöliaus nur zwei urkundlich belegte Prozesse wegen eines Paktes mit dem Teufel. Der Protestantismus erfaßte fast die ganze Linker Bevölkerung. die sich von den auch in ihrer Stadt herrschenden Mißständen in der katholischen Kirche abwendete und der Lehre Luthers zuströmte. Der Papst zückte zwar den Bannstrahl, aber die Widmungen für Rom blieben aus und endlich beoann selbst der Geistliche in der Stadtvfarrkirche evangelisch zu predigen unter dem Schuß der Landstände. Auch Kaiser Ferdinand I. kämpfte vergeblich qeaen den Zug der Zeit au. 1540 hatte Linz einen protestantischen Bürgermeister, der die katholischen Pfründen zur Errich^una einer protestantischen Volksschule verwendete. Auch die städtische Lateinschule wurde protestantisch geführt. Berühmt wurde die höhere Landschaftsschule, die 1574 van Enns nach Linz verlegt worden war. ein Internat in das die Adeliaen auch anderer Länder ibre Söhne schickten. In ihr unterrichtete auch der große Astronom und Mathematiker Johann Kepler, der in Linz sein eigenartigstes Werk „Vom Zusammenklana der Welten" schrieb und verlegte. Auch seine berühmte Fahrechnung entstand in Linz. 1542 wurde die Stadt wieder von einer Brandkatastrovhe heimaesucht. der 140 Häuser zum Opfer fielen. Der Wiederaufbau führte auch zur Anlage der ersten Linzer Wasserleitung. Ferdinand I. hatte nach der Teilung des habsburgischen Weltreiches in Linz jene wichtige Heirat aeschlossen. die ihm die Anwärterschaft auf den ungarischen Thron brachte, ihm aber auch die Türkenabwehr zur Pflicht machte. Kaiser und Gemahlin verlegten ihre Reaierung oftmals nach Linz und so gab es denn in der Stadt im 16. Jahrhundert viele vräch- tige Feste, an denen die Bürger verdienten. In den Tagen der Türkengefahr war Linz Berhandlungs- und Rüstungsplatz. Die Stadt mußte große Summen zahlen und Fußtruppen stellen und aller Aufschwung war gehemmt. 1564 war noch das Landhaus im Hauptbau begonnen worden. Ferdinand des I. Sohn und hernach Rudolf II. verboten die freien Religionsübungen und letzterer befahl 1578 anläßlich seiner Erbhuldigung in Linz dem Bürgermeister, den katholischen Gottesdienst allein einzuführen. Zehn Jahre lang blieb der Befehl unausgeführt. Linz blieb hart, trotz vieler empfindlicher Strafen. Als aber die Gegenreformation energisch einsetzte, kam es zu Aufständen und 1589 war es so weit, daß 140 Sierninger bewaffnet in Linz einfielen, um ihren gefangenen Anführer zu befreien. Viele Bürger, denen man, weil sie Protestanten waren, das Bürgerrecht verweigert hatte, wanderten aus. Trotz allem blieb der größte Teil der Linzer Bevölkerung lutherisch und die Stadt hatte im zweiten oberösterreichischen Bauernkrieg (1594 bis 1597) sehr viel für die rebellischen Bauern übrig. Es kam sogar so weit, daß der Linzer Bürgermeister mit seinem Stadtschreiber einqesperrt wurde. Linz war in diesen schweren Zeiten oft Prozehort und einmal wurden sogar neun Arbeiteranführer aus dem Salzkammergut auf dem Hauptplatz hingerichtet. 1596 fand ein römischer Kardinal auf seiner Durchreise die Stadt so voll von Ketzern, daß er in Linz nicht einmal nächßgte. Vier Jahre später hätte er, wenigstens äußerlich, ein anderes Bild gefunden, denn die Regierung hatte bis dahin die Protestanten gewaltsam ausgemerzt. Alle evangelischen Pastoren und Lehrer mußten die Stadt verlassen und eine Zeit des Scheinkatholnismus begann, in der Jesuiten und Kapuziner ihr Schäslein ins Trockene brachten. Kaiser Matthias, der schon als Erzherzog in Linz residiert hatte, machte den Protestanten wieder Zugeständnisse, aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Die Söldnerschar des Passauer Bischofs, vielleicht mit Absicht schlecht bezahlt und schlecht gehalten, zog plündernd über das Hausruckviertel gegen Linz, das sich mit schwerem Geld und kostbarem Vieh loskaufen mußte. 8000 Mann Fußvolk, 4000 Reiter und über 2000 Weiber hatten vor Linz gelagert und muhten, da in derselben Nacht ein Eisstoß die Donaubrücke zerstörte, mit Schiffen über den Strom gesetzt werden. Das war im Winter 1610. Der bigotte und ultramontan katholische Kaiser Ferdinand II. nahm die rücksichtsloseste Verfolgung der Protestanten wieder auf. Es kam in Böhmen zum Aufstand gegen ihn. Er wußte sich nicht anders zu helfen als daß er rafch Oberösterreich dem Banernberwg Marimilian, dem Fübrer der katholischen Liga, verpfändete, um dessen Waffenhilfe zu erreichen. Dieser marschierte in Linz ein, wo er 1620, an einem unseligen Tag für Stadt und Land, im Schloß den neuen Statthalter Adam von Herberstorff, den berüchtigt gewordenen unmenschlichen Bauernschinder, vorstellte. Die Bauern leisteten als zähe Anhänger ihres evangelischen Glaubens offenen Widerstand. Im Mai 1625 kam es so zu jenem über alle folgenden Jahrhunderte hinaus verabscheuungswürdigen Würfelspiel in Frankenburg. Herberstorff kam in die Stadt zurück. Seine Greuel entfesselten einen allgemeinen Bauernsturm, der unter Stephan F a- d i n g e r und Christoph Zeller losbrach und gleich zu Anfang Herberstorff und seinen Soldaten bei Peuerbach eine vernichtende Niederlage bereitete. Mit Mühe rettete der sich nach Linz, wo bei seiner Ankunft ein „gräuliches, erschreckliches Jammern und Geläuf", ein Packen und Fliehen anhob. Die Stadtbefestigungen, die fast verfallen waren, muhten von der Bevölkerung in harter Robot und ununterbrochenen Schanzarbeiten wiederhergestellt werden. Durch Scheinverhandlungen verstand es Herberstorff Zeit zu gewinnen und die Stadtbefestigungen so instandzusetzen, daß sie der folgenden Belagerung durch ein 8000köpfiges Bauernheer unter Fadinger wirksam Widerstand leisten konnten. Fadinger, der sich auf sein Kriegsglück allzusehr verlieh, 10
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