Amtliches Linzer Adressbuch 1940

ligen Hausbesitzes in der Stadt fast ganz auf und verbriefte den Linzern 1361 volle Strahenfreiheit zum Handel gegen Süden, ferner das unbeschränkte Pfändungs-, Meilen- und Stapelrecht. Das Stadtgericht lag damals pachtweise in Händen von geldkräftigen adeligen und bürgerlichen Günstlingen, die eine derart krasse Geschäftsjustiz betrieben, daß die Fülle der Beschwerden und Klagen es endlich notwendig erscheinen ließen, den Stadtrat mit der Gerichtsbarkeit zu betrauen. Die Stadt selber erzielte durch die Steuerpachtungen von Gmunden und Waxenberg beträchtliche Eingänge. Seit 1382 hielt Linz zwei Jahrmärkte, die immer mehr ausgebaut worden waren und wesentlich zum Aufblühen des Handels und des Handwerks beitrugen und die Stadt zum ausgesprochenen Handelsplatz für Häute, Felle, Stoffe, Eisen, Salz und Wein machten, mit dem Steyr, Enns, Salzburg, Wien, Pest, Prag. Brünn, Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Breslau, Köln, ja sogar holländische Städte regen Handelsverkehr pflegten. Während Pregarten und Ottensheim zur Zeit der Hussitenkriege zerstört wurden, blieb Linz bis auf Steueropfer verschont. Für Rllstungszwecke wurden damals, wie auch aus einer Forderung an Straßburg im Jahre 1443 hervorgeht, die ersten Feuerwaffen (Kanonen) angefchafft und vielfach auch leihweise abgegeben. Bald darauf hatte Linz schon eine eigene Pulvermühle bei Steg und Bllchsenmei- sterwerkstätten. Im 15. Jahrhundert wurde Linz zweimal Residenzstadt. Die Zwiste im Hause Habsburg verschafften ihr diese Vorzugsstellung. Bei der Länderteilung des Jahres 1458 trotzte Linz den Forderungen des Kaisers und der Androhung des Kirchenbannes durch den Papst und stellte sich auf die Seite Albrechts VI.. der lange in der Stadt lebte, aber sie durch seine Verschwendungssucht schwer schädigte. Er vrauchte immer Geld und ließ schlechte Münzen prägen, die im Volksmund „Schinderlinge" genannt wurden, und gefährdete durch seine deckungslose Geldfabrikation in der Rathausgasse den Handel. Er verpfändete mehrmals auch das Schloß und das Gefälle der Stadtverwaltung. Durch die „Ausschaltung der Freyen", das heißt der ländlichen Beisitzer aus dem Gerichtsverfahren, schuf er im Jahre 1543 die ersten Grundlagen zur späteren Verstädterung. Unter Friedrich III. wurde Linz kaiserliche Residenz. Schon in den ersten Jahren seiner Regierung weilte der Kaiser gern und lange in der Stadt, die vom Jahre 1489 an seine bleibende, aber unfreiwillige Aufenthaltsstätte wurde. Er verbriefte den Linzern ihr Stadtrecht und das Stadtgericht, nahm sie aber durch große Abgaben stark in Anspruch und rief sie in seinen vielen Fehden gegen die südböhmischen Aufrührer aus, gegen den rüden Jörg von Steyr und die Steyregger und Ottensheimer Lichtenberge, die sogar Handelsschiffe abfingen. Linz wurde zu diesen Zeiten noch stärker befestigt, legte dem Kaiser aber geflissentlich Rechnung über geleistete Arbeiten. Die dauernden Geldforderungen des Regenten und seine Truppenforderungen erschöpften aber die Stadt, die in solchem Ausmaß nicht leistungsfähig war. 1490 belohnte Friedrich die getreuen Linzer, und Linz wurde durch ein Privileg „als Haubtstat des Fürftenthumbs Österreich und billicher für ander Stät geehrt und mit sonder Würden und Freyheiten versehen, es wurde ihr auch die Gnad angetan vergönnt und erlaubt, daß die Bewohner füran eins jeden Jahrs einen aus ihnen so darzu tauglich ist zum Bürgermeister wellen". Auch durfte Linz das große und kleine rote Stadtsiegel verwenden, mit dem z. B. Steyr erst 1512 fertigen konnte. Erster Bürgermeister wurde der reiche Schiffmeister und Pächter der überfuhr Linz—Urfahr Siegmund G a l l a n d e r. Erst 1503 wurde Linz als bleibender Sitz der Landstände Landeshauptstadt. Die Stadt stellte damals 20 Reiter und 50 Landsknechte auf, die bereits mit Hakenbüchsen bewehrt waren. Die Linzer Aufgebote halfen später Maximilian I. vielfach, Aufständischer Herr zu werden. Friedrich III., der in dem wenig ansehnlichen Schloß wohnte, war jahrelang schwer fußleidend und als sich 1493 der Altersbrand einstellte, mußte ihm ein Bein abgesägt werden. Die Operation wurde im Hause der Scherfenberge (Altstadt 10, im Kremsmünsterer Stiftshause) vorgenommen. brachte aber keine Hilfe mehr, denn schon im August desselben Jahres starb der Kaiser im 53. Regierungsjahr. Sein Herz wurde in der Stadtpfarrkirche zu Linz beigesetzt. Als kaiserliche Residenz war der Name Linz im übrigen großen Deutschland rind im Ausland bekannt geworden und der Zuzug, den die Hofhaltung mit sich brachte, ließ viel Geld in der Stadt. Auch die Turniere, die mehrfach abgehalten wurden, lockten viel Volk an. Unter Friedrich hob sich auch der Linzer Weinbau sehr. Der Vorstadtteil mit den Slldosthängen des Bauernberges in der äußeren Kapuzinerstraße hieß seither der Weingarten. Kaiser Maximilian I. beließ in Linz bis zu deren Auflösung die Zentralregierungsbehörde (das Regiment). Er selber hielt sich gerne in der Stadt auf und baute 1500 das Schloß stattlich aus. Der Karnyberg (Kllrnberg), dessen Abholzung ihm ein Greuel gewesen ist, war kaiserlicher Forst. Als Liebhaber der schönen Künste veranstaltete Maximilian 1501 auf dem Linzer Schloß eine feierliche Dichterkrönung, bei der er selbst dem Poeten Longinus (Vinzenz Lang) den Lorbeerkranz aufs Haupt drückte. Besonders wertvoll war für Linz der Brllckenbrief vom 3. März 1497, der den Linzern erlaubte, eine feste Brücke über die Donau zu bauen, was 1501 verwirklicht wurde. Dadurch wurde der Linzer Handel über das Mühlviertel nach Böhmen so wesentlich gefördert, daß Linz im Nu auch den bedeutenden Freistüdter Handel überflügelt hatte. Auch Urfahr, die Schwesterstadt, die ein Jahrzehnt wegen ihrer Überfuhrrechte vergeblich prozessiert hatte, erfuhr einen außerordentlichen Aufschwung. Trotz der für die damalige Zeit musterhaften Konstruktion wurde die Holzbrücke mehrmals van den hochgehenden Fluten des Stromes weggerissen. Interessant ist ein Schreiben Kaiser Maximilians an den Linzer Bürgermeister, das die herrschenden Straßenzustände in Linz charakterisiert: „Nachdem bisher die gossen durch die Seu und Misthaufen etwas unwiestlich gehalten worden, empfehlen wir Euch mit Ernst, daß Ihr darob seit, damit dieselben Seu und Mist ab den gassen getan, die gassen geräumbt und nit mehr also wiestlich gehalten werden, daran unsere ernstliche Meinung!" Die Linzer kehrten sich nicht an diese Mahnung, warfen den Mist weiter auf die Gasse und den Platz, auf denen die Säue umliefen, so daß sie abermals gemahnt werden mußten und sich endlich entschlossen, eine Mistgrube, und zwar vor dem Hauvttore (!) zu graben. Der Kaiser nahm auch Einfluß auf die Bautätigkeit in Linz, es wurde ein .üawn anaeleqt, eine Landestelle, da 1501 eine furchtbare Überschwemmung lacht Meter über Rull!) die Stadt bedroht hatte. 1509 am Palmsonntag wütete in Linz eine Feuersbrunst, die auch Rachaus und Pfarrkirche vernichtete und so deren Neubau erzwang. Nach diesem Brand erstand auch das Zeughaus „für das Feur". Die Bürger erfreuten sich trotz allen Unglücks eines ansehnlichen Wohlstandes, der in der Folgezeit während der Reformation und Gegenreformation jedoch schwere Einbußen erlitt und die Stadt in ihrer Entwicklung hemmte. Die kirchlichen und sozialen Mißstände öffneten schon lange vor dem Auftreten Martin Luthers verschiedenen religiösen und sozialen Neuerern Tür und Tor und die Sekten waren bald arich in Linz nicht mehr auszurotten. Besonders die Wiedertäufer faßten hier Fuß neben einer Sekte, die das Urchristentum mit kommunistischen Tendenzen auf ihre Fahne geschrieben hatte. Trotzdem in Linz 70 ihrer Anhänger hingerichtet wurden, fanden die neuen Lehren weitere Verbreitung. Hinrichtungen von Lutheranern sind für Linz nicht nachweisbar, wohl aber viele Landesverweisungen. Van der Inquisition und ihren Schrecken war in Linz wenig zu spüren, es gab keine Folterkammer und 9

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