Amtliches 5inzer pötßßbud] 1940 Behörden-, Geschäfts- u. Wotznungsanzeiger Hausbesitzer- und Straßenverzeichnis Plan der Sautzauptstadt von Sberdonau Jatzrgang 6/1 MI »I REICHSVERBAND DES ADRESS-U. ANZEIGENBUCHVERLAGSGEWERBES Hach amtlichen Quellen neu bearbeitet / plle Hechte Vorbehalten Verlag u. Druck: TlS.-Gaunerlag u. Druckerei Obetbonau, Landstraße 41, Fernruf 022? — 0229 Pusgabr: Plätj 1940. / Dreis DM. 16'—. / flnfchriftenbuchrolle des Merberates Dr. 5933. für die pnjeigen verantwortlich: pifteb Dubiak, Linz-Donau
Jm Jahre 1936 war zuletzt ein „flmtlichcs Linzer pöreßbuch" erschienen, das naturgemäß zeitlich längst überholt ist. Dies um so mehr, als die lzeimketzr der Ostmark ins liei di besonders auch für die Patenftabt des Lützcers große Wand- lungen mit pctz brachte. Der mit diesem bedeutungsvollen geschichtlichen Ereignis spontan rinsetzcnüe wirtschaftliche Aufschwung und die insbesondere über Wunsch und Auftrag des Jühters durchzufützrendc Neugestaltung der Oautzauptstadt Ober- donaus zeigte schon so gewaltige Veränderungen, daß das fldreßbuch aus dem Hatzre 1936 als geradezu unbrauchbar empfunden werden muß. Niese Umstände, sowie die ständige Nachfrage nach einem solchen Nachschlagewerk sind die sprechendsten vewcise für die Notwendigkeit eines solchen, westzalb sich der VS.-Bauverlag Linz veranlaßt satz, an eine Neuauflage des „Zwillichen Linzec fldreßbuches" zu schreiten, Ls war dabei das eifrigste vestreben des fjerausgebers, nur verläßliche Angaben einzutzolcn. Wenn dennoch darin einige Unrichtigkeiten auferscheinen, so muß bedacht werden, daß die Fertigstellung dieses umfangreichen Werkes natürlich einige Zeit erfordert, in welcher allein sich schon eine Wenge Veränderungen ergeben, Man bedenke, daß sich in Linz täglich zatzlreiche Anschriften ändern, vieles ist sa auch noch im Umbau begriffen, trotzdem sind wir überzeugt, daß wir mit dem Buche ein aktuelles Werk tzerausgeben, weil wir damit einem in vielen vingen fühlbaren Mangel abhelfen. Wir wollen tzier auf den wertvollen Umfang des Buches, den ein Blick in das üntzallsverzcichnis allein schon zur Genüge ersichtlich macht, nicht eingetzen. Wir bitten nur, uns eventuelle Unrichtigkeiten und Veränderungen bekannt- zugeben, die wir bei der nächsten flusgabe gerne berücksichtigen wollen, Darüber tzinaus sind wir aber auch für Anregungen über Lrgänzungen oder Erweiterungen dankbar. Wir geben dem Buche den Wunsch mit auf den Weg: Ls möge für viele ein wertvolles Vachschlagewerk und ein freudig empfundener Betzelf sein! 115.-6auvel.-Iag u. Druckerei Oberdovau Oesellschaft m. b. lZ. Linz, Landstraße Nr. 41
unhaÜsverzeich«is Vach Teilen geordnet Linz, seine Lntwichlung in Wort und Zalzl parteidienststellen, velzörüen, Ämter, Schulen, Krankenanstalten, Institute.......................................................... 1. Teil Innungen von Vbcrdonau, votenstanüpllltze in Linz . 2. Teil Straßen und sMße von Linz mit den eingemeindeten Gemeinden............................................................................... 3. Teil Lsausbefitzerverzeichnis von Vroß-Lin;.................................... 4. Teil Vranchenverzeichnis....................................................................... 5. Teil Linwoßnerverzeichnis A der Landesizauptstadt Linz sdie vamen der vewolzner alplzabetisch gerecht) .... 6. Teil Linwoßnerverzeichnis 6 snach Straßen geordnet) .... 7. Teil Jn lasche- Plan von Linz mit vrientierungsßinweisen, Verzeichnissen der Selzenswürdigkeiten und öffentlichen Gebäube, lzotels und Gaststätten Nachdruck sowie mißbräuchliche Benutzung von flnzeigenausschnitten wird gerichtlich verfolgt. §ür Keßler, insbesondere vruclr- und Satzfehler übernimmt die Leitung keine Verantwortung.
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15lidi Dom freinberg über die Siaöt 171^ seine bntwicklung in Wort und johl I. Lage und Klima Linz an der Donau liegt unter 48» 18' nördlicher Breite und 14" 17' östlicher Länge von Greenwich. Seine Höhenlage beträgt an der Donau 250.82 Meter über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt liegt auf dem Pöstlingberg mit 537, der tiefste bei Zizlau mit 250.12 Metern. Die geographische Lage der Stadt bestimmte in seinen Vorarbeiten für eine Landesmappe erstmalig der berühmte Astronom und Linzer ständische Mathematiker Johannes Kepler. Linz liegt in einem Kessel zwischen schützenden Höhen eingebettet, durch den die Donau sich durchschlängelt, ist aber trotz des nebeligen Charakters seiner Frühjahrs- und Herbstinonate mit einem milden Klima gesegnet und ge- sund. Die Gegend ist durchschnittlich nicht sehr niederschlags7
reich und von verhältnismäßig wenigen schweren Gewittern heimgesucht, da der Flußlaus der Traun sie vom Kessel fernhält. Vorherrschend ist der Westwind, Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9 Grad Celsius, im Winter selten unter —11 Grad Celsius, Im Mittelalter wurde bis in die jüngste neuere Zeit sogar Wein gebaut. Als höchster Barometerstand wurde 54,0 Millimeter, als tiefster 47,9 Millimeter gemessen. Die höchste beobachtete Temperatur am 28, Juli 1911 war 33,2 Grad Celsius, die tiefste am 11. Februar 1929 mit —23 Grad Celsius, Die maximale Schwankung beträgt 22,5 Grad Celsius, II. Die Stadtgeschichte Die Entstehung der Ansiedlung Linz hat sich zwangsläufig und naturnotwendig aus der Benützung eines wichtigen Kreuzungspunktes am Schnitt der West-Ost-Richtung der Donau und eines Nord-Süd-Tales, das durch die Moldau und den Hafelgraben vargezeichnet war, ergeben, Fundstücke, die zurück bis in dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung reichen, beweisen das Vorhandensein dieses Weges, der von Krummau her nur die Höhe bei Hohenfurt zu übersteigen hatte. Der Linzer Baden war zu sehr früher Zeit bereits besiedelt und ist sicherlich eine Zentrale des Bronze- handels im zweiten Jahrtausend gewesen, der damals nordwärts nach Böhmen ging, ebenso wie die Salzstraße, die ursprünglich ohne ausgebaute Wege mit Saumtieren begangen wurde. Um das Jahr 700 vor Christi ist eine Siedlung auf Linzer Boden durch Brandgräberfunde als bewiesen anzunehmen, Der Fund von Bronzehohlringen, die 1937 in Linz-Hühnersteig bei Grabungen entdeckt wurden, weist darauf hin, daß Linz in jener Frllhzeit dem einheitlichen Kulturgebiete von Oberösterreich — Oberbayern — Südwestböhmen angehörte, Freinberg, Luftenberg und Gründberg waren dicht besiedelt zur Zeit, als die Kelten auch die Donauländer bewohnten, dort Graphit und Eisen gewannen und Salz gruben. Nach der Eroberung Rorikums entdeckten die Römer die günstige Lage der Siedlung Linz und legten Truppen dorthin, um einen Sicherungspunkt gegen die von Norden kommende Germanenstraße zu haben. Sie taten dies, trotzdem L e n t i a abseits der großen Straße lag, die von Lorch über Kleinmünchen nach Passau führte. Das letztere war auch der Grund, daß der Ort lange Zeit hindurch völlig unbedeutend blieb. Im Jahre 410 wurde im Konstantinopeler Staatsschemn- tismus „Notitiae dignitatum" zum erstenmal der Name „Lentia“ erwähnt. Es ist wahrscheinlich, daß dieser Name auf eine keltische Ortsbezeichnung zurückzuführen ist. Aus der Linzer Römerzeit sind sehr schöne Funde erhalten. Beim Bau der Oberschule für Mädchen in der Wurmstraße wurde ein ausgedehnter srührömischer Friedhof aufgedeckt, der wertvolle Grabbeigaben enthielt. Linz mußte ein Ort von entwickelter provinzialer Zivilisation gewesen sein. Neben Geschirr aus Italien sind gleichzeitig auch solche aus Südgallien gefunden worden, waren also für die Linzer Siedlung Importware. Die Münzen stammen aus den Jahren 41 (Claudius) bis 472 (Arthemius). Fundhäufungen zufolge befand sich das römische Heerlager auf der Höhe des späteren Schlosses, die heute die Schloßkaserne einnimmt. Übrigens brachten die Römer lange vor Severin das Christentum ins Land. Lentia verschwand in der folgenden Epoche auf Jahrhunderte. Die Zeit der Völkerwanderung löschte jede Kunde aus. Erst um 900 herum findet sich der Name „l i n tz a", eine bajuwarische Ortsbezeichnung, die vielleicht auf das 6. Jahrhundert zurückgehen mag, um welche Zeit die Bajuwaren im Lande seßhaft wurden. Lintza dürfte mit der im selben Jahrhundert (zweifelhaft ein Jahrhundert früher) erbauten Martinskirche und dem Schloß, das erst 799 erwähnt wird, einem Anhänger des Bayeruherzogs Tassilo, dem Gründer Kremsmünsters, gehört haben. Die zweitälteste Kirche im Linzer Becken an der römischen Heerstraße ist zweifellos das Gotteshaus in Liuntingen, später „Liunting auf dem perige" (Leonding), wie man den Ort einige Male urkundlich genannt findet. Um 850 war lintza Gerichtsort. Die Thingstätte dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Martinsfeld zwischen Burg und Kirche befunden haben. Aus der Zeit um 910 ist uns eine denkwürdige Urkunde erhalten. In R affe l st ä t t e n, einem Ort zwischen Asten und der Mündung der Traun in die Donau, wurde um diese Zeit eine Zoll- ordnung beraten, und in der damals abgefahten Zollordnung wird Linz als Marktort mit besonderen Privilegien und Schutzzöllen genannt. Wieder aber wurde durch stürmische Zeiten der Ausstieg unterbrochen und Linz fiel den Magyaren zum Opfer. Einmal nur, das war 985, wird Linz in den folgenden zweihundert Jahren genannt, und zwar in einer geistlichen Ratssitzung zu Mistelbach, in der Linz Zehente von Pu- chenau und Katzbach zugesprochen wurden. Um 1111 wuchs Wein in l i n c e, denn der Ort muhte Weinzölle bezahlen und auf der Burg sahen die Vögte der Haunsperqer. die seine Herren waren, ein salzburgisches Adelsgeschlecht, dem auch Wildberg gehörte. Von den Haun- spergern kaufte Linz der Babenberger Leopold VI. Die Babenberger halfen Linz kräftig auf, befestigten es und gaben ihm bereits städtischen Anstrich. Die Linzer zeigten sich aber auch dankbar und hielten tapfer und treu für den letzten Babenberger einigen Belagerungen stand. Nach dem Tode Friedrichs II. griff, von gefälschten Urkunden unterstützt, der Passauer Bischof nach dem aufstrebenden Ort, um aus ihm Abgaben in reichem Mähe zu holen. Die Folgen der Kreuzzüge waren für Linz zweifach. Bleibend war eine Hebung des Innen- und Außenhandels, furchtbar aber wüteten auch jahrelang einqefchleppte Seuchen. die die Erbauung des Linzer Siechenhaufes und des Bürgerspitales notwendig machten. In der Zeit der letzten Babenberger, 1242, erscheint zum erstenmal das „8 ! g i 11 u m civium de L i n t z", das Stadtsiegel, das die zweitllrmige Burg mit offenen Torflügeln auf einem Felsen zeigt. Eine eigentliche Stadterhebung van Linz ist nicht nachweisbar, der Ort hat sich einfach zur Stadt entwickelt, die er um 1300 mit Richter- amt und Mautamt war. 1336 wird bereits urkundlich „von der stat recht" geschrieben. 1334 beginnen die Urkunden des Stadtarchivs. Nach dem Aussterben der Babenberger amtierte der Banernherroq Otto als Landesverweser in Linz. Er mußte 1250 die Stadt mit Gewalt besetzen und schon ein Jahr darauf Przemysl Ottokar, der Linz zu einem Hauptort des Landes „austria super anasum" (Österreich ob der Enns) machte, den Platz räumen. Linz wurde durch ihn wohl nicht der größte, aber der bedeutendste Ort des Landes, der von einer „rinchmauer" umgeben war. Dem ersten Habsburger öffnete Linz ebenfalls die Tore nur der Gewalt nachgebend, und die Adeligen des Landes nahmen dort widerwillig ihre Lehensurkunden entgegen. Rudolf vervfändete auch schon nach knapp drei Jahren, 1278, die Linzer Maut seinem Eidam, dem er die Mitgift schuldig geblieben war. Diese Maut war besonders durch die große Salzfracht aus Hallein und Berchtesgaden sehr einträglich. Die Handelsbegünstigungen, die Linz bekam, entsvrachen natürlich den Interessen der Habsburger selber, die damit das Hallstätter Salz gegenüber dem aus Salzburg und Bayern konkurrenzfähig machten. Ansonst traten sie in ihren Hausmachtstreitigkeiten mit sehr hohen Steuerforderungen an die Stadt heran, die sie auch in Notzeiten und in Seuchenjahren rücksichtslos eintrieben. Besonders Herzog Rudolf IV. suchte Handel und Wandel zu heben, er hob die Steuerfreiheit geistlichen und ade8
ligen Hausbesitzes in der Stadt fast ganz auf und verbriefte den Linzern 1361 volle Strahenfreiheit zum Handel gegen Süden, ferner das unbeschränkte Pfändungs-, Meilen- und Stapelrecht. Das Stadtgericht lag damals pachtweise in Händen von geldkräftigen adeligen und bürgerlichen Günstlingen, die eine derart krasse Geschäftsjustiz betrieben, daß die Fülle der Beschwerden und Klagen es endlich notwendig erscheinen ließen, den Stadtrat mit der Gerichtsbarkeit zu betrauen. Die Stadt selber erzielte durch die Steuerpachtungen von Gmunden und Waxenberg beträchtliche Eingänge. Seit 1382 hielt Linz zwei Jahrmärkte, die immer mehr ausgebaut worden waren und wesentlich zum Aufblühen des Handels und des Handwerks beitrugen und die Stadt zum ausgesprochenen Handelsplatz für Häute, Felle, Stoffe, Eisen, Salz und Wein machten, mit dem Steyr, Enns, Salzburg, Wien, Pest, Prag. Brünn, Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Breslau, Köln, ja sogar holländische Städte regen Handelsverkehr pflegten. Während Pregarten und Ottensheim zur Zeit der Hussitenkriege zerstört wurden, blieb Linz bis auf Steueropfer verschont. Für Rllstungszwecke wurden damals, wie auch aus einer Forderung an Straßburg im Jahre 1443 hervorgeht, die ersten Feuerwaffen (Kanonen) angefchafft und vielfach auch leihweise abgegeben. Bald darauf hatte Linz schon eine eigene Pulvermühle bei Steg und Bllchsenmei- sterwerkstätten. Im 15. Jahrhundert wurde Linz zweimal Residenzstadt. Die Zwiste im Hause Habsburg verschafften ihr diese Vorzugsstellung. Bei der Länderteilung des Jahres 1458 trotzte Linz den Forderungen des Kaisers und der Androhung des Kirchenbannes durch den Papst und stellte sich auf die Seite Albrechts VI.. der lange in der Stadt lebte, aber sie durch seine Verschwendungssucht schwer schädigte. Er vrauchte immer Geld und ließ schlechte Münzen prägen, die im Volksmund „Schinderlinge" genannt wurden, und gefährdete durch seine deckungslose Geldfabrikation in der Rathausgasse den Handel. Er verpfändete mehrmals auch das Schloß und das Gefälle der Stadtverwaltung. Durch die „Ausschaltung der Freyen", das heißt der ländlichen Beisitzer aus dem Gerichtsverfahren, schuf er im Jahre 1543 die ersten Grundlagen zur späteren Verstädterung. Unter Friedrich III. wurde Linz kaiserliche Residenz. Schon in den ersten Jahren seiner Regierung weilte der Kaiser gern und lange in der Stadt, die vom Jahre 1489 an seine bleibende, aber unfreiwillige Aufenthaltsstätte wurde. Er verbriefte den Linzern ihr Stadtrecht und das Stadtgericht, nahm sie aber durch große Abgaben stark in Anspruch und rief sie in seinen vielen Fehden gegen die südböhmischen Aufrührer aus, gegen den rüden Jörg von Steyr und die Steyregger und Ottensheimer Lichtenberge, die sogar Handelsschiffe abfingen. Linz wurde zu diesen Zeiten noch stärker befestigt, legte dem Kaiser aber geflissentlich Rechnung über geleistete Arbeiten. Die dauernden Geldforderungen des Regenten und seine Truppenforderungen erschöpften aber die Stadt, die in solchem Ausmaß nicht leistungsfähig war. 1490 belohnte Friedrich die getreuen Linzer, und Linz wurde durch ein Privileg „als Haubtstat des Fürftenthumbs Österreich und billicher für ander Stät geehrt und mit sonder Würden und Freyheiten versehen, es wurde ihr auch die Gnad angetan vergönnt und erlaubt, daß die Bewohner füran eins jeden Jahrs einen aus ihnen so darzu tauglich ist zum Bürgermeister wellen". Auch durfte Linz das große und kleine rote Stadtsiegel verwenden, mit dem z. B. Steyr erst 1512 fertigen konnte. Erster Bürgermeister wurde der reiche Schiffmeister und Pächter der überfuhr Linz—Urfahr Siegmund G a l l a n d e r. Erst 1503 wurde Linz als bleibender Sitz der Landstände Landeshauptstadt. Die Stadt stellte damals 20 Reiter und 50 Landsknechte auf, die bereits mit Hakenbüchsen bewehrt waren. Die Linzer Aufgebote halfen später Maximilian I. vielfach, Aufständischer Herr zu werden. Friedrich III., der in dem wenig ansehnlichen Schloß wohnte, war jahrelang schwer fußleidend und als sich 1493 der Altersbrand einstellte, mußte ihm ein Bein abgesägt werden. Die Operation wurde im Hause der Scherfenberge (Altstadt 10, im Kremsmünsterer Stiftshause) vorgenommen. brachte aber keine Hilfe mehr, denn schon im August desselben Jahres starb der Kaiser im 53. Regierungsjahr. Sein Herz wurde in der Stadtpfarrkirche zu Linz beigesetzt. Als kaiserliche Residenz war der Name Linz im übrigen großen Deutschland rind im Ausland bekannt geworden und der Zuzug, den die Hofhaltung mit sich brachte, ließ viel Geld in der Stadt. Auch die Turniere, die mehrfach abgehalten wurden, lockten viel Volk an. Unter Friedrich hob sich auch der Linzer Weinbau sehr. Der Vorstadtteil mit den Slldosthängen des Bauernberges in der äußeren Kapuzinerstraße hieß seither der Weingarten. Kaiser Maximilian I. beließ in Linz bis zu deren Auflösung die Zentralregierungsbehörde (das Regiment). Er selber hielt sich gerne in der Stadt auf und baute 1500 das Schloß stattlich aus. Der Karnyberg (Kllrnberg), dessen Abholzung ihm ein Greuel gewesen ist, war kaiserlicher Forst. Als Liebhaber der schönen Künste veranstaltete Maximilian 1501 auf dem Linzer Schloß eine feierliche Dichterkrönung, bei der er selbst dem Poeten Longinus (Vinzenz Lang) den Lorbeerkranz aufs Haupt drückte. Besonders wertvoll war für Linz der Brllckenbrief vom 3. März 1497, der den Linzern erlaubte, eine feste Brücke über die Donau zu bauen, was 1501 verwirklicht wurde. Dadurch wurde der Linzer Handel über das Mühlviertel nach Böhmen so wesentlich gefördert, daß Linz im Nu auch den bedeutenden Freistüdter Handel überflügelt hatte. Auch Urfahr, die Schwesterstadt, die ein Jahrzehnt wegen ihrer Überfuhrrechte vergeblich prozessiert hatte, erfuhr einen außerordentlichen Aufschwung. Trotz der für die damalige Zeit musterhaften Konstruktion wurde die Holzbrücke mehrmals van den hochgehenden Fluten des Stromes weggerissen. Interessant ist ein Schreiben Kaiser Maximilians an den Linzer Bürgermeister, das die herrschenden Straßenzustände in Linz charakterisiert: „Nachdem bisher die gossen durch die Seu und Misthaufen etwas unwiestlich gehalten worden, empfehlen wir Euch mit Ernst, daß Ihr darob seit, damit dieselben Seu und Mist ab den gassen getan, die gassen geräumbt und nit mehr also wiestlich gehalten werden, daran unsere ernstliche Meinung!" Die Linzer kehrten sich nicht an diese Mahnung, warfen den Mist weiter auf die Gasse und den Platz, auf denen die Säue umliefen, so daß sie abermals gemahnt werden mußten und sich endlich entschlossen, eine Mistgrube, und zwar vor dem Hauvttore (!) zu graben. Der Kaiser nahm auch Einfluß auf die Bautätigkeit in Linz, es wurde ein .üawn anaeleqt, eine Landestelle, da 1501 eine furchtbare Überschwemmung lacht Meter über Rull!) die Stadt bedroht hatte. 1509 am Palmsonntag wütete in Linz eine Feuersbrunst, die auch Rachaus und Pfarrkirche vernichtete und so deren Neubau erzwang. Nach diesem Brand erstand auch das Zeughaus „für das Feur". Die Bürger erfreuten sich trotz allen Unglücks eines ansehnlichen Wohlstandes, der in der Folgezeit während der Reformation und Gegenreformation jedoch schwere Einbußen erlitt und die Stadt in ihrer Entwicklung hemmte. Die kirchlichen und sozialen Mißstände öffneten schon lange vor dem Auftreten Martin Luthers verschiedenen religiösen und sozialen Neuerern Tür und Tor und die Sekten waren bald arich in Linz nicht mehr auszurotten. Besonders die Wiedertäufer faßten hier Fuß neben einer Sekte, die das Urchristentum mit kommunistischen Tendenzen auf ihre Fahne geschrieben hatte. Trotzdem in Linz 70 ihrer Anhänger hingerichtet wurden, fanden die neuen Lehren weitere Verbreitung. Hinrichtungen von Lutheranern sind für Linz nicht nachweisbar, wohl aber viele Landesverweisungen. Van der Inquisition und ihren Schrecken war in Linz wenig zu spüren, es gab keine Folterkammer und 9
Das sanöliaus nur zwei urkundlich belegte Prozesse wegen eines Paktes mit dem Teufel. Der Protestantismus erfaßte fast die ganze Linker Bevölkerung. die sich von den auch in ihrer Stadt herrschenden Mißständen in der katholischen Kirche abwendete und der Lehre Luthers zuströmte. Der Papst zückte zwar den Bannstrahl, aber die Widmungen für Rom blieben aus und endlich beoann selbst der Geistliche in der Stadtvfarrkirche evangelisch zu predigen unter dem Schuß der Landstände. Auch Kaiser Ferdinand I. kämpfte vergeblich qeaen den Zug der Zeit au. 1540 hatte Linz einen protestantischen Bürgermeister, der die katholischen Pfründen zur Errich^una einer protestantischen Volksschule verwendete. Auch die städtische Lateinschule wurde protestantisch geführt. Berühmt wurde die höhere Landschaftsschule, die 1574 van Enns nach Linz verlegt worden war. ein Internat in das die Adeliaen auch anderer Länder ibre Söhne schickten. In ihr unterrichtete auch der große Astronom und Mathematiker Johann Kepler, der in Linz sein eigenartigstes Werk „Vom Zusammenklana der Welten" schrieb und verlegte. Auch seine berühmte Fahrechnung entstand in Linz. 1542 wurde die Stadt wieder von einer Brandkatastrovhe heimaesucht. der 140 Häuser zum Opfer fielen. Der Wiederaufbau führte auch zur Anlage der ersten Linzer Wasserleitung. Ferdinand I. hatte nach der Teilung des habsburgischen Weltreiches in Linz jene wichtige Heirat aeschlossen. die ihm die Anwärterschaft auf den ungarischen Thron brachte, ihm aber auch die Türkenabwehr zur Pflicht machte. Kaiser und Gemahlin verlegten ihre Reaierung oftmals nach Linz und so gab es denn in der Stadt im 16. Jahrhundert viele vräch- tige Feste, an denen die Bürger verdienten. In den Tagen der Türkengefahr war Linz Berhandlungs- und Rüstungsplatz. Die Stadt mußte große Summen zahlen und Fußtruppen stellen und aller Aufschwung war gehemmt. 1564 war noch das Landhaus im Hauptbau begonnen worden. Ferdinand des I. Sohn und hernach Rudolf II. verboten die freien Religionsübungen und letzterer befahl 1578 anläßlich seiner Erbhuldigung in Linz dem Bürgermeister, den katholischen Gottesdienst allein einzuführen. Zehn Jahre lang blieb der Befehl unausgeführt. Linz blieb hart, trotz vieler empfindlicher Strafen. Als aber die Gegenreformation energisch einsetzte, kam es zu Aufständen und 1589 war es so weit, daß 140 Sierninger bewaffnet in Linz einfielen, um ihren gefangenen Anführer zu befreien. Viele Bürger, denen man, weil sie Protestanten waren, das Bürgerrecht verweigert hatte, wanderten aus. Trotz allem blieb der größte Teil der Linzer Bevölkerung lutherisch und die Stadt hatte im zweiten oberösterreichischen Bauernkrieg (1594 bis 1597) sehr viel für die rebellischen Bauern übrig. Es kam sogar so weit, daß der Linzer Bürgermeister mit seinem Stadtschreiber einqesperrt wurde. Linz war in diesen schweren Zeiten oft Prozehort und einmal wurden sogar neun Arbeiteranführer aus dem Salzkammergut auf dem Hauptplatz hingerichtet. 1596 fand ein römischer Kardinal auf seiner Durchreise die Stadt so voll von Ketzern, daß er in Linz nicht einmal nächßgte. Vier Jahre später hätte er, wenigstens äußerlich, ein anderes Bild gefunden, denn die Regierung hatte bis dahin die Protestanten gewaltsam ausgemerzt. Alle evangelischen Pastoren und Lehrer mußten die Stadt verlassen und eine Zeit des Scheinkatholnismus begann, in der Jesuiten und Kapuziner ihr Schäslein ins Trockene brachten. Kaiser Matthias, der schon als Erzherzog in Linz residiert hatte, machte den Protestanten wieder Zugeständnisse, aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Die Söldnerschar des Passauer Bischofs, vielleicht mit Absicht schlecht bezahlt und schlecht gehalten, zog plündernd über das Hausruckviertel gegen Linz, das sich mit schwerem Geld und kostbarem Vieh loskaufen mußte. 8000 Mann Fußvolk, 4000 Reiter und über 2000 Weiber hatten vor Linz gelagert und muhten, da in derselben Nacht ein Eisstoß die Donaubrücke zerstörte, mit Schiffen über den Strom gesetzt werden. Das war im Winter 1610. Der bigotte und ultramontan katholische Kaiser Ferdinand II. nahm die rücksichtsloseste Verfolgung der Protestanten wieder auf. Es kam in Böhmen zum Aufstand gegen ihn. Er wußte sich nicht anders zu helfen als daß er rafch Oberösterreich dem Banernberwg Marimilian, dem Fübrer der katholischen Liga, verpfändete, um dessen Waffenhilfe zu erreichen. Dieser marschierte in Linz ein, wo er 1620, an einem unseligen Tag für Stadt und Land, im Schloß den neuen Statthalter Adam von Herberstorff, den berüchtigt gewordenen unmenschlichen Bauernschinder, vorstellte. Die Bauern leisteten als zähe Anhänger ihres evangelischen Glaubens offenen Widerstand. Im Mai 1625 kam es so zu jenem über alle folgenden Jahrhunderte hinaus verabscheuungswürdigen Würfelspiel in Frankenburg. Herberstorff kam in die Stadt zurück. Seine Greuel entfesselten einen allgemeinen Bauernsturm, der unter Stephan F a- d i n g e r und Christoph Zeller losbrach und gleich zu Anfang Herberstorff und seinen Soldaten bei Peuerbach eine vernichtende Niederlage bereitete. Mit Mühe rettete der sich nach Linz, wo bei seiner Ankunft ein „gräuliches, erschreckliches Jammern und Geläuf", ein Packen und Fliehen anhob. Die Stadtbefestigungen, die fast verfallen waren, muhten von der Bevölkerung in harter Robot und ununterbrochenen Schanzarbeiten wiederhergestellt werden. Durch Scheinverhandlungen verstand es Herberstorff Zeit zu gewinnen und die Stadtbefestigungen so instandzusetzen, daß sie der folgenden Belagerung durch ein 8000köpfiges Bauernheer unter Fadinger wirksam Widerstand leisten konnten. Fadinger, der sich auf sein Kriegsglück allzusehr verlieh, 10
wagte sich mit kleiner Begleitung bis ganz an den Stadtgraben heran und wurde auf Befehl Herberstorffs von zwei Scharfschützen aufs Korn genommen. Eine Kugel schoß ihm das Pferd zu Tode, die andere zertrümmerte ihm ein Bein. An den Folgen dieser Verwundung starb er in Edelsberg am 25. Juli. Nun legten die Bauern erst recht los und setzten Herberstorff und damit der Stadt Linz hart zu. Die Lage wurde schon verzweifelt. Die Linzer Bevölkerung und teilweise auch die Soldaten begannen zu meutern. Da kam dem Statthalter Hilfe aus Bayern. Christoph Zeller fiel durch einen Herzschuß, die Bauern stürmten vergeblich Weiterer Entsatz kam für Herberstorff, der in der Stadt rücksichtslos vorging, den Bauern mangelte es bereits an Pulver und nach vielen Fehlschlägen auch im Lande zogen sie am 29. August von Linz ab. Die Stadt hatte durch Brand schweren Schaden gelitten, viele Einwohner waren an den Seuchen aestorben. die Soldaten hatten aut Kosten der Bürger gelebt, so daß auch große Not herrscht. Herberstorkf richtete seinen Zorn nun gegen die bauernfreundlichen Büra°r und im Vorfrühling des folgenden Jahres wurden Hinrichtungen auf dem Linzer Hauvtplatz vorgenommen. Linz war so arm geworden, daß erst zwei Jahre später mit dem Wiederaufbau der abgebrannten Häuser begonnen werden konnte. 1629 zählte Linz nur noch 166 bewohnte Häuser, gegen 286 e<wa zehn Jahre vorher. 1628 nahm der Kaiser das verpfändete Land wieder zurück aus der bayrischen Herrschaft. Linz bekam aber bis 1848 keinen freien Bürgermeister mehr. Von den Leiden des Dreißigjährigen Krieges wurde Linz nicht sehr berührt, wohl aber hatte es viele Lasten für die Einquartierung von Truppen, darunter auch solchen Wallensteins zu tragen, die hier ihre Retablierungslager aufschlugen. Dem historischen Betrachter entzieht sich Linz nun auf lange Zeit. Die Stadt erholte sich langsam von den wiederholten Rückschlägen, das Zunftwesen griff in die soziale Schichtung ein und der Handwerker wurde Vollbllrger. 1671 wurde die Wollen'eugfabrik gegründet und 1715 wurde im Rathaus die erste Lineer Stadtbank gegründet. Der Straßenpflege wurde größeres Augenmerk geschenkt und das Botenwesen organisiert. Hundert Jahre herrschte tiefster Friede. Erst im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadtbefe- stigunq wieder erneuert und ein eiaenes Landesregiment aufgestellt. Man gab damals sehr viel auf Repräsentation, trat in der Öffentlichkeit prunkvoll auf, wmn man Rang oder Mittel hatte, legte aber recht wenig Wert auf schöne Bauten und Werke der Kultur. Nur die Kirche und die Klöster entwickelten eine reaere Bautätigkeit. Besondere militärische Bedeutung gewann Linz im Österreichischen Erbfolaekrieg. Bayern und Franwsen zogen 1741 mit ungeheurer Übermacht in Oberösterreich ein und Linz wurde evakuiert. O^ne Widerstand ließ sich die Stadt beleben. Das österreichische Heer sch'ug die gegen Niederösterreich vordringenden Bauern und Franzosen Zurück und General Khevenhüller schloß sie im Lineer Kessel ein. Auf Dränaen Maria Tberesias stürmte er Linz. Mehrere hundert Stückkugeln und Bomben schlugen in der Stadt ein, die an vielen Stellen in Brand geriet. 180 Häuser wurden zu Ruinen. Der französische Kommandant der Stadt. Segur, kapitulierte. Die Stadt wurde von Freund und Feind ausgebeutet. Verschiedene Umstellungen kamen, die Numerierung der Häuser wurde vorqenommen, die Stadtvolnei wurde verstaatlicht, e-n Bistum errichtet und Kasernen und Spitäler aebaut. Als öffentliche Beleuchtung verwendete man seit 1764 Talalichter und Rüböl-Laternen. Das Gaslicht kam erst 1858. Des Interesses halber sei vermerkt, daß die Stadt erst 1905 die elektrische Beleuchtung einführte. 1800 wütete abermals ein schrecklicher Brand in Linz, der das Schloß, das Landhaus und über 60 Häuser der . . . und fein flrkadenhof Altstadt in Schutt und Asche legte. Im Dezember des gleichen Jahres erfolgte der erste Einfall der Franzosen und Linz und das Land muhien 3 Millionen sl. Kontribution zahlen Da es an Bargeld mangelte, wurden den Bürgern alle Schmuckgegenstände weggenommen, die gleichwie alle Salz- und Holzvorräte von Juden eingehandelt wurden, die an der Not des Volkes dick verdienten. 1805, im dritten Koalitionskrieg, zogen wieder österreichische und auch russische Armeen durch das Land und abermals besetzten Franzosen und Bayern die Stadt Linz. Urfahr wurde völlig ausgeplündert und Napoleon quartierte sich im Limer Landhaus auf mehrere Tage ein. Von hier aus bot er Kaiser Franz den Frieden an, der ihn aber stolz zurllckwies. Linz hatte damals für die Erhaltung von sieben Spitälern zu sorgen und große Quartier- und Verpflegskosten zu tragen. Noch viel mehr zu tragen gab Linz der dritte Franzoseneinfall im Jahre 1809. Die Stadt ward zum Sammelpunkt der zurückweichenden österreichischen Heeresteile. Die Brücke wurde abgebrannt und unpassierbar gemacht, die Württemberger besetzten die Stadt und schossen bei ihrer Einnahme 31 Häuser in Brand und Trümmer. In Urfahr wurden, um ein Vorgelände zu haben, 83 Häuser demoliert und im Verlauf der Kampfhandlungen die Pöstlingbergkirche und die Häuser in ihrer Umgebung beschädigt. Noch einmal kam Napoleon durch Linz und seine Truppen sogen bis 1810 die Stadt aus, in der eine große Teuerung und Lebensmittelmangel herrschten. Eine Mißernte und der Naatsbankrott 1816 verschärften die Lage noch mehr. Ein Menschenalter lang blieben die Lin-er. von denen auch eine Seuche Tausende dahinraffte, völlig verarmt. 11
1807 war der Plan der Errichtung einer Pferdeeisenbahn aufgetaucht. Sie war für den Transport von Salz und Holz von Linz bis Lambach gedacht. Aber erst 1832 konnte als erste Schienenbahn Europas die Strecke Linz— Budweis befahren werden. Später sollte sie als Dampfeisen- bahn benützt werden, die Lokomotive „Linz" kannte aber 1854 nur bis Magdalena kommen, da van dort ab die Geleise zu steil gelegt waren. 1837 landete das erste Dampf- schiff „Maria Anna" in Linz. Bahn und Schiff waren es erst, die der Stadt Linz ihre größere Zukunft garantierten. Die Freiheitsbewegung des Jahres 1848 fand in Linz einen wohl vorbereiteten Baden. Eine Nationalgarde wurde aufgestellt, die sich mit den Regierungs- und Militärbehörden verbrüderte, die Schließung des Jesuitenkallegs auf dem Freinberg wurde durchgesetzt und Vertretungen für das Frankfurter Parlament gewählt. Von Linz aus erhielt überhaupt die Freiheitsbewegung einen mächtigen Impuls durch Flugschriften, Broschüren und die politisch-satirische Zeitung „Der freie Linzer Postillon". Um diese Blätter und Flugschriften in ihrer sehr kühnen und freimütigen Haltung würdigen zu können, um ihre nationale und freisinnige, offene Stellungnahme zu erfassen, ist ein Blick in die damaligen Tage notwendig. Es ergeben sich da für die allerletzte Etappe Österreichs, die unselige Systemzeit von 1934 bis 1938 geradezu überraschende Parallelen. Der deutsche Bund war allen Menschen, die ein einiges, starkes, freies und auf sich beruhendes Deutschland wünschten, eine schmerzliche Enttäuschung, es gab kein gesamtdeutsches politisches Denken, keine Einheit des Gesamtvolkes. Ein dreifaches Deutschland stand seit 1815 in Europas Mitte. In Wien herrschte Metternichs Konservativismus. Unter seinem Einfluß verzichtete Kaiser Franz auf die deutsche Kaiserkrone zum schweren Nachteil der gesamtdeutschen Zukunft. Der österreichische Tyvus des deutschen Menschen sollte zum „österreichischen Menschen" werden. Österreich selbst folgte einem eigenen inneren Gesetz und wurde so zum Gegner des deutschen Einheitsstaates. Jede Regung dagegen in den Ländern, ihren Hauptstädten und in Wien wurde gewaltsam unterdrückt. Strengste Zensur und Bespitzelung machten eine Atmosphäre, die zur Revolution führen mußte, Gerade in Linz spiegelte sich diese Revolution im radikalen Schriftwesen einen Sommer und einen Herbst lang. Der kommende Winter aber machte allem Freiheitsdrang wieder ein Ende. Cs kam die Enttäuschung und mit ihr die Ermattung. Erst 90 Jahre später erfolgte die schon 1848 angestrebte Einigung des Volkes und Reiches und die Lösung der damals angeschnittenen Fragen auch für Österreich und d i e Befreiung erfolgte, das ist ein stolzes Gefühl, von Linz aus, wo der Führer Adolf Hitler vom Rat- hnusbalkon feine erste Proklamation an die Ostmarkdeutschen erließ. Damals aber kamen die Jesuiten wieder, die „aufständische Beweaunq" wurde unterdrückt und die Zeiten wurden so schlecht, daß ein Linzer Wirt sich veranlaßt sah, ein Notgeld heraus,ugeben, und zwar in Form von Visit- karten, wie man ihnen etwa erst im Jahre 1921 auch in Linz wieder begegnete, Obwohl es schon früher vereinzelt Arbeiterrevolutionen gegeben hatte, kann man den Beginn der Arbeiterbewegung in das Jahr 1848 verlegen. In dem Testament eines Linzer Arbeiters, der in Wien 1848 auf den Barrikaden fiel, steht der Satz: „, , , ich sehe, daß unter allen Ständen Gleichbeit sein kann, wenn Einbeit und Brüderlichkeit besteht und eine soraenlose Eristenz aller Stände gesichert ist . . . ,.heilig ist das Eigentums war unsere Losung . . ." Im Revolutionsjabre selbst gab der demokratische Landesbeamte Josef Hillischer in Linz das „Journal für Arbeiter" heraus, aber erst 1868 kam es mir Gründung eines sogenannten Arbeiterbildungsvereins. Der erste sozialdemokratische Gemeinderat begegnet dem Rück- schauenden erst 1902. Zum Durchbruch verhalf dieser Partei des Klassenkampfes, in der im Gegensatz zur Auffassung jenes nationalen Arbeiters aus dem Jahre 1848 „Eigentum Diebstahl" war, erst das unglückselige Weltkriegsende unb die Einflüsse, die von anderswo herkamen, übertragen von den internationalen Juden. Linz hatte von 1848 bis 1919 durchwegs national gesinnte Bürgermeister gehabt. In den Jahren ihrer Wirksamkeit entwickelte sich Linz erst zur werdenden großen Provinzstadt, denn in diesem Zeitraum stieg, freilich auch durch Vergrößerung des Stadtrayons, die Bevölkerung von 27.000 auf 93.000 Einwohner. Die großen Spitäler entstanden, die Bahnen wurden ausgebaut, bis das bedeutungsvolle Netz mit den wichtigen Verbindungen entstand, Schulen wurden errichtet und alle Errungenschaften der Zeit in den Kreis der Aufgaben einer wohlgeführten Stadtverwaltung einbezogen. Noch immer aber blieb Linz seitab der großen Verkehrsstraße liegen, so daß ihr stets der große Strom des motorisierten Verkehrs an der Nase vorbeilies, Erst die großen Straßen des Führers, die Autobahnen, die im Bau sind, werden Linz an den Weltverkebr unmittelbar anschließen, was ihm die Stellung einer Großstadt sichert. Die Nachkriegsjahre brachten jene politischen Wirren, die der Parteienstaat unweigerlich mit sich bringen muhte, mit seinen Aufspaltungen der verschiedenen Volksgruppen, Haß und Terror machten sich bis auf die Straße geltend. Die Kämpfe zwischen Sozialdemokraten und Heimntschutzbewe- gung kamen besonders in Linz zur Austragung, wo Star- hemberg seine Domäne hatte und mit den Resten seines eigenen Vermögens und aufgenommenem Judengeld sich Teile des arbeitslosen Volkes kaufte, um seine Mach^oläne mit ihnen zu verwirklichen. Diese Pläne liefen aber schließlich darauf hinaus, daß er mit seinen verführten Mannen der Systemregierunq aufs Pferd balf und ihr getreuer Sattelknecht wurde. Seine Haufen snalteten und seine Reihen lichteten sich. Eine Zeit des Scheinkatholizismus kam wie zu den Zeiten um 1600 als die Jesuiten und Kapuziner in die Stadt berufen wurden und das Regiment in die Hände nahmen. Daneben aber erstarkte die nationalsozialistische Bewegung. die trotz Verbot nicht tot war und sich immer mehr in den breitesten Volksschichten verwurzelte. „Ein Volk, ein Reich!" stand mahnend auf dem uralten Turm des Cinfalls- tores des Donauweqes vom Reiche her und verdichtete sich immer mehr mit der Erweiterung: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!" Die nationale Front wurde immer stärker und aus den unsichtbaren Reihen wurde endlich in den denkwürdigen Tagen des Februar 1938 der Strom unveriieg- barer nationaler Kräfte aus allen Schichten des Volkes, der die große Zukunft und die Verwirklichung der Vläne des Führers für feine Jugendstadt verbürgt. Schon ist die Nibelunaenbrllcke vor der Verwirklichung, die chermann- Görinq-Werke im Entstehen, der Donauhafen im Bau und ein neuer Stadtteil harrt mit Bahnbof und Großstadtstraßen der arbeitenden Hände, Mit aller Kraft strebt die Stadt ihrer Weltgeltung zu und ein Jahrzehnt des ungeahnten Aufstieges hat seinen vieloerheißenden Anfang genommen. III. kntwicklung des Stadtgebietes Soll eine Stadtsiedlung Bestand und Entwicklung haben, sind naturnotwendige Voraussetzungen erste Grundbedingung. Diese naturgegebene Vorausfetzung besitzt Linz in feiner Lage. Die Ursiedler auf Linzer Boden — das war in der jungsteinzeitlichen Erdperiode — fanden nicht nur Fisch und Wild in der Auwaldwildnis, sondern auch ihre Bau- und Werkstoffe und sonnige Hänge für den Anbau, ja sogar, und das ist zum Wichtigsten zu zählen. Verbindungswege nach allen Seiten. Eine natürliche Warte bot sich ihnen mit der Höhe des sväteren Schlohberges. die denn auch den Kelten und den Römern willkommen gewesen ist. Nur war den letzteren die Donau nicht Verbindungsweg, 12
Vas OinzerVarkbad mit modernen,Vainpf- bad und Wannenbädern, schöner Sommer- schwimmanlage und prächtigem ljaiien- schwimmbad sondern breiter und tiefer Grenzgraben, der nicht leicht zu überwinden war. An der Donau lagen ihre Grenzfestungen, ihre Walle, Straßen und Heerlager. So ward das keltische L e n t i a Kastell, kleine Garnison mit dem Wachtturm auf der Höhe. Erst Karl der Grohe erkannte die Bedeutung der Donau als europäische Verkehrsachse. Für Linz wird daher die Lage am Strom ein zukunftweisender Umstand. Die Siedlung Linz steigt daher zum Strom hinab. Von ihm will und wird sie leben. Linz wird königlicher Mautort, Umschlagplatz und Markt. Immer wieder war es die V e r k e h r s l a g e, die die Stadt mitriß in den Entwicklungsstrom des Landes, des Reiches, des Kontinentes. Die Stadt selbst in ihren Anlagen wuchs in diese Bedeutung und die Fülle der Aufgaben und Erfordernisse nicht hinein. Die Ungunst der Zeiten warf sie zu oft und zu lange zurück. Es fehlten Hasen und wichtigste Innenverkehrsmittel und Wege. Das jedoch nachzuholen, gibt ihr nun der Weitblick und die Tatkraft des Führers Gelegenheit. Brücke, Bahnhof, Bahnverbindungen und Hafen sind mehr als in der Planung fertig. Ihre Verwirklichung ist nur mehr eine Frage kürzester Frist. Und wer nun mit dem Bild des kleinen, armseligen Keltendörfchens im Herzen hinausblickt von der Höhe des Pöstlingberges und die Stadt hingebreitet sieht in die Ebene, in der bereits die riesigen Hochöfen der Hermann- Göring-Werke aufragen, das Gelände des Bahnhofs und eines völlig neuen Stadtteiles ausgemessen sind, der mag getrost denken: Hier liegt eine Stadt, die die Kraft hat, ihre Naturgegebenheiten zu nützen und sich die Zukunft für alle Zeiten selbst zu bauen. Volk und Boden, die Voraussetzungen aller Kultur, Kraft aus der Vergangenheit, die durch Nöte und Stürme ging, sichern ihren Bestand! Linz konnte im Mittelalter erst zur Stadt werden, da den Römern jedes Interesse fehlte, das kleine Kastell Lentia, das abseits der Heerstraße lag, anders denn als Garnison zu betrachten. Römische Zivilstädte konnten daher nur Enns (Lauriacum) und Wels (Ovilava) werden, die auch Jahrhunderte lang ihren Vorrang hielten, bis die bessere Verkehrslage den Ausschlag gab und die Stadt am Stram mächtig aufholte. Dazu mußte vorerst die Höhensiedlung, die ursprünglich aus Burg, Martinskirche und Martinsfeld bestand, einen Ausläufer zur Donau schicken, und so entstanden die ersten Ansätze zur Stndtentwicklung auf den Abhängen des Schloßhügels. Diese Bauten des 11. Jahrhunderts, bereits 1334 „Alte Stadt" genannt, erstreckten sich allen, Anschein nach nur auf die Burg, die „A r l g a s s e" (Hofberg und Hofgasse) und „S ch l o ß b e r g g a s s e", die gerade von der Höhe herabliefen, und der am Fuß des Berges laufenden „A l t st a d t" - Straße. Vor diesen Straßenzügen wurde der „H a a r m a r k t" (Leinwandmarkt), ein kleiner Platz, geschaffen. Dort, wo heute noch der Tummelplatz liegt, befand sich damals der S ch l o ß g a r t e n. Der untere Teil des Hofbergs war über einen Holzprügelweg gangbar und hieß Bruckboden — Kruchboden. Bald schon wurde der Schloßgarten verbaut und zu T u m- melplatz, Stieglitzgäßchen und Waaggasse. Der Stadtraum begann sich über das Hannengäßl hinunter zur Donau zu erweitern, und zwar durch das später so -benannte Posttörl. Das war nun die babenbergische Alte Stadt am Hofberg, aus der 1338 zum erstenmal nachweislich in Linz die Juden, die in der Hannengasse sogar eine Synagoge hatten, vertrieben wurden, weil sie das Volk durch hohe Zinsen auswucherten. Um diese Zeit gab es schon eine richtige M a r k t s i e d l u n g, die um 1350 mit der alten Burgstadt verschmolzen wurde. Dieser neue Teil, der um 1300 entstanden war, und zwar vor den Toren der Stadt, die keine Möglichkeit zum Bauen bot, enthielt schon den senkrecht zur Donau gerichteten „M a r k t p l a tz" (Am Markt — Stadtplatz — Auf dem Platz — Hauptplatz — Franz-Josef-Platz — Platz des 12. November — Adolf-. Hitler-Platz), der auf die unglückliche Längenentwicklung von Linz an dem späteren Straßenzuge Landstraße — Hauptstraße und Wiener Neichsstraße den bestimmenden Einfluß nahm. 1286 schon wurden die Pfarrechte von der Schloßkapelle auf die Kirche am Pfarrplatz verlegt, die damals eine kleine Kapelle war, die erst 1355 erweitert und 1453 mit einem Turm versehen wurde. Die Stadt erstreckte sich damals bereits bis ins Gebiet der heutigen Domgasse, wo 1276 der „Salzburger Hof" (später Jgnatiuskirche — Alter Dom) urkundlich nachgewiesen erscheint, ja, sogar bis in die heutige Keplerstrahe, wo an Stelle des jetzigen Hauses Nr. 20 der „W i d in h o f — Wimbauernhof" (Das alte Widum) zur Pfarre gehörte. Dort aber hatte die Ausdehnungsmöglichkeit der Stadt ein Ende, denn die damals weit ausgedehnten Donauarme behinderten eine Entwicklung weiter nach Osten. Nördlich des Pfarrplatzes in der „F r o s ch a u" an, Ludlarm befand sich nur eine kleine Fischersiedlung, eine 13
Gegend, in der es erst „Hinter den Fischerhäusln", dann „L e d e r e r g a s s e" und noch später „L a z a r e t t g a s s e" hieß. Eine neue Befestigungslinie (1276 und 1384) war notwendig geworden, um die Alte Stadt und den Markt zusammenzuschließen, Sie verlief in der Richtung von der heutigen Schloßkaserne über die Promenade — es hieß dort „bei den Baum gärten" — und Graben zum Pfarrplatz und über die Zollamts st raße und Obere Donaulände zurück zum Schloß, Ein kärglicher Raum zur Entwicklung einer Stadt, Schloß und Häuser waren aus Holz gebaut und von diesem gotischen Linz ist fast jede Spur verloren gegangen. Nur die mittelalterlichen Stadtumrißformen blieben erhalten, die Grundanlagen der damaligen Häuser, die die nachher Bauenden zwangen, die gotische Hausanlage mit schmaler Front und großer Tiefe beizubehalten, War die ursprüngliche Befestigung primitiv, nur Erdwall und Palisadenzaun, so entstand nun dickes, festes Mauerwerk mit Toren und Nebentoren, Von ältesten Häusern mögen gar manche gerade heute, da viele von ihnen in ihren letzten Spuren verschwinden, Interesse finden, so die „Alte H o f st a t t", genannt P i s ch e n h a u s — Pichsenhaus, die als vermutlich letzte Hofstäte innerhalb der alten Stadtmauer errichtet wurde, ferner das alte „Lebzelterhaus" (Hofberg 6), das „Dreischwesternhaus" (Domgasse 1), der „D e ch a n t h o f" (Pfarrplatz 14, das „B ä ck e r z u n f t h a u s" (Rathausgasse 10), der „St, Peterhof" (Pfarrplatz 4), das „Baderhaus" (Adlergasse 5), der Gasthof „Adler", in dem um 1400 das Zollgefällsamt untergebracht war, und das Rathaus, das um die Mitte des 14, Jahrhunderts erbaut wurde. Aus 1492 ist uns der Reisebericht einer italienischen Gesandtschaft erhalten geblieben, die an das kaiserliche Hoflager Friedrichs III. nach Linz kam: „Am 1. Juli kamen die vier Gesandten nach Lince, zwei Meilen von St. Hilario (Wilhering) entfernt. Am User wurden sie von zahlreichen Edelleuten erwartet und von einem Ratsherrn in freundlicher Weise verbis latinis begrüßt; sie wurden dann zu der für sie bestimmten Wohnung am Platze geleitet. Lince ist ein kleiner Ort und weist nur wenige vornehme Häuser auf; das Stadtgebiet ist ungefähr so groß wie der Platz. Geschäfte gibt es sehr wenige, eigentlich gar keine; die Residenz ist innen fast durchwegs hölzern, auch das Dach ist, wie sonst im Lande üblich, mit Holzschindeln bedeckt." 1445 stand schon der Turm des Schmidtores, und sehr alt scheinen auch die beiden Türme des Wassertores gewesen zu sein. Auch die „S t a d t w a a g e" (Altstadt 12) geht auf das Jahr 1500 zurück. Das „M a u t h a u s" (Adlergasse 1), das außerhalb der nördlichen Stadtmauer stand, war befestigt, besaß einen Zwinger und war der Sitz der ältesten Stadtrichter. Es war mit einem eigenen Urbar und besonderen Vorrechten ausgestattet, gleichsam eine zweite Burg von Linz, ein befestigter Brückenkopf, der trutzig gegen den Strom stand. Außerhalb der Mauern war die Bautätigkeit lange Zeit hindurch sehr gering, da die dortigen Bewohner des Schutzes der Befestigungen entbehrten und außerdem das Bürgerrecht nicht erwerben konnten und damit alle Freiheiten, die ein Bürger genoß. In der Fröschau siedelten sich die Juden an, die man aus der Stadt ausgewiesen hatte, um ihre Verbindung mit ihrer Klientel nicht zu verlieren und ihr Recht auf die Marktstände, die sie zwar abseits, aber doch bei den großen Linzer Märkten aufstellen durften, nicht einzubüßen. Schuld an ihrer Wiederaufnahme in das Stadtgebiet waren die einzelnen Herrscher und die Adeligen, die ihre Hausjuden haben wollten, und es ist interessant, daß gerade die Starhemberger, denen fast das ganze Urfahr gehörte, d i e Ansiedlung zweier Juden durchsetzten, die mit und für die Herrschaft handelten. Die Hebräer wurden durch diese Stützen so frech, daß es ihnen auf Grund vieler und andauernder Klagen und Beschwerden 1412 verboten wurde, Handel zu treiben und die Bürger zu schädigen, 1568 wurden die Linzer Juden wegen „w u ch e r- licher Contraktate" bestraft und 1572 neuerlich ausgewiesen, Diese Maßnahmen waren aber immer nur zeitweilig und hatten keinen dauernden Erfolg, In der Stadt selbst zogen sich die Gassenzüge eng und die Häuser bauten sich gedrängt aneinander, denn jeder Bürger war bemüht, möglichst seinen Besitz an den Platz zu verlegen, um dem Markt, dem Hauptgebiet des Handels, nahe zu sein. An der Südwestecke der Stadt entstand 1564 das Landhaus, ein prachtvoller, wuchtiger Renaissancebau, von dem aber nur mehr das herrliche Nordportal vorhanden ist. Es wurde das Hauptbollwerk der Stadt, dem hundert Jahre später an der Südostecke der Bau des I e- s u i t e n k l o st e r s, ferner im engsten Anschluß daran der Alte Dom, das Gleichgewicht hielten. Der Sekretär des Kardinals Caetano, der auf seiner Reise nach Passau die Ketzerstadt Linz mied, aber notgedrungen 1596 an ihr vorüber mußte, schrieb u, a.: „Linz ist eine schöne Stadt, ob derer in der Nähe des Stadttores ein sehr schöner Berg liegt mit 24 Durchgängen oder Bogen, die nach dem Brauche jener Gegenden aus starken Balken und Hölzern gebaut sind," Zur damaligen Zeit führte nämlich ein gedeckter Aufgang von der Klosterstraße in das Schloß, Das Schloß selbst wurde zu Anfang, etwas nach 1600, unter Kaiser Rudolf II. völlig ausgebaut, mit seinen Türmen und Erkern einheitlich zusammengesaßt und im Stil- gefühl der Renaissance ausgestaltet. Die Epoche der Renaissance ist überhaupt in Linz stark ausgeprägt und von Italienern, die in die Stadt berufen wurden — man denkt dabei zu allererst an die Bauineisterfamilie Canaval und To- retto — geschaffen. Viele schöne Renaissancehüuser, die man deutlich an den schweren Steingewänden der Portale und Fenster erkennt, prächtige, säulenreiche Arkadenhöfe erinnern noch heute an diese baulich vielleicht, mit den Schaffenstagen des Barockkünstlers Matthias Krinner zusammen, beste Zeit der Linzer Baugeschichte. Der wertvollste Kunst- besitz aus der Renaissance ist in Linz unstreitbar das Chorgestühl im „Alten Dom", das ursprünglich in dem aufgehobenen Stift Garsten stand. Diesen Kunstaufstieg mußten, das soll nicht unerwähnt bleiben, die bodenständigen Künstler und Handwerker teuer bezahlen, Sie sanken zu Hilfsarbeitern der landfremden Bauleiter herab, 1663 öffnete sich auch das Landhaustor gegen die Herrenstraße zu und schuf den bisher fehlenden Ausgang der stadt auf der Lnndfeite, Auf der Wasserseite durchbrachen das „S ch u l e r t ü r l", das „A p o t h e k e r t ö r l" und das „P o st t ö r l" die Mauer neben dem Haupttor, das schon die alte Umwallung aufwies, Längs der Hauptverkehrsstraße, der Landstraße, in die Ebene hinaus entstanden nach und nach Vororte, Ein Stadterneuerungsplan entstand, der die Einbeziehung der Landstraße-Vorstadt bis zur heutigen Rudigierstrahe und Seilerstätte vorsah. Die östliche Grenze war etwa der Platz des heutigen Museums, Es blieb aber leider nur bei der Planung, Für die weitere bauliche Entwicklung der Stadt, die dem Renaissance-Entwurf nach eine straffe Aufteilung des neuen Stadtgebietes gewährleistet hätte, wäre die Durchführung von grundlegender Bedeutung geworden und hätte die Nachfahren nicht vor fast unüberwindliche Schwierigkeiten im Ausbau der Stadt gestellt. Eine bedeutende Erweiterung des Rechtsgebietes erhielt das Linzer Stadtgericht durch Erwerbung des bis Zizlau und gegen Kleinmünchen reichenden Landgerichtes Donautal im Jahre 1646. Schon in den vorausgegangenen Jahrzehnten war nach langen und insbesondere seit 1578 eifrig betriebenen Bemühungen der längst zu enge Burgfried erweitert worden, indem auch die untere und die obere Vorstadt und auch die mittlere Vorstadt dem Stadtrate unter14
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