Linzer Adressbuch 1925

VIII den Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt reich belebten Platz des l2. November oder Hauptplatz, wie er im Volke zumeist ge ­ nannt wird. In dessen Mitte steht die 26 Meter hohe Treifaltigkeitssäule, die 1723 zur Erinnerung an die Pest und die Kriegs ­ gefahren errichtet wurde. An der Ostfront des Platzes befindet sich das Rathaus aus dem Jahre 1414, erst 1824 vollkommen ausgebaut, mit Amtskanzleien und dem großen Sitzungssaal des Gemeinderates. Nördlich grenzt der Platz an die Donau, wo eine große Donaubriicke nach Urfahr hinüberfiihrt. Eine zweite, 1900 eröffnete Reichsbrücke dient dem Eisenbahn- und Wagenverkehr und befindet sich etwas unterhalb. Zwischen beiden Brücken liegt der Kai mit dem Landungsplatz der Dampfer, den Parkanlagen der Straßerau und die Städtische Schwimmschule. Vom Hauptplatz westlich gelangt man durch die Badgasse und Hofgasse zum Schloß und zur sogenannten Altstadt, der Keimzelle von Linz, während die Klosierstraße zur Minoritenkirche und zum Landhaus führt. Der gegenwärtige Ban der Minoritenkirche stammt aus dem Jahre 1788 und enthält mehrere wertvolle Altargemälde; das Hochaltarbild ist von Altomonte, vier andere Bilder von Kremser Schmid. Anstoßend an die Kirche steht das Landhaus mit sehenswertem Marmor ­ portal, 1562 — 1864 von den Ständen des Landes erbaut, 1800 nach dem großen Brande neu hergestellt. Vou seinem Turm genießt mau einen schönen Ueberblick über die Stadt und ihre Umgebung. Durch das Landhaus gelangt man zur Promenade einer Gartenanlage, in der eine Gedenksäule an den Bauernführer Stephan Fadinger erinnert, der hier tödlich verwundet wurde. Gegenüber stehen das Lnndestheater nnd die Redoutensäle. Auf der unteren Promenade erhebt sich das von dem Wiener Bildhauer Rathausky gegossene Erzbild des Dichters Adalbert Stifter. Vom Hauptplatz östlich gelangt man zur alten Domkirche und zur Stndtpfarrkirche. Erstere wurde 1670 — 1682 durch die Jesuiten erbaut; sie besitzt einen schönen Hochaltar und vor demselben ein sehenswertes Speisegitter. An der Außen ­ seite der Stadtpfarrkirche ist eine schöne Iohannesstatue von Raphael Donner aufgestellt. Ueber den Graben nnd die Museums ­ straße kommt man zum Prachtbau des Landesmuseums, das 1884 — 1892 nach den Plänen von Bruno Schmitz in Berlin ausgeführt wurde. Ein Kolossalfries von 110 Meter Länge und 2'4 Meter Höhe nach den Entwürfen des Professors Melchior zur Strasse» in Leipzig stellt wichtige Momente aus Oberösterreichs Vergangenheit dar. Im Innern fesselt das prunkvolle, mit einer hohen Glaskuppel abschließende Stiegenhaus. Das Museum besitzt reiche Sammlungen, darunter die wertvollen vorgeschichtlichen Sammlungen mit den Hallstätter und Uttendorfer Gräberfunden, die im Lande ausgegrabenen keltischen und römischen Altertümer, die Waffensammlung, die zoologische, botanische, geologische Sammlung, Glasmalereien, Holzschnitz ­ werke, alte Gemälde und Musikinstrumente, eine Münzen- und Siegclsammluug, eine bedeutende Anzahl-Urkunden, die große Bibliothek und die Landesbildergalerie. Vom Museum weg führt gegen Süden die Elisabethstraße nach der Bethlehemstraße mit dem Nordiko, einer ehe ­ maligen Erziehungsanstalt für Jünglinge aus Schweden, Norwegen und Dänemark und der 1877 eingeweihteu Synagoge. Setzt man die Wanderung zur Landstraße und in dieser selber fort, so gelangt man zu dem im Barockstil erbauten Kloster- und Kircheugebäude der Ursulinerinnen, dem gegenüber sich die öffentliche Studien-Bibliothek (Bestand gegen 80.000 Bände) befindet. Von der Landstraße führt die Rudigierstraße zum gothischen Bau des Maria Empfängnis-Domes. Seine Grund ­ steinlegung fand 1862, die Einweihung und Eröffnung 1924 statt. Er wurde nach den Plänen des Kölner Architekten Statz aus Granit und Sandstein ausgeführt. Seine äußere Länge mißt 130 Meter, die Höhe des Turmes, den ein vergoldetes, 6759 IrA schweres Kreuz krönt, beträgt 134'8 Meter. Das Gebäude besitzt 142 Feuster, 48 Säulen tragen das Gewölbe und das Innere faßt 21.000 Menschen. Von der Landstraße zweigen ferner ab die Johann Konrad Vogelstraße, durch die mau an der evangelischen Kirche vorbei zum Pestalozziplatz gelangt, der mit einer Parkanlage und dem schönen Neptunbrunnen geschmückt ist. Dort erhebt sich auch das Kolosseum, die größte Darietsbühne der Stadt. Auf der Landstraße weitergehend fällt noch das prächtige Kaufmännische Vereinshaus aus, das sowohl herrliche Säle für Konzerte und festliche Veranstaltungen enthält, wie auch die Lokalitäten des Vereines selbst mit Sammlungen, Bibliothek und Lesezimmern. Spaziergänge und Ausflüge. Die Umgebung von Linz bietet mit ihren wechselvollen Landschaften reichlich Gelegenheit zu kleineren und größeren Spaziergängen und Ausflügen. Die nächste Umgebung ist durch die Anlage von Pro menadewegen und durch Markierungen aufs bequemste zugänglich gemacht und einladende Ruhebänke gewähroir be ­ hagliche Rast und Erholung. Die beliebtesten Spaziergänge am rechten Donauufer sind die zum Bauernberg und Freinberg, wo sich ein großes Villenviertel entwickelt hat. Den Ausgangspunkt für den Besuch des Bauernberges bildet die Sandgasse, von der eine Serpentinenstraße emporführt, die bald durch hübsche Ausblicke über die Stadt und den Strom überrascht. Der chönste Zugang zum Freinberg führt durch die verlängerte Lessinggasse und durch das Villenviertel an der baulich interessante» Volksschule an: Römcrberg vorbei. Ein Aussichtsturm gewährt eine schöne Rundschau bis zu dem entferntere» Alpengebirge. Als Abstieg empfiehlt sich ein freundlicher Weg zwischen Feldern hinab in das Zaubertal uach Margarethen nnd auf. der Donauflraße nach Linz zurück oder über den Kalvarienberg, einem reizend liegenden Punkt im Donautal, zur Donnustraße. Die umfassendste Rundschau bietet der am linken Donauufer liegende Pöstliugberg (538 Meter), auf den in 18 Minuten eine drei Kilometer lange elektrische Bergbahn führt. Schon die Fahrt eröffnet in ununterbrochener Folge die schönsten Landschaftsbilder, die nur das entzückende Panorama von der Terrasse aus noch übertrifft. Bei klarem Himmel entfaltet sich auch die ganze Pracht der Alpen vom Schneeberg bis zu den Gletschern des Dachsteins und den Bergriesen an der Salzburger Grenze. Vertretungen fremder Staaten. Deutsches Reich, Paßstelle (Goethestraße 1 Ich Tschechoslowakische Republik, Konsulat (Donaustraße Ich Die verschiedenen Behörden, Bildungsanstalten, Kirchen und Klöster sind in den bezüglichen Abschnitten des Buches verzeichnet.

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