Leopold Werndl und sein Sohn

ihrer Eltern durfte Karoline dort das Kochen lernen. Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben war sie dem Eltern« haus fern. Zehn Töchter des Landes standen mit ihr in der Küche des großen Gasthofes „Zur Kanone". Sie lern« ten Gemüse und Salate putzen, Suppen würzen, Hasen mit Speck spicken, trockenes Weißbrot für Knödel in Würfel -schneiden, Koteletten vom Schwein, Kalb und Rind mit dem Holzschlegel mürbe schlagen, alle Braten herrichten, mit Mehl, Eiern, Milch und Fett umgehen, Mehlspeisen machen und Rahm zu Obers schlagen. Die vorsorglichen Mütter wußten genau: Die Liebe des Man« nes geht durch den Magen. Gute Köchinnen müssen die Töchter sein, um gute Hausfrauen zu werden. Josef Wemdl hatte mit Karoline Haindl vor vielen Jahren, als sie noch Kinder waren, auf der gleichen Schulbank gesessen. Später hörte Karoline von Josef nichts Gutes mehr. Eigensinnig sollte er sein, den Mäd« chen den Kopf verdrehen, mit seinem Vater stünde er auf schlechtem Fuß. Karohnes Vater lebte als bürgerlicher Messerschmiedmeister in der Vorstadt von Steyr. Karo« linens, Mutter, Frau Katharina, eine geborene Krenklmül« 1er, galt als ehrsam und um das Wohl des Töchterleins stets liebevoll besorgt. Nun war Karoline mit Kochkennt« ni'ssen versehen. Sie spürte, daß Josef Werndl ihrem Her« zen gefährlich wurde. Ohne viel Worte nahm Josef das Mädchen bei der Hand. Sie liefen über die Wiesen, über die Felder, Mohn, Korn und ein Meer von Margueriten standen vor ihren trunkenen Augen. Karoline gestand: „Daß die Welt so herrlich ist, habe ich gar nicht gewußt!" Josef verglich Karoline mit den Schönen, die er in der großen Wiener« Stadt kennen gelernt hatte. Gesund und voll junger Scheu stand Karoline vor ihm. Josef mußte zugeben, daß

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