Leopold Werndl und sein Sohn

Namen: Josef W^erndl. Jeder auf dem Stellwagen wußte nun, warum ihm das Gesicht des Soldaten so bekannt vorgekommen war. Der Josef Werndl war es. Karoline Haindl hatte bis vor kurzem lustig darauf losgeplaudert, nun schwieg sie, kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Drei Kilometer vor Steyr machte der Stellwagen« Kutscher beim ,,Wirt im Feld" Halt. Trotz des Einwan« des der Mitfahrenden, die gern am Ziel gewesen wären, versteifte er sich darauf, daß er die Wagenräder schmie« ren müßte. Um der Wahrheit aber die Ehre zu geben: Der „Wirt im Feld" hatte eine Woche vorher zwei Fäs« ser, große, mächtige Dinger voll heurigen Weins aus •Langenlois bekommen. Ein ungeschriebenes Abkommen bestand zwischen den Stellwagenkutschern und den Wirten. Der Kutscher bekam seinen Weini geschenkt, die Stellwagen«Passagiere tranken ihn gegen Bezahlung. Der Fuhrmann meinte, seine Rösiser blieben stehen, wenn sie einen guten Wein witterten. Dem Soldaten Josef Werndl und Karoline Haindl schien der Aufenthalt vor dem Wirtshaus sehr willkom« men. Karoline, einundzwanzig Jahre alt, mit roten Wan« gen, guten, schönen, dunklen Augen und braunen langen Zöpfen, trug ein weißgrauesi, bis zu den Knöcheln rei« chendes hochgeschlossenes Kattunkleid, dazu einen vor der Sonne schützenden, breiten Strohhut und einen schwarzen, mit grauen Perlen bestickten Pompadour. Das Reisegepäck, eine großkarierte Tasche aus Stoff und Le« der und ein unhandlicher Regenschirm lagen auf dem Dach des Stellwagens verstaut. Aus Linz, der oberöster« reichischen Landeshauptstadt, kam Karoline, um zurück« zufahren nach Steyr, Wieserfeld Nr. 291, in ihre Heimat. Ein ganzes Jahr brachte sie als Kochfräulein im berühm« ten Gasthof „Zur Kanone" in Linz zu. Auf Wunsch

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