moralla dachte keinen Augenblick daran, sich auf den Katzenköpfen zu Steyr das Genick zu brechen. Ein alter Seiltänzertrick versuchte dem Publikum Angst einzu» flößen und sich zu gebärden, als stürzten sie ab. Gretel Mokiller schrie so lange, bis Eusebius Camoralla leben^ dig vor ihr stand und ihr die Wangen streichelte. Die Zuschauer waren längt in ihre Stuben, Küchen und Ar^ beitsstätten zurückgekehrt. Die kleine blonde Gretel aber ließ sich ohne Zögern von dem Seiltänzer in den hölzernen Wohnwagen führen, küssen und umarmen. Da« bei verflog die Sehnsucht nach dem Kloster rasch. In Wagen zogen sie weiter des Weges, in ihr Glück. Die Einwohner von Steyr interessierte diese Liebesgeschichte höchlichst. Doch andere Neuigkeiten lösten sie bald ab. Der Hofopernsänger Vogel, eine Berühmtheit aus Wien, ein Kind der Steyrer Landschaft, ein Mann von stattlichem Wuchs und gutem Aussehen, mit klangvol« 1er Stimme, erzählte von dem verstorbenen Komponisten Franz Schubert, dem Lehramtskandidaten, der jung — kaum zweiunddreißig Jahre durfte er alt werden — ster« ben mußte. Ein Genie, der Schubert Franzi, hatte tausend und noch mehr unsterbliche Weisen geschaffen. Er, der Sänger Vogel, war mit Franz Schubert auf Du und Du befreundet gewesen. Auch durch Steyr zogen sie eines Tages zusammen. In Salzburg brachen sie auf, wander« ten ein Stück auf der Nibelungenstraße. Die Mädchen verliebten sich wohl in Franz Schuberts Lieder, doch nicht in den Komponisten. Auf eine Speisekarte in einem kleinen Wirtshaus, wo es guten Wein und wunderbare Donaukarpfen gab, schrieb Franz Schubert Note um Note. So entstand das Lied: „Horch, horch, die Lerch' im Ätherblau". Hofopernsänger Vogel wischte sich trotz Bierdunst und Tabaksqualm in der Erinnerung an den
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