Leopold Werndl und sein Sohn

beitern gab es viel Arbeit. Viel Geld floß. Die Bürger, die bis spät in den Tag hinein in den Betten lagen und nachts die Dukaten zählten, sich die Wämse mit dem Besten vom Besten vollschlugen, schmunzelten. Sie leg" ten ihre klingenden und raschelnden Ersparnisse in Wie= sen, Feldern und Grundstücken an. Die Waren aus Wien, Prag, Salzburg, Linz, München, alles besondere Dinge, wurden mit großem Profit zum Verkauf an die Arbeiter angeboten und fanden guten Absatz. Manche leichtfertige, hübsche Marketenderin brachte ihr Fäßlein mit rotem und gelbem Wein vor die Tore der Werkstätten und ließ von Musikanten bekannte Ländler aufspielen. Kokett wanderten die Augen der Kleinen von Mann zu Mann, schätzten sie ab, wer wohl die meisten Silberlinge zu ver« schenken hätte. Spät in der Nacht, wenn der Mond nies dergegangen und die Sterne verloschen waren, wenn die Betrunkenen ihre Völlerei ausschliefen, machte sich die Marketenderin mit Roß und Wagen auf und davon. In der Ledertasche um die prallen Hüften aber klang lustig die leicht erworbene Münze. Der Arbeiter verdiente sein Geld schwer, der Arbeiter gab sein Geld leicht aus. Vier Seiltänzer, als Hanswürste verkleidet, zogen in Steyr ein. Sie spannten von einem Dachgiebel zum andes ren ein hänfenes Seit, es reichte drei Stockwerke hoch. Mit langen, hölzernen Stangen balancierten isie tänzelnd über das schwankende Seil. Ein schönes Mädchen kam bei dieser Gelegenheit zu einem Mann, Gretel Mokiller. Blond schritt sie daher, lieblich und jung. Sie wollte ins Kloster als Novizin ein= treten, war auf dem Wege dorthin, um auf ewig den Schleier zu nehmen. Als sie aber den Seiltänzer Eusebius Camoralla glaubte, zur Erde stürzen zu sehen, fiel sie mit offenem Mund schreiend zu Boden. Der Südtiroler Ca^^

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