Leopold Werndl und sein Sohn

Gatten auf die Wange. „Eigentlich bist mir immer noch die Hochzeitsreise schuldig. Schließlich habe ich ein Recht darauf, daß wir zwei ohne Sorgen und ohne Plag unseren Lebensabend beschließen — —". Dem Vater Werndl tat die liebevolle Fürsorge sei« ner Frau wohl. Seine schwielige Hand streichelte ihr Haar. Wenn er ehrlich sein wollte, so mußte er zugeben, daß ihn frühmorgens schon die Füße und Arme schmerzten, daß er manchmal die Knochen im Körper vor Müdigkeit spürte. Abgesehen aber von der Arbeit, von seiner Würde als Herr der Werkstätten, seinen Platz an den Zweit« geborenen, Josef, abgeben —? Nein, das konnte er noch nicht! Vater Wemdl würde so lange Herr und Meister in seinen Werkstätten, bei seinen Gesellen und Lehrlin« gen sein, bis Gevatter Tod ihn holte. „Schau, Sepherl, wie kommt unsereins dazu, einem jungen Menschen alles so leicht zu machen? Ich habe mir mein Bett auch seihst richten müssen. Der Josef soll zeigen, wie tüchtig er ist. Ich habe nichts dagegen, wenn er sich selbst eine Werkstatt aufmacht. Will ihm sogar helfen mit Geld tmd gutem Rat. Der Bub soll zeigen, daß er mehr kann als nur große Sprüch' machen." Mutter Josefa gab es auf, für den Sohn bei ihrem Manne eine Lanze zu brechen. Immer wieder mußte sie feststellen, daß zwei Werndl mit solch harten Köpfen nicht gut tun konnten. Der Wundarzt und kaiserliche Rat Purkstaller pflegte des öfteren zu sagen: „Der Leo« pold und der Josef Wemdl erinnern mich immer an die Lehre von der Magnetnadel in der Kompaß«Schachtel. Ungleiche Pole ziehen sich an, gleiche Pole stoßen sich ab. Vater und Sohn sind leider die gleichen Eisenschädel, also müssen sie sich abstoßen." In der Stadt Steyr mit ihren vielen Gesellen und Ar«

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