Die Abkommandierung erfolgte so schnell, daß der Ge« meine Josef Werndl nicht mehr in der Lage war, bei den vielen lieben Mäderln Abschied zu feiern. Mit Tournister, mit Sack und Pack ging es nach Währing. In der großen Gewehrfabrik standen neue Maschinen aus Amerika. Die Namen Colt und Remington wurden für den abkommandierten Soldaten Josef Werndl ein griff. Leopold Werndl stellte von Monat zu Monat mehr Gesellen, Lehrlinge und Knechte in seine Armaturen^ Werkstätte ein. Große Aufträge und guter Verdienst lohnten die schwere Arbeit. Sein Name war angesehen, er galt als Großabnehmer vom Eisenberg in der Steier? mark und war Großlieferant für Infanteriegewehre und Stutzenläufe, stählerne Ladestöcke, Lanzenspitzen, Bajo« nette, Säbel und Faschinmesser, Gewehrringe, Kolbem kappen und andere Gewehrteile. Der Name Leopold Werndl, ArmaturenfWerkstät^ ten, wurde von Kaufleuten und Arbeitern, vom löblichen städtischen Magistrat gewichtig und mit Ehrfurcht ge= nannt. Aber alle wußten in Steyr und in der Umgebung, die mit Leopold Werndl zu tun hatten, daß dieser brave, tüchtige Meister, Familienvater und treuer Staatsbürger, überaus rechthaberisch und dickköpfig war. Unter den Boshaften, Tratschsüchtigen, Neidischen raunte es: „Der alte Werndl weiß noch nicht, daß das Totenhemd keine Taschen hat, daß man ins Grab weder Silbergulden noch Goldfüchse mitnehmen kann — — ". Seinen eigenen Bus ben, den Josef, hatte er zu den Soldaten geschickt, aus Angst, seine Werkstätte ihm übergeben zu müssen. Der alte Werndl glaubt, er müsse nie sterben. Wem von seh nen Kindern soUte er den Betrieb überlassen? Die Leute
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