auf der Schmelz, einem großen Freigelände, für den Gemei# nen Josef Werndl. Das „Auf" und „Nieder", „Kehrt=euch", „Marsch«eins", „Rechts^um", „Habt Acht" währte kaum ein halbes Jahr, dann wurde der in Feuerwaffen versierte Soldat in die Aerarische Gewehrfabrik Währing, im äuße? ren Bezirk Wiens, überstellt. Josef fühlte sich mit Herz und Hand Soldat. Abends, nach strengem Kasernen^Exer« zierdienst, verließ er als erster geschniegelt, gestrigelt und gebürstet die Kaserne, damit die Mädchen nicht zu lange auf ihn, „den lieben Pepperl", warten mußten. Die Löhnung, die der junge Kaiser Franz Josef der Erste für seine Soldaten und Offiziere übrig hatte, war nicht hoch. Soldatendienst gleicht Ehrendienst. Das Essen genügte kaum einem, von Mutter Josefa verwöhnten Magen. Frühes morgens gab es eine heiße, dünne Brennsuppe oder einen Kaffee^Absud, mittags ein kräftiges Stück Fleisch vom Rind, vom Schwein, Gemüse und Knödeln oder Erdäpfeln dazu. Das Nachtmahl wurde schon nachmittags zwischen vier und fünf Uhr ausgegeben, eine Suppe mit Kohl, Rüben oder Kraut darin. Alle drei Tage gab es ein schwar# zes, mauerziegelgroßes, säuerlich schmeckendes Brot, „Bims" genannt. Aus sechs kupfernen Kreuzern bestand der Lohn für den Tag. Davon mußten die Soldaten alles Nötige zur Reinigung für Kleider und Schuhe kaufen. Josefs Mutter schickte ihrem Sohn, dem Soldaten zu Wien, öfter einige Silbergulden, schickte ihm geräucher« tes Fleisch, Wurst, Butter, Käse, Brot und Kuchen, gold= braun gebackenen Guglhupf. Das Soldatenleben bekam dem Josef Werndl gut. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, Josef in die Aerarische Gewehrfabrik nach Währing zu kommandier ren, wenn er nicht selber, wegen Verbesserung an dem Infanteriegewehr den Mund recht weit aufgemacht hätte.
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