Leopold Werndl und sein Sohn

dem Sohn hinwarf. Josef schwieg, senkte die Augen auf die weiße, damastene Tischdecke, mit dem Wort „Mahl« zeit!" hob die Mutter den Mittagstisch auf. Frau Josefa blieb bei dem Heimgekehrten. „Josef, du darfst's dem Vater nicht übel nehmen. Ich habe dir ja geschrieben, die Gicht plagt ihn." Mutter Josefa wollte ihren Mann ent« schuldigen, wollte vermitteln. Josef, dem noch der Staub der Straße an seinen Kleidern, an seinen Schuhen haftete, legte isich einen Plan ziurecht: Zu Hause konnte er nicht bleiben. Einige Wochen wollte er beim Vater arbeiten, der Leute wegen, damit es nicht hieße, bei Wemdls ver« tragen sich Vater und Sohn nicht. Die Mutter hatte im« mer gesagt: „Wäsche wäscht man im eigenen Hause." Josef schlenderte, die Sonne war im Untergehen, durch die ihm vertrauten Gassen zu den Flüssen hinab, zur Enns, zur Steyr. Ein Bad in den Wellen tat gut, spülte alles Vergangene fort. Viel Jugend erging sich an den lieb« liehen Ufern. Junge Birken leuchteten, Soldaten in schmucker Uniform stolzierten, sich zur Schau stellend, am Arm ihre Mägdelein. Soldat sein müßte schön sein, überlegte Josef. Er würde sich freiwillig zu den Soldaten melden. Wenn Vater ihn nicht haben mochte, wenn die anderen Armaturenschmiede mit Blindheit geschlagen wa« ren, sich gegen seine Pläne sperrten, dann wollte auch er von seinem Gewerbe nichts mehr wissen. Soldatenleben schien ihm freies Leben, lustiges Leben. Wien, die Haupt« und Residenzstadt der Österreich!« sehen Monarchie, die Stadt der schönen Häuser, der grü» nen Donau«Auen, der lieblichen Mädchen, des lustigen Treibens im Vergnügungswald, im Prater, die Stadt der Komödienspiele, Spaßmacher, Sänger, Tänzer nahm Josef Werndl wieder in ihre Arme auf. Die Zeit war inter« essant. Die Regierung hatte sich mit Bajonetten und Ge«

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