Leopold Werndl und sein Sohn

ters Hand müde sein würde, müßte ja er, der Sohn Josef, die Werkstätten übernehmen. Dann — — — Frau Josefa, Mutter vieler .Kinder, Gattin eines dick« köpfigen Mannes, war eine kluge Frau, eine Frau mit allen Tugenden. Vermitteln, ausgleichen wollte Frau Jo« sefa. Frauen sind nie hellauf begeistert, nie tieftraurig, so wie es Männer gerne sind. Ohne viel zu denken, he» mühen sie sich mit Ausdauer, das Ziel zu erreichen. „Wirst du die Werkstätten übernehmen, dann . . . ?" schrieb sie. Viel leeren Raum hatte Frau Josefa hinter dem Wörchen „dann" gelassen. Diese und andere Nachrichten aus der Heimat bra# eben Josefs Trotz und Stolz. Eines Abends, nach Feier« abend, stand er vor dem Meister: „Ich bitt' schön, Herr Meister, ich möcht' am Ersten meine vierzehn Tag' machen. Um ein Zeugnis tät ich bitten." Das Schuhwerk war bei Josef wieder in Ordnung, Hosen und Joppen geflickt, die W^äsche weiß gewaschen. Die Silberlinge wogen leicht, sie sind immer schnell ausgegeben worden. Jung und lu« stig bummelte Josef gerne des Sonntags zum Tanzboden. An einem Montag marschierte er mit offenen Augen und frohem Herzen durch die Lande, durch Wälder, Dörfer, Städtchen, überbrückte Bäche und Flüsse. Das Mühlviertel mit seinen Ackern und Feldern schien in Sonne gebadet. Sonntag war es wieder. Die Glocken läuteten zwölf Uhr Mittag. Aus W^irtshäusern und Kirchen strömten heimkehrende Menschen. Um diese Zeit öffnete Josef am Wieserfeld Nr. 44 stürmisch die Tür. „Da bin ichl" rief er. Die große Familie, Vater Werndl, den Rock der Be« quemlichkeit halber ausgezogen, im schneeweiß gestärk« ten Hemd, mit schwarzen Stoffknöpfen am Hals, die Mutter im taftenen, dunkelblauen Kleid, die Wangen vom

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