Leopold Werndl und sein Sohn

Kmka, ein Meister der Gewehre, er kannte den Na» men "Werndl aus Steyr, weil er von dort Flintenrohre und Armaturen bezog, behielt den um Arbeit zusprechenden Josef gern als Gesellen. Für wenige Silbergulden deut« scher Prägung, für Kost und Quartier blieb Josef in Prag. Student Silverius Gasparito, von der Stadt Prag verzau« Fert, lief seinem Phantom nach, den ewigen Juden zu fin» den. Es war zum Lachen, wenn Gasparito auf seinen dün^ nen, langen Beinen, über denen der Bierbauch hinü und herhüpfte, über die holprigen Pflaster stolzierte. Die Wangen glühten, die Ohren standen weit ab, die langen Haare flatterten im Winde. Die deutsche Universität be« sah sich der Student Silverius nur von außen. Abends, wenn die Studenten, die Scholaren der Weisheit, einen gemächlichen Bummel über den Wenzelplatz antraten, stand Gasparito hinter einer schmalen, hölzernen Haus« türe, die ein Wappen längst verstorbener Geschlechter zierte, und weinte. Gasparito, der Student, trauerte seiner verlorenen Jugend nach. Dem Büchsenmachergehilfen Josef Werndl blies der Wanderer und Student einen Spruch ein, zuerst lateinisch, dann deutsch: Fiat justitia et pereat mundus — Gerech« tigkeit werde geübt und möge die Welt dabei zu Grunde gehen. Eine volle Wochenlöhnung wollte Josef Werndl dem Zauberer der Landstraße, dem Studenten schenken, damit dieser nicht täglich unter dem Brückenbogen schlafen müßte. Silverius lehnte stolz das Geld ab. Geld verdürbe den Geist, meinte er. Es gab ein ehrliches Abschiednehmen zwischen dem jungen Gesellen und dem alten Studenten. Gasparito trank im Wirtshaus „Zu den sieben Brünnlein" ein viertel Faß böhmischen Bieres leer. Er lallte, gab kuud, der ewige Jude sei aus Prag geflohen — vor ihm geflohen nach

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