öffneten sich, die Zähne gaben nach. Die Stimme klang nicht gedrückt, nicht unglücklich, nicht übelnehmend. Mit offenem Blick stand der Sohn vor seinem Vater: „Herr Meister, ich bitte um meine Papiere, ich zieh' in die Fremde." Vater Wemdl hatte oft gewünscht, sein Sohn Josef sollte in die Welt ziehen, in die Fremde, auf die Land« Straße, mit Felleisen und Wanderstock, hoher Fluder« mütze, wie es sich für einen gelernten Professionisten ge« hörte. Heute aber, heute war der Vater auf den Fortgang seines Sohnes nicht gefaßt. — Schüchtern fielen Leopold Wemdls Worte, so zaghaft, wie eigentlich nur Mütter sie aussprechen können: ,,Bist mir bös' wegen der zwei Watschen? Willst darum fort von uns?" Josef schüttelte verneinend den Kopf. „Nein. Hab in der Lehr' genug Watschen, Kopfnüss' und Ohrenbeutler bekommen, bin dran nicht gestorben. Ich geh', Vater, weil wir die gleichen Köpf haben. Die Mutter würde sagen, die Werndl'schen Dickköpf'!" Vater Wemdl mußte la« eben, hellauf lachen: „Und du, Lausbub, du willst zeigen, daß du den größeren Dickschädel hast?" Josef spürte die Röte auf seinen Wangen, hatte aber seinem Vater und Meister alles verziehen. Einsicht überkam ihn. Vater mußte sich ja auch von den anderen Leuten viel gefallen lassen. Nun ritt ihn der Schalk: „Den größeren Dick« schädl, den lass' ich schon dir, weil du doch der Vater bist. Ich tu' halt nur das,, was ich in der Schul' gelernt hab'. Der Lehrer Pröpstling hat immer gesagt: Wenn zwei streiten, gibt der Gescheitere nach. Ich gebe nach." Vater Werndl kratzte sich mit beiden Händen mit allen zehn Fingern in seinem schütteren Haar. „Du Lauskerl du! Also du gehst — machst deine vierzehn Tage, kriegst deine Papiere, aber werd' mir kein Lump, kein Landstrei«
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