Zucht! Zu allen Leuten predigt dein Josef von den Ma# schinen, die er in Wien gesehen hat. Nicht viel Gescheit tes hat dein Bub im Kopf. Unsere Buben hetzt er gegen die Eltern, uns nennt er alte Zöpfe, uns verspottet er! Nach einer kurzen Atempause sprach der Aufdringliche weiter: „Oder steckst du vielleicht selbst dahinter?" Miß^ trauisch klang des Sprechers Frage. ,,W^illst du uns alle auf den Gant bringen?" Aus der Schar der Eingedrungen nen trat einer vor. Breitschultrig, rothaarig, zwei Meter lang, schwerer als zweihundert Pfund, das Hemd offen, die Brust voll Haare, hob er seine Faust vor Leopold Wemdls Gesicht. „Eines sag ich dir, Meister Wemdl, wenn ich um mein Brot komme, ertränke ich W^eib und Kind in der Enns! Aber Euch setze ich den roten Hahn auf die Bude —" Ohne anzuklopfen, leise, war Josef in die Kanzlei seines Vaters getreten. Die Hemdärmel au£' gekrempelt, den Hals frei, die braunen Haare gleich einem Wollknäuel, wirr und voller Eisenspäne. Der steife Lederschurz ähnelte einem Schild, den er vor sich hertrug: So stand Josef im Türrahmen. Seine Stimme tönte laut, keinen Widerspruch duldend: „Raus sag ich! Wer die Hand gegen seinen Herrn erhebt, dem gebührt die Faust ins Gesicht!" Vater Werndl, die Meisterleute, die Arbeiter, die Unzufriedenen selbst konnten es nicht hindern, daß Josef, ohne auf eine Antwort zu warten, dem riesigen Gesellen seine Faust ins Gesicht warf. „Da! Da! Da! Damit du es dir merkst, wie man sich vor dem Mei^ ster zu benehmen hat!" Tetlergroße Hände gehörten dem geschlagenen Gesellen. Diese Hände hielt er jetzt vor den Augen, in Schmerz, in Scham. Josefis Abrechnung mit dem Gesellen war noch nicht fertig. Kräfte, die keiner in Josef ahnte, überkamen ihn. Mit festen Griffen packte
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