Leopold Werndl und sein Sohn

ich aber auch nicht sein. Ich bin im Recht. Der Vater ist im Unrecht!" Frau Josefa seufzte laut: „Bist ganz wie dein Vater. Ein Dickschädel bist. Schäm' dich!" Josef schlang seinen Arm um der Mutter Hals. Der Lederschurz schien ihm im Wege, er schob ihn zur Seite. „Dickschädel hast gesagt? Ja, der bin ich — aber dein Dickschädel, gell? Wenn ich schon einen Dickschädel hab, dann hab ich ihn vom Vater!" Der große Sohn mit dem Bartflaum auf den Lippen schämte sich nicht, obwohl die Köchin Mathilde und die anderen Geschwister zusahen, seine Mutter hochzuheben, ihr einen herzhaften Kuß zu geben. „Bist die schönste Frau, die ich g'sehen hab!" Fast schwind» lig wurde Frau Josefa, so hoch hob ihr Sohn sie, so schnell schwenkte er sie hin und her. „Und bist doch ein dummer Bub!" Vater Werndl trat in die Küche. Die Kinder stan» den auf, küßten ihrem Vater die Hand, guten Morgen wünschend. Auch Josef gab dem Vater die Hand. „Mor» gen", knurrte Vater Werndl nur. „Hast dich wieder bei deiner Mutter eingeschmeichelt? Hast sicher was ausg'» fressen. Soll's wieder vertuscht werden! Alles hinter mei» nem Rücken. Oder weißt schon wieder was besser?" Mutter Josefa trat zwischen Vater imd Sohn: „Was ist denn, Leopold? Bist am Ende mit dem linken Fuß aus dem Bett g'stiegen? Lach doch ein bisserl, wo doch heute so ein schöner Tag ist!" Josef schaute axif seinen Vater, auf seine Mutter — was sollte er sagen? Er schwieg und verließ mit langen Schritten die Küche. Im Hof warteten die Hühner, Gänse, Enten auf Mathilde, daß sie mit dem Futter käme. Stolz standen zwei Truthähne, den Kopf neugierig in die Höhe g'^reckt, abseits. Trotzig klang Josefs Tritt. Er ahnte, die kommen» den Tage mochten nicht schön sein. Er würde sein Büxn»

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