„Ich bin jung, ich habe auf der Welt noch viel zu leisten. Ich darf mich heute noch nicht binden, mit dir nicht, mit keiner anderen. Du mußt den Mut haben, dein Glück selber zu schmieden. Du hast starke Hände, einen ehrli# chen Sinn." Josef versprach, mit seiner Mutter zu reden. Vevi könnte die kleinen Kinder zu Hauis betreuen. „Schau", sagte Josef, „was hast du davon, wenn ich dir heute den Himmel und die Glückseligkeit vorzaubere, und morgen oder übermorgen bist du unglücklich!" Josef war kein Beichtvater, der mit dem Kreuzzeichen seinen Schützling entließ. Mancher Kuß wurde ausgetauscht, manches Liebeswort gewechselt. Vevi hatte sich gefunden. Sie war nicht mehr das Mädchen aus dem Waisenhause. Im fahlen Mondlicht stand sie, die langen Zöpfe mit bei« den Händen flechtend. Ein stolzer Mensch war die Vevi geworden, abgefallen die Knechtschaft. Eine aufrechte Frau würde Vevi künftig sein. Heute noch mußte es zu einer Aussprache mit ihrem Manne kommen. Die Freiheit oder das Recht der Ehefrau würde sie fordern. •Laut rauschte der Fluß auf. Eine Nachtigall schluchzte im Gebüsch. Hand in Hand gingen Josef und Vevi durch die Nacht. Ein Abschiedskuß, ein Händedruck, Josef ver# sprach: „Wenn du mich brauchst, weißt du mich immer zu finden. Ich bin der Josef Wemdl." Er blieb stehen, ließ Vevi allein nach Hause laufen. Lange noch hörte er ihren trippelnden Schritt. Josef dachte über die Frau nach. Ist alles recht und gut. Wenn man jung und voll Kraft ist? Müßte man sich nicht von älteren Menschen führen lassen? Eltern haben die Pflicht, ihre funder zu führen. Josef bat im stillen seinem Vater vieles ab. Vielleicht hatte Vater recht. Wem verdankte Josef sein gutes Auskommen? Seinem Vater! Mit welchem Gelde hatte der Vater ihn und die anderen
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