Leopold Werndl und sein Sohn

er dem alten Schneidermeister Ignatius Schirmbesen sein junges Weib ausgespannt. Fortlaufen mit dem Weiblein, es verstecken, küssen, all das wollte Josef. Mehr nicht. Ein biblischer Spruch kam dem jimgen Gesellen aus Steyr in den Sinn: „W^as du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu." W^enn Josef eines Tages selbst verheiratet sein würde und die eigene Frau liefe mit einem anderen davon? Vevi in seinen Armen gehörte einem anderen Manne, die Frau hatte ihm vor dem Altar Liebe und Treue bis über das Grab hinaus geschworen. Josef war jung und das mochte entschuldigen, daß er Mädchen und Frauen liebte, daß sie ihm gut gesinnt blie« ben. Schlecht aber, ischlecht handeln, dafür konnte auch seine Jugend keine Verzeihung fordern. Josefs Arme lockerten sich um Vevis Schultern. Er ließ die junge Frau auf das weiche, kurze frühlingsjunge Gras sinken. „Hörst du mich?" Josefs Worte klangen weich: ,,Du mixßt rasch nach Hause laufen, dein Mann wird dich sonst aus» sperren!" Vevis Augen standen weit offen. Am Rande eines Himmels fühlte sie sich. Josefs Worte, so weich sie auch gesprochen, Vevi trafen sie wie Hammerschläge. Ihr arm» seliges Leben brach zusammen. Kaum siebzehn Jahre, hatte keine Eltern, hörte keine lieben Worte, nicht im Waisenhaus, nicht in der Schule, nicht von den Verwand» ten. Alle zeigten sich froh, lobten das Glück, als der gichtische Schneidermeister Ignatius Schirmbesen mit Gewölbe, zwei Gesellen und Lehrlingen, Zimmer und Küche, guten Möbeln dazu, sich die Ehre gab, das Kind ohne Eltern, Genoveva Himmelhoch, zu ehelichen. Eine billige Dienstmagd hatte Ignatius Schirm» besen gebraucht. „Sollst es gut bei mir haben", hatte Igna» tius Schirmbesen der Braut Vevi versprochen. Vevi ent»

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