die Stadt Steyr, über die ArmaturensWerkstätte des Mei< sters Leopold Werndl. Die Turmuhr von der Sankt Mh chaelskirche schlug träge, ohne viel Aufsehen zu machen, zuerst vier helle, dann zehn dunkle Glockenschläge. Um diese Zeit sollte der Raub seinen Anfang nehmen. Die Fenster wurden eingedrückt, die Glaissplitter fielen klir« rend auf den Holzboden. Licht durfte nicht entzündet werden. Der Dritte im Bunde war in der Kanzlei einge» sperrt, flüsterte, er habe die Kassette bis zu den Fenstern geschoben, könne aber dieselbe, da sie so schwer sei, nicht allein; hochheben. Die Komplicen möchten ihm heb fen. Die beutegierigen Diebe tuschelten, renkten sich fast die Arme aus, um die Kassette, die unterhalb des Fen»» sters stand, zu fassen und aufzuheben. Doch die eisernen Gitterstäbe an den Fenstern hinderten sie daran. Die Diebskumpane versuchten vergebens, die Kassette zu greifen. „Mit die Köpf müßt's durch die Gitter, dann kommfs mit die Händ' an die Kassetten!" Das war der Rat des Eingeschlossenen. Den Dieben fehlte jede Ver# nunft. Mit viel Mühe und Wehklagen gelang es ihnen, ihre verlausten Struwelköpfe durch die schmalen Eisen« gitter zu zwängen. Kaum war dies geschehen, merkten die Diebe, daß (sie sich in einem Gefängnis befanden, daß der dritte Komplice kein Helfershelfer, sondern der Sohn des Meisters, der junge Werndl war. Ausgerechnet die« sem Unbekannten hatten sie isich anvertraut! Kraftvoll arbeiteten Josefs Fäuste. Mit sicherer Hand drückte er die eisernen Stäbe so fest zusammen, daß den beiden Dieben fast die Luft zum Atmen ausblieb. Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. Josef Werndl lachte schallend; „Ihr Hornochsen, zum Arbeiten seid's zu faul, zum Stehlen zu dumm — —" Ein lustiges Lied« chen pfiff er, sperrte gemächlich die Kanzleitür auf, langte sich aus einem Schuppen eine derbe Fuhrmanns«
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