Leopold Werndl und sein Sohn

konnten oder ins Armenhaus flüchten mußten, um sich dort auf das Sterben vorzubereiten. Alle Weisheit, die Steigeiser verzapfte, gipfelte nur in der Sorge um die Geh der, Zinsen, Schuldverschreibungen und Hypotheken. So riet er: Die Löhne für die Arbeit müßten gesenkt werden, die Preise jedoch die gleiche Höhe behalten. Der Über;» Schuß aber würde in die Taschen der .Kaufleute rollenl Ein alter, in der Arbeit ergrauter Handwerksmeister wet« terte dagegen; „Unsere Arbeiter leben wie die Hundel Kaum, daß große Familien Zimmer und Küche ihr Eigen nennen können. .Kranke und Gesunde, Kinder und Er* wachsene leben in einen einzigen Raum gedrängt." Steigeiser fuhr mit seinen gichtischen Fingern durch den bläulich schimmernden, gekräuselten Vollbart: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ea bleibt dabei, die Arbeitslöhne werden ab nächster Woche gesenkt. Wer von. den Unternehmern seinen Arbeitern dennoch mehr bezahlen will, mag es tun. Der Händler und der Kauf* mann werden aber die Fertigware im Preis bei der Ab* nähme drücken. Drüben im Bayrischen ist das Eisenzeug billiger in der Herstellung als bei uns." Amadeus Scheitterer, Beisitzer eines Hammerwerkes mit dreißig Gesellen, zwölf Lehrlingen, sechs Fuhrleuten, vierzehn schweren Pferden, meldete sich zum Wort: „Der Bürger Steigeiser hat recht, im Bayrischen isind die Er* zeuger von Eisenwaren schon viel weiter. Aber das kommt davon, weil die Bayern sich Maschinen gekauft haben 1" Steigeiser paßten die Maschinen nicht in seinen Kram. Aus Menschen war leichter Profit zu pressen, als aus kalten, starren Maschinen. Auch die Klingenschmiede, Messerer und Schalenschrater hielten die Maschinen für Teufelszeug. Es wurde viel debattiert, viel Wein und Bier rann die heiser geredeten Kehlen hinab.

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