Norden nach Süden, und von Osten nach Westen zogen. Eine Kunst bedeutete das Feilenschlagen; Hieb tun Hieb scharf zu machen — es gehörten eine sichere Hand und gute Augen dazu. Eines Abendsi, Vater und Mutter Wemdl hatten ihren Kindern Feierabend geboten, las iLeopold Werndl im Schein einer Öllampe seine Zeitung. Aus dem Rauch« fang kräuselte friedlich weißblauer Rauch. Manches ver« liebte Paar wallte hinaus in die sommerwarme Nacht. Josef Werndl zog sich in seiner kleinen Kammer um. Er hielt viel auf frische Wäsche, gebürstete Kleidung. Er band ein weißes Seidentuch um den Halskragen. Leise, damit die Eltern seinen Schritt nicht hörten, schlich er über die knarrende Treppe, schloß die Tür auf. Sterne und Mond leuchteten am Himmel. Schnellen Schrittes eilte Josef Werndl dem Stadtinnern zu. Im Wirtshaus „Zur goldenen Sense", einem gut« bürgerlichen Wirtshaus, darin hübsche Töchter, gutes Hopfenbier und goldenen Wein, Birnen« und Apfelmost kredenzten, darin auch die Küche Vielfältiges aufzuwei« sen hatte, tagten im ersten Schankzimmer, die „Schwem« me" genannt, Kutscher und Fuhrleute. Viel Tand, Flitter« zeug, Fastnachtskram brachten die Kaufleute aus dem Venetischen nach Steyr. Viel Bier und Wein wurde ge« trunken. Im zweiten Gastzimmer saßen die ^Meister der Handwerke, die Holzhändler, die Eisenherren. Auch dort trank man gern. Der Kaufmann Ephraim Steigeiser führte das Wort. Steigeiser betrieb kein offenes Geschäft, hatte kein Gewölbe mit Schaufenstern und Waren darin. Er verlieh Silbergulden und Golddukaten zu hohen Zinsen. Viele angesehene Handwerksmeister, Bauern auch waren Gäste des Wechslers und Wucherers Steigeiser. So lange borgten sie bei ihm, bis Haus, Geschäft und Heimat ihnen verloren ging, sie sich an einem Türpfosten aufhängen
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