Leopold Werndl und sein Sohn

Weißensteiner, Eines nahm sich Josef vor: bei den Mäds" chen aufzupassen, frei zu bleiben! Ein Weib zu besitzen, wäre zwar schön, auch kein Unglück, doch er war noch viel zu jung, hatte noch manches zu lernen. Große Pläne kreuzten Jasefs Denken, Die hohen Pappeln an den Straßenrändern schwankten im lauen Wind, winkten dem davoneilenden jungen Mann aus Steyr zu. Napoleon hatte diese Pappelbäume einst auf seinem Siegeszuge pflanzen lassen. Josef Wemdl, nachdem er drei Jahre in Wien ver^ bracht hatte, war viele Landstraßen gewandert. Nun schien er ein beachtlicher junger Mann geworden. Manches Mädchen und manche junge Frau wandte sich nach ihm um, während er über das holperige Pflaster iseiner Heimat« Stadt ging. Kein Wörtchen hatte Josef den Eltern von seiner Rückkehr geschrieben. Es sollte eine Überraschung sein. Wer ist dieser schlanke, braunhaarige Jüngling mit den feurigen Blicken, dem festen Schritt, der über den Marktplatz eilte?, fragten die Mädchen, die Frauen, die Männer. „Der junge Werndl ist's," klang es als Antwort. Mutter Josefa vergoß Freudentränen. Stolz hörte sie die Erzählungen des Sohnes an. Vater Wemdl schien sein zum Gesellen freigesprochener Sohn viel zu rechthabe« risch. Ein Besserwisser saß da vor ihm. Mit Groll stellte Vater Werndl fest: „Ich muß schon sagen, mir paßt das Benehmen von deinem Buben nicht. Wenn er glaubt, weil er von Wien kommt, daß er das Gescheitsein gleich mit dem Löffel g'fressen hat und bei uns nuni den großen Herrn spielen will, da täuscht er sich gewaltig! Der Herr im Haus und in meiner Werkstatt bin ich! Sag' das dei« nem Herrn Sohn!" Frau Josefa ließ ihren Gemahl ausreden. Die vielen Ehejahre, die sie an der Seite des Meisters Leopold glück« selig verlebte, hatten sie gütig und demütig gemacht. Leo«

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