Leopold Werndl und sein Sohn

wirkten berauschend auf ihn. Große Meister sind in diese Stadt an der Donau gekommen, um Gotteswxmder in der Kunst entfalten zu können. Wien ist alt und dennoch ewig jung geblieben, hat Türken, Franzosen und viele Nationen im ehernen Schritt des Krieges und im Tanz des Friedens gesehen. Die Menschen haben ihr Lächeln be« halten. Der Stefansturm grüßt die Ankommenden, grüßt seine Schwester, die Gloriette im Park zu Schönbrunn. Verstohlen und verliebt gehen Burschen und Mädchen Hand in Hand durch Gassen und Straßen und fühlen im Herzen den Zauber dieser Erde. Lautes Leben in breiter Straße empfing Josef Werndl. Unsicher stand der Neuangekommene unter vielen Mem sehen am Donaukai, wartete, bis sein Name gerufen wurde. Der erste Geselle von der Büchsenmacherei Fruhwirth kam, den neuen Lehrling, den Meistersohn aus Steyr, ab# zuholen. Josef Werndl drängte die Tränen, die ihm in die Augen quollen, mühsam zurück. Klein und luftig schien das Kämmerchen, das die Meisterin Fruhwirth dem jüngsten Lehrling unter dem Hausdach anwies. Das Essen war kräftig und genügend. Meister Fruhwirth nahm am nächsten Morgen den Lehr« buben Josef Wemdl in die Werkstätte mit. „Mach' die Augen auf, frag', wenn'st was nicht weißt. Frag', wenn'st was wissen willst!" Die Gesellen redeten die Sprache, aus deren 'Länder sie kamen: polnisch, kroatisch, ungarisch, böhmisch, ruthenisch. Die Deutschen unter den Gesellen konnten sich mit den fremdsprachigen Arbeitskameraden dennoch gut verstehen. Von früh bis spät abends, mit einer ein# stündigen Unterbrechung zu Mittag, wurde in der Werk#

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