Leopold Werndl und sein Sohn

hatten ihren gesunden frohen Sinn trotz der überstandenen Not nicht verloren. JLaut schallte Gesang der Enns und Steyr entlang. Josef Werndl war Volksschüler, kein schlechter und auch kein hervorragender. Im Singen und Turnen bekam er stets eine blanke Eins, im Betragen eine weniger gute Note. Joisef "Werndl war ein Bub mit allen Fehlern und Tugenden, die Buben haben müssen. Der Junge kümmerte sich im Elternhaus wenig um seinen größeren Bruder Leo« pold und die kleineren Geschwister, die sich alljährlich emistellten. Immer, wenn er zur „iMoam" nach Unterhim« mel geschickt wurde, brachte der Storch ein neues Schwe« sterchen oder Brüderchen. Kaum mehr als einen Blick ver« wandte der kleine Josef für seine Geschwister. All sein Interesse galt der Werkstätte, die nun nicht nur im Hause Wieserfeld Nr. 44, sondern auch weiter unten an der Steyr, im Wehrgraben sich befand. In den vielen schwarz» gerußten Hütten arbeiteten Meister und Gesellen am Eisen, am Stahl. Dem Vater Werndl gefiel das aufge« weckte Wesen seines Sohnes wohl. Oft ertappte die für« sorgliche Mutter ihren Zweitgeborenen beim Schein einer brennenden Kerze, wie er zeichnete und in alten Büchern schmökerte. Der Schüler Josef Wemdl.war kein leicht lenkbares Kind, Jähzorn überfiel ihn öfters. Die Mitschüler hatten sich üim zu fügen. Sein erstes Sträuben galt dem frühmorgendlichen und oft sonntagnachmittäglichen Mini« strieren in der Vorstadtpfarrkirche. Für fünf Kronen Ent« lohnung machte dais Glocken bei Taufen, Hochzeiten, Be« gräbnissen nur Spaß, weil er sich am Glockenseil hoch» schwingen lie'ß, so hoch, daß der Mesner W^eiberl den jungen Werndl schon mit gebrochenen Gliedern am stei« nemen Kirchenboden liegen sah. Wehe dem Schüler, der sich beim Lehrer und Katecheten durch Angaben oder Frommtun einschmeichelte! Josef Werndls Fäuste waren

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