Leopold Werndl und sein Sohn

wuchsen Gesellen. Am Himmel verblaßten die Sterne, die Sonne stieg jeden Tag im Osten auf, um im Westen unter» zugehen. Sonne, Hitze, Regen, Kälte, Schnee wechselten in vorgeschriebenem Lauf. Der kleine Josef Wemdl hörte in den Jaliren acht» zehnhundertdreiunddreißig und) achtzehnhundertvierund» dreißig öfter den Ruf; „Feurio! Feurio!" in Steyrdorf und Wieserfeld. Die Sturmglocken zu St. Michael riefen die Tatkräftigen, Hilfsbereiten aus den Betten. Manch Opfer blieb auf der Brandstätte. Dem vierjährigen Joisef fehlte jeder Sinn für die Trauerfeier in der großen Kirche zu Steyr, zu der er von seinen Eltern mitgenommen wurde. Menschen, sonst lustig und frohen Mutes, standen schwarz gekleidet in der hohen, kalten Kirche, beteten, hielten die Hände gefaltet, verzogen die ernsten Gesichter zu keinem Lachen. Josef wußte nichts von einem Kaiser Franz dem Zweiten, der sich, nachdem er dreiundvierzig Jahre lang Szepter xmd Reichs» apfel zum Wohle der Habsburger Dynastie in österreichi» sehen Landen in Händen gehalten hatte, müde in sein Bett legte, die Augen für immer schloß. Josef, Sohn des Arma» tur»Werkstättenbesitzer Leopold Werndl ahnte nicht, daß dieser verstorbene Kaiser zu Lebzeiten viel Ungemach er» tragen mußte, nicht, daß unter Franz dem Zweiten der Konservatismus seine höchste Blütezeit erlebte. Franz der Zweite verschacherte seine Tochter Luise dem Franzosen» kaiser, dem großen Napoleon. Franz der Zweite brach seinem Schwiegersohn Napoleon die Treue sofort, als jener das Glück und die Liebe seiner Untertanen nicht mehr besaß und in die Verbannung nach Helena geschickt wurde. Unter Franz dem Zweiten tanzte man auf dem Kongreß in Wien, bis man aUe politischen Ränke und Schachzüge unter Dach und Fach gebracht hatte. — Fürst Metternich führte unter Franz dem Zweiten das große

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