Leopold Werndl und sein Sohn

Werndis tat sie im Stillen viel Gutes. Ihr Wohnhaus, das „Petzengütl" genannt, war einfach und schlicht. Die Sonntage, wenn sie nicht der Arbeit gehörten, schenkte Josef der Natur und seiner Heimat. In ihrer Landschaft unter seinen Landsleuten, suchte er völlig zu gesunden. Aber weder die Sonne, noch die Arzte konnten Josef Werndl retten. Seine Lebensuhr war abgelaufen, er mußte sich vorbereiten, den Seinen in die Ewigkeit zu folgen. Vor zehn Jahren hatte seine Frau, die Karoline, das Zeitliche gesegnet für immer. Eine Erkältung, die sich Josef Werndl am Karfreitag bei einer Fahrt nach Letten zugezogen, hatte eine bedenk« liehe Wendung genommen. Fiebergeschüttelt legte er sich in dem Bewußtsein; „Mein Werk ist vollbracht", in das Bett. Die behandelnden Arzte, Dr. Spängier und Dr. Cles« sin, sowie der zur Konsultation von Wien berufene Pro« fessor Dr. Kehler, gaben der Hoffnung Raum, daß — ob« wohl die Krankheit eine schwere sei — eine Gefahr nicht bestehe. Am Sonntag, dem Tage der Krisis, lag Josef Werndl zumeist bewußtlos, erkannte aber seine Angehö« rigen sowie eine Anzahl Freunde, die Beamten und Werkmeister der W^affenfabrik. Abends, zwischen fünf und sechs Uhr, erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt. Es trat keine Besserung, wohl aber die Gewißheit baldi« ger Auflösung ein. Emma Moser wachte Tag und Nacht an Josef Werndis Krankenbett. Sie drückte dem Freunde die Augen für immer zu. „Schlaf wohl", waren die Worte, die sie ihm als letzten Gruß gab. Um sechs Uhr früh drängte sich eine Menschenmenge vor dem Trauerhause. Männer und Frauen weinten im Gefühl bittersten Schmerzes. Der traurige Ruf; „Der Werndl ist totl" schreckte die Bewohner der Stadt aus

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